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Angstfalle

Angstfalle

Titel: Angstfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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Maiglöckchen im Winter blühen? Blühen die nicht im Mai, wie der Name schon sagt?«
    »Ich habe es einfach mal versucht. Ist es nicht toll, wie schön sie aussehen – und das im Februar?«, stellte Trixi eine Gegenfrage.
    »Das ist erstaunlich«, bemerkte Fritz. »Findest du nicht auch, dass das Maiglöckchen dem Bärlauch sehr ähnlich sieht?«
    »Wie kommst du jetzt darauf?«
    »Ich habe doch gerade den Bärlauch gewaschen und geschnitten. Jetzt erst sehe ich, dass die Blätter des Bärlauchs denen des Maiglöckchens haargenau gleichen«, erklärte Fritz und wies mit dem Zeigefinger auf die Pflanze. »Fast zum Verwechseln ähnlich!«
    Hastig zog Trixi seine Hand weg.
    »Ich weiß, diese Pflanzen sind giftig«, nickte er auf ihre Reaktion hin.
    Betont lässig zuckte Trixi mit den Schultern. Sie zögerte kurz, bevor sie entgegnete: »Genauso sind sie aber auch für ihre Heilwirkung bekannt.«
    »Heilwirkung?«
    »Ja. Maiglöckchen enthalten Substanzen, die Ärzte bei Herzkrankheiten einsetzen. Wie du siehst, ist nichts so schlecht, dass es nicht auch noch für etwas gut sein kann!«
    Zwischen Kakteen und Orchideen entdeckte Fritz die Digitalkamera, Trixis neueste Errungenschaft, um sich effektiver gegen ihren Widersacher wehren zu können.
    »Was willst du damit?«, fragte er ironisch. »Die Entwicklung deiner Pflanzen festhalten?«
    Darauf gab Trixi lieber keine Antwort. Das war ein Thema, das sie jetzt nicht diskutieren wollte. Sie nahm ihm das Gerät aus der Hand, legte es an seinen Platz zurück und schob ihn sanft aus dem Zimmer.
    Im Wohnzimmer setzte sich Fritz nicht gleich wieder auf seinen Platz, sondern schlenderte von einem Fenster zum anderen. Erst als sein Blick auf den Autofriedhof fiel, blieb er stehen. Die Hände verschränkte er lässig auf seinem Rücken. Lange stand er still da. Trixi nutzte die Gelegenheit, ihn zu bewundern. Er war größer als sie, seine Figur wirkte sportlich, seine dunklen Haare glänzten.
    »Die Umgebung hier ist nicht schön«, stellte er fest.
    »Nein.«
    Sie näherte sich ihm, sodass sie ebenfalls die verrosteten Autowracks, die das Haus säumten, sehen konnte. Es schneite. Im Schein der Laterne, die auf der anderen Seite des Grumbachs stand und den Parkplatz erleuchtete, wirkten die Schneeflocken wie ein dichter, weißer Schleier. Eine dünne Schicht hatte sich über die alten Autos gelegt, sodass der Kulisse ein wenig von ihrer Hässlichkeit genommen wurde.
    »Sah es hier schon immer so verwahrlost aus?«, fragte er, seinen Blick immer noch auf die Autos gerichtet.
    »Im Moment sieht es doch gar nicht verwahrlost aus. Wenn wir erst einmal eingeschneit sind, ist es hier so idyllisch wie überall«, scherzte Trixi.
    Fritz lachte nicht, sondern fragte in ernstem Tonfall weiter: »Wie sah es früher aus?«
    »Direkt neben unserem Haus gab es einen großen Garten«, antwortete Trixi. Dabei fielen ihr wieder der Gärtner und sein Sohn ein. Aber an die beiden wollte sie jetzt nicht denken, weil ihr das die gute Stimmung vermiesen würde.
    Deshalb lenkte sie lachend ab: »Angrenzend an den Garten stand ein Nachbarhaus. Dort hat meine Freundin gewohnt. Das waren schöne Zeiten!«
    »Was ist daraus geworden?«
    »Das Haus meiner Freundin wurde abgerissen. Ein Schrotthändler hat es gekauft und hat uns gleichzeitig für den Garten einen guten Preis geboten. Wir konnten das Geld gebrauchen, also haben wir verkauft.«
    »War euch das egal, was mit eurem Garten passiert?«
    »Warum?«
    »So sieht es schrecklich aus! War das Geld wichtiger als ein schöner Garten?«
    Die Fragerei gefiel Trixi ganz und gar nicht. Der Mann, nach dem sie sich verzehrte, stand direkt vor ihr und stellte Fragen über ein Thema, das sie einfach vergessen wollte. Er blieb unbeweglich am Fenster stehen und starrte auf die Autowracks.
    Er durfte ihr nicht entgleiten. Zu stark waren die Gefühle, von denen sie sich beherrscht fühlte. Der richtige Zeitpunkt war jetzt oder nie, erkannte sie. Ohne Zögern handelte sie.
    Lautlos entfernte sie sich von ihm, trat auf die Stereoanlage zu, die sie einschaltete. Leise, besinnliche Musik erklang. Der Effekt blieb nicht aus. Fritz wandte ihr endlich sein Gesicht zu. Vor seinen Augen streckte Trixi ihre Arme aus, drehte sich im Takt der Musik um sich selbst, wobei sich der durchsichtige Stoff, der sie umhüllte, öffnete. Ganz deutlich sah er die Umrisse ihres nackten Körpers darunter. Fasziniert schaute er ihr zu. Das Tuch umgarnte jede ihrer Bewegungen, ließ ihre

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