Angstfalle
fragen, du …« weiter kam sie nicht mehr, da warf Roland ein: »Ich wollte dir nur eine Freude machen.«
»Eine Freude, indem du mir einen geschmückten …«
»Was ist daran so verwerflich, einen Menschen, den man von Herzen gern hat, einzuladen? Ich weiß, dass du allein bist über die Feiertage. Ich habe nur eine kranke Mutter als Gesellschaft. Da könnten wir uns die Zeit gemeinsam schöner machen.«
Sie konnte seine Nachstellungen nicht mehr ertragen. Einerseits hielt er ihr vor, dass er bestens über ihr Leben Bescheid wusste, andererseits mimte er den Verliebten. Also beschloss sie, ihn anzulügen, damit er endlich Ruhe gab: »Nein. Pflege du deine Mutter – ich habe einen Gast.«
Aber anstatt Roland Berkes zu überraschen, überraschte er sie: »Du hast keinen Gast. Wen denn? Es gibt niemanden in deinem Leben.«
Erschrocken legte Trixi auf. Weggewischt waren die Zweifel, ob er wirklich hinter den grausamen Ereignissen steckte, die in und um ihr Haus herum geschahen. Nun hatte sie Gewissheit.
Wieder klingelte das Telefon. In der Annahme, dass es dieses Mal nur Käthe sein konnte, hob sie ab. Stattdessen hörte sie schon wieder die verhasste Stimme: »Nimmst du meine Einladung zum Essen an?«
»Du bist krank im Kopf! Habe ich mich nicht klar ausgedrückt?«
»Du hast geschwindelt. Das ist keine Antwort, sondern nur ein Ausweichmanöver.«
Da hatte Trixi wieder die Bestätigung dafür, dass sein Verhalten abnormal war. Aber sie war allein, Käthe war nicht da, um es bezeugen zu können. Roland wusste genau, was er tat.
»Dann sage ich es deutlicher: Nein und nochmals nein.«
Mit enttäuschter Stimme wünschte Roland ihr ein frohes Weihnachtsfest und legte auf.
Fast im gleichen Augenblick meldete sich ihr Handy, wohl die SMS von Käthe. Wäre sie nur eine Minute früher eingetroffen, hätte sich Trixi diese unerwünschten Telefonate sparen können.
Aber die Worte ihrer Freundin besänftigten sie sofort. Sie wünschte ein frohes Weihnachtsfest, hatte ihre Nachricht mit lustigen Figuren ausgestattet und fügte an, in Gedanken sei sie bei ihr.
Glücklich ließ Trixi sich auf ihr Sofa sinken und sendete Käthe eine SMS zurück.
Nun erst konnte sie abschalten. Sie zündete die Kerzen ihres Adventskranzes an, ließ leise Weihnachtsmusik laufen und streckte sich auf dem Sofa aus.
Die Stille, die in dem leeren Haus herrschte, seit Käthe fort war, empfand sie mit einem Mal als ungewohnt. Um ihre Einsamkeit besser ertragen zu können, flüchtete sie in die Erinnerungen der letzten Wochen.
Plötzlich hörte sie ein scharrendes Geräusch. Ihr blieb das Herz stehen. War jemand im Haus? Eine Weile lauschte sie, hörte aber nichts mehr. Vielleicht hatte sie sich auch nur getäuscht. Sie wollte sich gerade wieder entspannen, als es von oben krachte. Nun war sie sich ganz sicher, dass ein Einbrecher im Haus war.
Ihr Handy lag direkt neben ihr. Sofort griff sie danach und rief bei der Polizei an. Polizeihauptmeister Hollmann hob ab. Als sie seine Stimme hörte, war sie erleichtert.
»Bitte kommen Sie schnell, es ist jemand im Haus!«
»Wir sind in wenigen Minuten da.«
Es dauerte wirklich nicht lange, da hielt ein Polizeiauto vor der hölzernen Brücke. Zwei Polizeibeamte stiegen aus und kamen auf das Haus zu.
Hollmann war nicht dabei.
›So ein Mist‹, dachte Trixi. ›Wich er ihr aus? Warum kam er nicht selbst?‹
Enttäuscht führte sie die beiden Beamten die Treppe hinauf in den ersten Stock.
Prüfend gingen sie durch jedes Zimmer.
Einer der Beamten blieb stehen und grinste. Trixi folgte seinem Blick. Sie traute ihren Augen nicht. Vor ihnen stand die Schaufensterpuppe ihrer Mutter – in veränderter Form. Auf die Vorderseite des Holzkopfes war ein Gesicht aufgemalt worden, ein Frauengesicht mit knallrotem Kussmund, langen Wimpern über großen Augen mit Schlafzimmerblick. Auf den Brüsten, die nur aus zwei Rundungen bestanden, waren Brustwarzen aufgemalt und zwischen den Beinen ein schwarzes Gekräusel, was wohl die Schamhaare darstellen sollte.
»Die Puppe ist angemalt worden. Es war also wirklich jemand hier!«
»Oh ja! Und zwar einer von der ganz heimtückischen Sorte«, erkannte einer der Polizeibeamten schmunzelnd. »Wir werden eine Fahndung nach einem Erotikkünstler herausgeben!«
Während er seine Kamera hervorzog und Fotos von der bemalten Puppe schoss, bemühte er sich ernst zu bleiben. Doch als der andere laut loslachte, konnte er sich nicht mehr beherrschen.
»Wir haben es hier
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