Angstfalle
an. Er hatte recht. Sie wollte es ihm sagen, aber er hatte sie nicht zu Wort kommen lassen. Sie erwähnte das Cover des Buches: Friedhof der Kuscheltiere .
»Das hätten Sie aufheben sollen! Nicht den Tierkadaver!«
»Aber das war doch nur ein Teil eines Buches«, wehrte Trixi sich.
»Was er dafür verwendet, ist egal. Hauptsache, wir haben etwas in den Händen, womit wir arbeiten können.«
»Das konnte ich nicht wissen.«
»Dann wissen Sie es für das nächste Mal!«
»Soll das heißen, Sie stehen erst von diesem Stuhl auf, wenn mein hartnäckiger Verfolger mich getötet hat?«, trumpfte Trixi auf.
»Frau Reuber! Ersparen Sie uns diese Phrasen«, erhob Kriminalkommissar Diez sich von seinem Platz.
Trixi hatte vergessen, wie groß er war. Von oben herab schaute er sie an, dass sie sich ganz winzig und unbedeutend fühlte. Ein Gefühl, das ihr in der verzweifelten Situation nicht behagte. Hätte sie nur die Klappe gehalten.
»Wir mussten Roland Berkes aus der Untersuchungshaft entlassen, weil er unschuldig ist.« Mit diesen Worten beugte er sich über den Schreibtisch. »Deshalb wundert es mich nicht, dass Sie ausgerechnet jetzt wieder hier auftauchen und von merkwürdigen Vorfällen in Ihrem Haus erzählen. Für wie dumm halten Sie uns eigentlich?«
Dazu wollte Trixi lieber nichts sagen.
»Sie wollen einen unschuldigen Mann hinter Gittern sehen, koste es, was es wolle. Aber uns vormachen, Sie seien gefährdet!«
Die Augen des Kriminalisten blickten ironisch auf sie hinab. Sein Gesichtsausdruck drückte Desinteresse aus, seine Haltung spiegelte Gleichgültigkeit wider.
Da wurde es Trixi zu viel. Voller Wut schlug sie mit der Faust auf den Schreibtisch, dass alles, was darauf stand unter der Erschütterung wackelte, der Weihnachtsstern umkippte und auf den Boden fiel, wo der Übertopf zu Bruch ging und der Inhalt sich verteilte.
»Was soll das?«, hörte sie ihn schimpfen.
»Ich will, dass Sie mich ernst nehmen«, konterte Trixi, wobei ihr selbst klar war, dass sie zu weit gegangen war.
»Haben Sie sich nicht im Griff? Dass Sie zu Zerstörungswut neigen, hätte ich nicht gedacht!«
Er eilte um seinen Tisch herum, um sich den Schaden anzusehen. »Das ist Sachbeschädigung, meine Liebe.«
Trixi merkte, dass sie mit dieser Geste nichts erreicht hatte. Aber sie war machtlos dagegen. Der Ärger, der sich in ihr angestaut hatte, musste einfach raus.
»Sie bekommen Ihre Wut nicht in den Griff! Es fängt immer mit kleinen Sachbeschädigungen an. In den meisten Fällen nimmt die Gewaltbereitschaft zu und das Ausmaß wird schlimmer.«
Während er das sagte, wies er auf den zerstörten Blumentopf.
»Als ich Ihnen den Rat gegeben habe, eine Therapie zu machen, meinte ich es gut mit Ihnen. Aber Sie wollen nur sich selbst als Opfer sehen.«
Ohne zu antworten, verließ Trixi im Eiltempo das Büro.
Sie hatte einen Fehler im entscheidenden Moment gemacht. Nun konnte sie nicht mehr auf ihn zählen. Aber konnte sie überhaupt schon einmal auf seine Hilfe zählen?
Plötzlich kam ihr noch ein Gedanke: Vermutlich war es kein Zufall, dass sie immer noch keine Spur vom Mörder ihrer Freundin hatten. Sie hielten sie für die Mörderin! Diese Erkenntnis war so niederschmetternd, dass Trixi weiche Knie bekam. Wurde sie überwacht? Oder verfolgt? Steckte vielleicht sogar Daniela dahinter? Wenn sie deren Verhalten richtig deutete, wäre das die sinnvollste Erklärung.
Sie hatte große Mühe, nicht in die Knie zu gehen. Immer wieder drehte sie sich um. Jeden Mann hielt sie plötzlich für einen bedrohlichen Beobachter. Ihre Situation war so schrecklich, dass sie schon befürchtete eine Paranoia zu bekommen.
Aber sie durfte nicht verzagen. Sie hatte sich immer wieder der Hoffnung hingegeben, die Polizei würde ihr helfen. Aber da lag sie falsch. Nun musste sie handeln und sie hatte auch schon eine Idee. Sie beschloss, den Saarbasar aufzusuchen und sich dort eine Kamera zu kaufen. Die Geschäfte hatten bis zwanzig Uhr geöffnet und lagen auf ihrem Heimweg. Entschlossen schritt sie zur Tat.
Sie entschied sich für eine Digitalkamera, die ihr Budget arg strapazierte. Aber sie versprach sich davon eine entscheidende Hilfe für die nächsten Streiche, die Roland sich für sie einfallen ließ.
Sie fühlte sich sofort besser. Sie erkannte, dass es am besten war, sich auf sich selbst zu verlassen. Eine andere Lösung gab es nicht. Schon vor Jahren, als sie mit Chantal zusammen war, galt für sie beide immer nur eine Parole:
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