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Angstfalle

Angstfalle

Titel: Angstfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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Kriminalpolizeidirektion an. Jetzt wäre der geeignete Moment den Beweis zu erbringen, dass sie keinesfalls fantasierte. Die Ratte war leibhaftig in ihrem Haus und der zerfetzte Zettel, das Beweisstück, lag auf dem Boden vor der Treppe. Sie wählte die Durchwahl der Abteilung für Tötungsdelikte. Wieder einmal sprach sie mit Kriminalkommissar Diez. Gab es keinen anderen Polizeibeamten dort, fragte sich Trixi. Aber ihr blieb keine andere Wahl, als ihm die neue Situation zu schildern.
    Diez hörte ihr schweigend zu und fragte dann: »Meinen Sie eine zweibeinige oder eine vierbeinige Ratte?«
    »Eine vierbeinige!«
    »Und darum rufen Sie mich an?«
    Trixi war verdutzt. Was sollte diese Frage?
    »Was soll ich dagegen machen?«, fragte Diez weiter.
    »Sie sagten doch selbst, ich solle Ihnen Beweise liefern, mit denen Sie arbeiten können. Jetzt liegt vor der Treppe…«
    Aber Trixi kam nicht dazu auszureden, da fiel ihr Diez ins Wort: »Sie bringen mich auf eine gute Idee: Ich bestelle den Rattenfänger von Hameln. Wenn ich ihm die Dringlichkeit Ihrer Situation klarmache, wird er den weiten Weg bestimmt auf sich nehmen.«
    »Warum glauben Sie mir nicht?«
    »Haben Sie eine Vorstellung, was geschieht, wenn ich mit Ihrer Anzeige gegen ein Nagetier bei der Staatsanwaltschaft aufkreuze?«
    »Sie wollen mir nicht zuhören!«
    »Ich will vermeiden, dass noch weitere Dienststellen mit Ihren absonderlichen Anzeigen beschäftigt werden!«
    »Meine Anzeigen sind nicht absonderlich! Es ist wirklich eine Ratte in meinem Haus. Sie verwüstet gerade meine Einrichtung!«
    »Sie leben am Waldrand. Da kommt so etwas schon mal vor«, erklärte er geduldig. »Sie stehen kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Warum sträuben Sie sich gegen meinen Rat, eine Therapie zu machen?«
    Trixi spürte, dass sie mit diesem Telefonat nichts erreichte. Warum beharrte er darauf, dass sie therapeutische Hilfe benötigte? Wollte er ihr Problem einfach nur abwälzen?
    Trixi legte auf und setzte ihre Jagd nach der Ratte fort, wobei sie sich nicht sicher war, was sie mehr ängstigte: Der Nager oder der Bulle?
    Nach mehreren gescheiterten Versuchen, das lästige Tier zu erwischen, kam ihr der Einfall, es mit Rattengift zu versuchen. Sie wusste, dass ihre Mutter davon immer etwas im Haus hatte. Im Küchenschrank stand die Flasche, auf der ein Totenkopf abgebildet war. Als Kind bekam sie immer große Angst, wenn ihre Mutter diese Flasche mit der Furcht erregenden Abbildung herausnahm. Sie holte etwas Essbares aus ihrem Kühlschrank, verteilte den restlichen Inhalt der Flasche darauf und konnte nur noch hoffen, dass die Menge ausreichte.
    Erst in den Morgenstunden fiel sie in einen unruhigen Schlaf. Am Morgen lag die Ratte tot im Flur. Die Verwüstungen waren erstaunlich groß für so ein kleines Tier. Geschirr war zu Bruch gegangen, einige Vorratsdosen lagen vor den Küchenschränken und der Inhalt verstreut auf dem Boden. Sogar im Wohnzimmer waren die Spuren zu sehen. Der Weihnachtsstern lag neben dem kleinen Tisch. Die Blumenerde verteilte sich auf dem Perserteppich.
    So gut es ging, versuchte Trixi die Pflanze zu retten, stellte sie auf den Tisch zurück und füllte die Erde in den Topf. Die Scherben und die Vorräte kehrte sie auf und warf sie zusammen mit dem Tierkadaver zu den Autowracks. Sie hoffte inständig, dass damit das Problem gelöst war.
    Der Arbeitstag wurde für sie zur reinsten Qual. Sie hatte alle Mühe, nicht im Stehen einzuschlafen. Die Kunden bemerkten ihre Verfassung und reagierten gereizt. Trixi befürchtete, dass sich jemand beschweren würde, aber was konnte sie tun? Ihren Chef um Urlaub bitten? Zum Arzt gehen?
    Am Abend sollte sie schnell erkennen, dass sie das Problem mit der Ratte keineswegs gelöst hatte. Als sie auf die Haustür zutrat, sah sie das tote Tier dort liegen. Daneben lag das Cover des Buches von Steven King mit dem Titel: Friedhof der Kuscheltiere.!
    Trixi ekelte sich. Ratlos stand sie davor und überlegte, was sie tun sollte. Wieder bei der Polizei anrufen traute sie sich nicht. Die Warnung, eine Therapie zu machen, klang noch in ihren Ohren.
    Hastig entsorgte sie alles in der Mülltonne.
    Am nächsten Abend lag der Tierkadaver erneut vor der Haustür. Dieses Spiel sollte sich noch einige Male wiederholen, obwohl Trixi das Tier beim letzten Mal unter die Brücke geworfen hatte. Zusammen mit dem Aas konnte sie nun auch den schönen Weihnachtsstern entsorgen. Er hatte sich von dem Sturz nicht mehr erholt. Schlaff hingen

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