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Angstfalle

Angstfalle

Titel: Angstfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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begab sie sich in die Bahnhofstraße, wo wie immer viel Betrieb herrschte. Trixi eilte durch die Geschäfte. Mit vollen Einkaufstüten marschierte sie zur Bushaltestelle in der Mainzer Straße. Zu ihrem Entsetzen sah sie gerade noch, wie der Bus davonfuhr. Ihr Winken und Rufen nützte nichts.
    Mit Verspätung traf sie zu Hause ein.
    Käthe war noch nicht da.
    Schnell räumte sie alles weg, zog sich ein Minikleid an, das ihre Figur vorteilhaft betonte und wartete auf ihre Freundin. Es war bereits acht Uhr. Wo Käthe wohl steckte? Dann wurde es halb neun. Immer noch keine Spur von Käthe. Sie ließ sich aber viel Zeit. Um die Wartezeit zu verkürzen, nahm sie eine Flasche Sekt aus dem Kühlschrank und schenkte sich ein Glas ein. Im Nu war es leer und ihre Enttäuschung nicht mehr ganz so groß.
    Um neun Uhr wurde es Trixi zu bunt. Sie rief bei Käthe zu Hause an. Niemand meldete sich. Also war sie auf dem Weg.
    Aber sie kam nicht.
    Ungeduldig versuchte sie es auf dem Handy. Als sich die Mail-Box meldete, hörte sie ein leises Piepsen. Merkwürdig dachte sie. Wieder rief sie die Handynummer an. In der Stille ihres Hauses glaubte sie, eine Melodie zu hören. Welche Melodie benutzte Käthe? Es war das Lied: Was wollen wir trinken, sieben Tage lang . Wieder ertönte die Mail-Box, wieder hörte sie ein Piepsen.
    War sie schon betrunken?
    Sie schaute aus dem Wohnzimmerfenster. Während ihr Blick über die weiße Fläche wanderte, sah sie eine besonders dicke Schneeschicht vor dem Kellereingang liegen. Sicherlich die Reste des Schneemanns.
    Wieder wählte sie die Handynummer. Nun war sie sich aber ganz sicher, dass sie das Lied hörte . Sie lauschte, bis das Piepsen ertönte. Es kam aus der Richtung ihres Wohnzimmers. Aber es klang ganz leise. Also musste es von oben kommen. Mit zitternden Knien wankte sie durch den Flur auf die Tür zum Treppenhaus zu. Sie drückte die Klinke hinunter; es war abgeschlossen.
    Sie sperrte auf und stieg langsam die Treppe hoch. Oben angekommen spürte sie kalte Luft. Wie war das möglich? Sie hatte doch das Fenster fest verschlossen. Verunsichert stand sie im Flur. Die Tür zum Elternschlafzimmer auf der rechten Seite stand offen. Sie zögerte einen Moment und lugte vorsichtig hinein. Sie erschrak zu Tode. Das Fenster war offen und davor hing etwas von der Decke herunter. Mit einem Entsetzensschrei sprang sie zurück und ging in die Knie. Was hatte sie dort gesehen? Sie zitterte vor Angst, konnte sich aber nicht rühren.
    Mühsam erhob sie sich und wagte erneut einen Blick in das Elternschlafzimmer. Dieses Mal schaute sie genauer hin. Das war der Gipfel. Da hatte ihr jemand einen üblen Streich gespielt. Von der Decke hing die Schaufensterpuppe ihrer Mutter am offenen Fenster. Das aufgemalte Gesicht wirkte nicht mehr lasziv; es war verändert worden. Die neue Miene zeigte weit aufgerissene Augen, leicht geöffneten Mund und eine heraushängende Zunge.
    Trixi ekelte sich.
    Wie kam der Kopf dieser Puppe durch eine Schlinge, die von der Decke hing?
    Hörte das Katz-und-Maus-Spiel nie auf?
    Wütend kletterte sie bis zur Decke und schraubte den Haken heraus. Mit dieser Vorrichtung könnte man auch einen Menschen erhängen. Der Gedanke erschütterte sie und so entfernte sie lieber alles, um diese Möglichkeit auszuschließen. Die Puppe warf sie mit Schwung durch das geöffnete Fenster. Zufrieden beobachtete sie, wie sie beim Aufprall in tausend Stücke brach, die sich gleichmäßig im Schnee verteilten.
    Als sie das Zimmer verlassen wollte, kam ihr der Gedanke, die Fensterläden zu schließen. Das Schlafzimmer war ein Eckzimmer, die Fenster zeigten zur Eingangsseite des Hauses und zur Seite des Autofriedhofs. Auf der Vorderseite befanden sich Rollläden, die schon seit dem Tod ihrer Eltern verschlossen waren. Sie ließen sich auch nicht mehr öffnen, weil sie durch den Schmutz der vielen Jahre unbeweglich geworden waren. Das Fenster zur Seite wurde mit Klappläden verschlossen. Sie öffnete es und wollte die Läden herbeiziehen, griff aber ins Leere. Erschrocken schaute sie sich um: Da war nichts. Die Läden waren verschwunden. Seit wann, fragte sie sich entsetzt. Sie richtete ihren Blick auf den Boden, dort lag außer Plastikarmen und –beinen nichts. Da hatte sich jemand aber gründlich vorbereitet, dachte Trixi. Frustriert kehrte sie ins Erdgeschoss zurück.
    Von Käthe immer noch keine Spur.
    Wieder wählte sie die Handynummer, wieder glaubte sie, die Melodie zu hören. Blieb nur noch der

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