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Angstfalle

Angstfalle

Titel: Angstfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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nach.

17
    Anke fühlte sich wieder besser. Mit Lisa auf dem Arm lief sie in ihrer Wohnung auf und ab. Am Balkonfenster verweilte sie etwas länger. Es hatte kräftig geschneit, die Welt vor ihrer Wohnung war in ein sauberes Weiß getaucht. Saarland – Winterland, dachte sie und musste schmunzeln. Gerne wäre sie hinausgegangen, aber sie wagte es nicht. Lisa war so klein und zerbrechlich. Sie fürchtete, dass die Kleine sich eine Erkältung zuziehen könnte.
    Martha war in der Küche tätig. Anke war heilfroh, dass sie diese Hilfe in Anspruch nehmen konnte. Martha wusste immer Rat, obwohl sie selbst nie Kinder gehabt hatte. Ihre Gesellschaft war so angenehm, dass Anke sich wünschte, sie würde zu ihr ziehen. Aber das konnte sie Kullmann nicht antun. Er kam ständig nachsehen, ob auch alles in Ordnung war. Dabei wusste Anke genau, dass das nur ein Vorwand war. Kullmann konnte ohne seine Frau nicht mehr sein. Deshalb war auch er meistens hier.
    Sie waren also so etwas wie eine kleine Familie.
    Martha war mit den Vorbereitungen für das Essen fast fertig, als es klingelte.
    »Da hat einer aber eine gute Nase«, brummte Kullmann, der zur Essenszeit nicht gerne gestört wurde. Trotzdem öffnete er.
    Es war Erik.
    »Es geht dir wieder besser, wie ich sehe«, begrüßte er Anke, aber seine Augen waren nur auf Lisa gerichtet.
    »Lisa geht es schon die ganze Zeit sehr gut«, konnte Anke sich nicht verkneifen zu sagen.
    Aber Erik bemerkte den Seitenhieb nicht. Geschickt nahm er das Baby und spazierte mit ihm durch die Wohnung. Lisas Augen wurden ganz groß. Sie schaute Erik forschend an. Anke befürchtete schon, sie würde losbrüllen, aber es geschah nichts dergleichen. Lisas Misstrauen war schnell wieder verschwunden.
    »Ich würde die Kleine auch mal gerne tragen«, meinte Kullmann plötzlich.
    »Dann tu es doch.«
    »Ich hatte noch nie ein kleines Baby auf dem Arm. Hoffentlich mache ich nichts falsch.«
    Anke nahm Erik ihr Kind ab und zeigte Kullmann, wie er die Kleine halten musste, damit nichts passierte. Zunächst stand der ältere Mann so verkrampft mit dem Bündel auf dem Arm vor dem Fenster, dass Anke nur mühsam ihr Lachen unterdrücken konnte. Kullmann registrierte ihre Reaktion mit einem leisen Knurren, das Lisa sofort dazu brachte, mit ihrem kleinen Händchen nach seinem Gesicht zu greifen.
    »Sie will bestimmt wissen, wo dieses Brummen herkam«, lachte Anke.
    Kullmann war so begeistert, dass er nicht mehr hörte, was um ihn herum gesprochen wurde. Immer entspannter wurde seine Haltung, immer sicherer fühlte er sich.
    »Das Essen wird kalt.« Damit holte Martha ihn wieder in die Realität zurück.
    »Ist das wunderbar. Diese Erfahrung ist erfrischend und wohltuend für mich. Bei dem Beruf, den ich mir ausgesucht habe.«
    »Deshalb bin ich hier«, meldete sich Erik zu Wort.
    »Sie können gerne mit uns essen«, lud Martha den Polizeibeamten ein. »Es ist genug da.«
    Diese Einladung konnte Erik nicht ausschlagen. Auf dem Tisch standen Schüsseln mit Rosenkohlgemüse, dampfender Soße und duftendem Zwiebelbraten.
    »Haben Sie bei Forseti die Exhumierung durchsetzen können?«, fragte Kullmann nach dem Essen.
    »Ich nicht«, gestand Erik. »Ich habe ihm Ihre Geschichte und die dazugehörige Vermutung genauestens geschildert und damit riskiert, dass ich auf den Wüstenplaneten versetzt werde!«
    »Aber dazu ist es offensichtlich nicht gekommen.«
    »Einen Tag nach meinem fehlgeschlagenen Versuch bei Forseti, den Tod von Roland Berkes genauer unter die Lupe zu nehmen, ging ein anonymer Hinweis bei uns ein, der genau dasselbe besagte, nämlich dass Roland Berkes keines natürliches Todes gestorben sei. Der Anrufer nannte Gründe für seine Behauptung, die so detailliert waren, dass wir diesen Hinweis ernst nehmen mussten!«
    »Erik, machen Sie es doch nicht so spannend«, wurde Kullmann immer ungeduldiger.
    »Er erklärte uns, dass es in Beatrix Reubers Haus ein Zimmer gebe, in dem sie alle möglichen Pflanzen züchtete. Darunter auch Maiglöckchen!«
    »Maiglöckchen? Im Winter?«
    »Vielleicht wollte sie ja Bärlauch anpflanzen und freute sich, als ihr Gewürzpflänzchen anfing zu blühen«, spekulierte Erik grinsend.
    »Bärlauch blüht nicht«, stellte Kullmann klar.
    »So was! Da sehen Sie mal wieder, wie schnell er mit dem Maiglöckchen verwechselt werden kann!«
    »Wenn ich noch in meiner Position als Abteilungsleiter bei euch wäre, würde ich mich mit sofortiger Wirkung um Ihre Versetzung auf den

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