Angstfalle
Krankenwagen losfuhr, fiel ihr ein, dass ihre Mutter sie nicht angerufen hatte.
9
Trixi hatte es geschafft, sich schlafen zu legen, ohne nach dem mysteriösen Etwas zu schauen. Das brachte sie allerdings um den erholsamen Schlaf, denn in der Nacht hatte sie die schlimmsten Albträume, was sich dahinter verbergen könnte. Übernächtigt schlurfte sie am nächsten Morgen zur Eingangstür. Es war Freitag. Die Feiertage waren vorüber und der Arbeitsalltag begann wieder.
Das konnte ja heiter werden, dachte sie. Trotz der Feiertage war sie nicht ausgeschlafen.
Das Etwas war eine Nachricht:
» Ich sehe was, was du nicht siehst!
Es ist blauäugig, blond und blöd!
Aber sehr verführerisch! «
Und deshalb konnte sie nicht schlafen. Verärgert nahm sie den Zettel und machte sich auf den Weg zur Arbeit. Diese dumme Andeutung trug Roland Berkes Handschrift, dachte sie wütend, während sie in die Kaiserstraße einbog und am Haus ihres netten Nachbarn vorbeiging. Dort sah sie, wie die junge Frau auf einem Stuhl von zwei Sanitätern die Treppe hinunter zum Krankenwagen getragen wurde. Der alte Herr und seine Frau folgten. Das sieht wie eine Abschiedsszene aus, dachte Trixi und wechselte die Straßenseite.
Sie freute sich auf ihre Arbeit, weil sie das beste Mittel war, ihre Sorgen zu verdrängen.
Käthe war schon da.
Die Freundin sah super aus. Schlanker und fröhlicher.
»Hast du vergessen zu essen oder hast du dich verliebt?«
Käthe lachte stolz: »Weder – noch! Das ist das neue Medikament, von dem ich dir erzählt habe. Ich konnte endlich das lästige Kortison absetzen. Und das tut meiner Figur gut.«
Käthe hatte jetzt eine richtige Taille, ihr Hals war nicht mehr schwammig sondern lang und schmal. Die junge Frau wirkte zuversichtlich und selbstbewusst.
Als Trixi ihrer Freundin das Geschenk überreichte, leuchteten ihre Augen vor Freude. Und als sie die Pantoffeln in den Händen hielt, musste sie lachen. Trixi stimmte ein. Gemeinsam schwelgten sie in den Erinnerungen an ihren Freudentanz im Schnee. Mit immer komischeren Details schmückten sie ihren Schneetanz aus, unterhielten die Kunden mit ihren Geschichten, was Trixi auf andere Gedanken brachte. Die Fröhlichkeit und das Ausgelassensein taten ihr gut, sie konnte gar nicht genug davon bekommen.
Kurz vor Feierabend betrat ein junger Mann den Salon.
Trixis Herz schlug höher. Es war Fritz Lörsch.
Seine Haare waren in der kurzen Zeit ein gutes Stück gewachsen. Er sah richtig verwegen aus. Trixi gefiel das. Aber seinen Wunsch, die Mähne zu stutzen, konnte sie ihm schlecht ausreden. Also machte sie sich an die Arbeit.
Hinterher wirkte er ziemlich brav. Trixi konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
»Gefällt Ihnen nicht, was Sie aus mir gemacht haben?«, fragte Fritz spitzfindig.
»Doch, doch! Anders hat es mir aber auch gefallen«, erwiderte sie unsicher. Warum fand sie gerade jetzt keine passende Antwort?
»Heißt das, dass ich nicht mehr so oft kommen soll?« Frech grinste er Trixi an.
Käthe beobachtete die beiden. Der Salon war schon geschlossen, sodass keine Kunden mehr stören konnten. Die Stille verstärkte Trixis Verlegenheit. Auf keinen Fall wollte sie, dass Fritz Lörsch nicht mehr so oft kam. Aber wie sagte sie ihm das?
»Sie können jederzeit kommen.« Etwas anderes fiel ihr nicht ein. Es war zum Verzweifeln.
»Jederzeit?«, bohrte Fritz weiter.
»Klar«, zwitscherte Trixi, die schlagartig einen guten Einfall hatte. »Zur Kopfmassage. Wie wäre das?«
»Klingt gut. Ich werde es mir überlegen.«
»Überlegen Sie gut. Das Angebot bekommt nicht jeder Kunde!«
Lachend begab er sich zur Kasse, bezahlte die Rechnung und verabschiedete sich.
»Du gehst aber ran«, schüttelte Käthe den Kopf. »Ich habe den Eindruck, dass es dir wieder besser geht.«
»Ganz und gar nicht. Die Feiertage waren der reinste Albtraum. Kaum warst du weg, ging das Horrorszenario weiter.«
Trixi zeigte ihr die Nachricht von Roland Berkes.
»Schau dir das an! Das ist endlich ein Beweis, den ich gegen ihn verwenden kann!«
»Das beweist doch nur, dass Roland ein Schwärmer ist- ein beleidigter Schwärmer, deshalb der kleine Seitenhieb. Oder willst du das als Drohbrief deuten?«
Trixi stutzte. Reagierte sie wirklich überempfindlich?
»Aber das war nicht alles«, versuchte sie ihre Freundin zu überzeugen. Sie erzählte ihr von dem Schneemann und dem Nikolaus mit den heruntergelassenen Hosen, als Käthe ihr plötzlich mit einem »Ach!« ins Wort
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