Angstfalle
zittern. Ich bin nämlich ganz schön sauer, bei den Bullen in Verdacht gekommen zu sein. Das habe ich dir zu verdanken!«
»Das stimmt nicht«, meinte Trixi verzweifelt, »Ich muss mich doch dagegen wehren, wenn ich in meinem Haus belästigt und bedroht werde! Die Polizei wollte Namen wissen. Wen hätte ich nennen sollen: Robbie Williams?«
Mit offenem Mund starrte Bruno Trixi an.
»Mach den Mund zu und verschwinde«, trumpfte sie auf.
»Du bist ganz schön unverschämt. Dich müsste ich mal richtig übers Knie legen, damit du weißt, wie der Hase läuft!«
Bruno hielt immer noch die Maske in der Hand. Blitzschnell schnappte Trixi sie sich und wollte sich damit ins Haus zurückziehen, aber die Haustür stand weit offen und dazu noch Bruno im Türrahmen, sodass Trixi sie unmöglich zuknallen konnte.
Bruno zeigte keine Reaktion.
Trixi spürte, wie ihr die Angst in den Nacken kroch. War sie zu weit gegangen? Die Art, wie er sie anschaute, machte ihr deutlich, dass er sich von seinem Besuch bei ihr mehr versprach als klärende Worte. Wie weit würde er gehen? Sie wusste es nicht, sie befürchtete nur, dass er in seiner Ungeschliffenheit über sie herfallen und am Ende noch behaupten könnte, sie hätte Spaß daran gehabt.
Schweigend starrten sie sich an, bis Trixi endlich den Mut aufbrachte und fragte: »Kann ich jetzt bitte wieder meine Ruhe haben?«
»Natürlich! Hauptsache du hast deine Ruhe! Aber ich warne dich«, zeigte er drohend mit dem Zeigefinger auf sie. »Nimm die Anzeige bei der Polizei zurück, oder du wirst mich kennenlernen!«
Er drehte sich um, als wollte er weggehen, doch abrupt wandte er sich wieder Trixi zu: »Die Clownsmaske wollte ich dir ohnehin zurückgeben! Ich brauche sie nicht mehr.«
Trixi schluckte.
Lange stand sie mit der Maske in der Hand im Flur. Während ihr Blick darauf verweilte, erinnerte sie sich daran, dass genau diese Maske vor ihrem Schlafzimmerfenster auftauchte, kurz bevor die Ratte in ihrem Haus war. Da war sie das erste Mal vor diesem Requisit zu Tode erschrocken.
War das die Bestätigung dafür, dass von Anfang an Bruno hinter all diesen grausamen Streichen steckte?
Trixi wurde schlecht.
Sie suchte Zuflucht bei ihren Pflanzen. Nach und nach besah sie sich alle Arten, bis sie vor dem Maiglöckchen stand. Ihre Blätter waren lang, pfeilförmig und umhüllten den Stängel, der weiße, zart riechende Blüten trug. Diese Pflanze war ihr größter Triumph. Gerne hätte sie ihre Finger über die langen, grünen Blätter streichen lassen. Aber sie vermied die Berührung, weil sie selbst nicht wusste, wie gefährlich das werden konnte. Aber gerade durch das tödliche Gift übte das unscheinbare Pflänzchen eine Macht aus, die Trixi faszinierte. Sie empfand es als Herausforderung, verantwortlich für Gedeih und Verderb eines Wesens zu sein, das selbst über Leben und Tod verfügen konnte.
Kaum hatte sie das Schlafzimmer betreten, sah sie jemanden an dem Hang vor ihrem Fenster sitzen. Der Terror begann wieder von vorne! Oder ging er weiter?
Wütend ließ sie die Rollladen herunter. Zu ihrem Entsetzen stellte sie fest, dass sie sich nicht ganz schließen ließen. Sie klemmten fest. Was hat sich ihr Verfolger nun wieder einfallen lassen? So konnte sie unmöglich in diesem Zimmer schlafen. Das Fenster öffnen, um den Schaden zu beheben, wollte sie auch nicht. Vielleicht wartete er nur darauf.
Verzweifelt nahm sie sich ihre Daunendecke und ihr Kissen und zog ins Wohnzimmer um. Die Couch war ein guter Bettersatz.
Ständig kreisten ihre Gedanken um Roland Berkes. An ihrem einzigen, gemeinsamen Abend war er nett, hatte sich viel Mühe gegeben, nicht unangenehm aufzufallen, hatte ihr sogar Blumen geschenkt. Eigentlich war Roland nicht so schlecht, wie sie es sich selbst eingeredet hatte. Was tun, wenn er wirklich nur mit ihr essen gehen und mit ihr zusammen sein wollte, während ein ganz anderer – nämlich Bruno Dold – um ihr Haus herumschlich, um ihr das Leben zur Hölle zu machen? Der Gedanke kam ihr immer glaubwürdiger vor. Sie hatte Bruno übel mitgespielt, hatte ihn wegen seiner unförmigen Figur gehänselt, egal, wo sie sich gerade befanden. Damit hatte sie ihn zur Zielscheibe des Spotts gemacht. Aber genügte das, um einen Menschen zu töten? Ihre Freundin Käthe war tot, Trixi kamen die Tränen. Sollte das das Ergebnis ihrer charakterlosen Spielchen mit Bruno Dold sein? Roland Berkes war auch tot. Hat sie ihn irrtümlich für einen gefährlichen Psychopathen
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