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Angstfalle

Angstfalle

Titel: Angstfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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an den letzten Abend, sah sich wieder zusammen mit Fritz in enger, vertrauter Zweisamkeit. Er hatte sich den ganzen Tag nicht gemeldet, vielleicht überraschte er sie ja mit einem Besuch.
    Ihr Haus stand still und verlassen zwischen den Autowracks. Trotz der tristen Umgebung konnte Trixi sich an dem Anblick dieses schönen Altbaus erfreuen. Es war schwer zu glauben, welche hässlichen Szenen sich im Inneren abspielten. Vielleicht käme sie ja jetzt zur Ruhe, wenn ihr Verfolger endlich sah, dass sie einen festen Freund hatte. Dann blieb ihm nichts anderes übrig, als sie in Ruhe zu lassen.
     
    Für den Abend hatte sie sich vorgenommen, die obere Etage aufzuräumen. Sie begann mit dem Schlafzimmer ihrer Eltern. Das Chaos dort war gewaltig, aber ihre Entschlossenheit auch. Allerdings war die Fensterscheibe zersplittert. Der Rahmen war nur angelehnt. Seit wann war das Fenster kaputt, fragte sich Trixi. Das war die Erklärung für die kalten Temperaturen. Winzig kleine Pfützen sammelten sich auf dem Fußboden. Das Fenster konnte noch nicht lange offen stehen, überlegte Trixi. Sie warf einen Blick hinaus auf den Autofriedhof. Dort war alles weiß, der Schnee fiel immer dichter, immer mehr Schneeflocken verirrten sich in das Schlafzimmer. Trixi lehnte sich über den Fensterrahmen nach draußen, um zu sehen, ob dort eine Leiter stand. Aber sie sah nichts. Alles war von einer Schneeschicht überzogen.
    Bei dem Anblick der Schneeflocken erinnerte sie sich, wie sie zusammen mit ihrer Freundin Käthe in Pantoffeln und Pyjama im Schnee herum gesprungen war. Sie hatten beide große Lebensfreude und Energie gespürt, als der Schnee auf sie herabrieselte, hatten versucht, Schneeflocken zu essen und herumfantasiert, was sie machen sollten, wären sie erst einmal eingeschneit. Die Kälte hatte sie wieder ins Haus hineingetrieben, hatte den Zauber beendet – aber nicht die schöne Erinnerung daran. Trixi seufzte. Bestand ihr Leben nur noch aus Erinnerungen? Sie war gerade mal dreißig Jahre alt und hatte das Gefühl, dass früher alles besser war als heute. Diese Schwermut durfte sie nicht zulassen, schüttelte sie rasch den Kopf. Immerhin hatte sie Fritz. Er erwies sich nicht nur als guter Liebhaber, sondern war groß und stark. Er würde sich für sie einsetzen, wenn sie Hilfe brauchte. Diese Gedanken gefielen ihr besser.
    Sie reparierte das Fenster mit einer Spanplatte. Während sie schuftete, staunte sie über sich selbst. Solche Kräfte hätte sie sich nicht zugetraut, aber wenn es sein musste, ging es irgendwie. Die zertrümmerten Möbel konnte sie einigermaßen zusammenflicken. Die Exemplare, die der Zerstörungswut hoffnungslos zum Opfer gefallen waren, hatte sie schon am Vortag entfernt. Während sie sich die schmutzigen Hände an ihrer Hose abklopfte stellte sie zufrieden fest, dass nichts mehr von dem Vandalismus zu erkennen war, sofern man nicht davon wusste. Sie selbst sah die Spuren in jedem Winkel. Viele Dinge waren zu Bruch gegangen, für die sich sicherlich eine Menge Geld bekommen hätte. Aber jammern half nichts. Sie musste nach vorn schauen. Sie beschloss, für heute die Arbeit zu beenden und nach unten zu gehen.
    Da hörte sie Schritte. Sie kamen von der Treppe.
    Wie war das möglich? Sie hatte doch ein neues Türschloss anbringen lassen? ›Vermutlich hatte sie sich das Geräusch nur eingebildet‹, überlegte sie. Aber da hörte sie es schon wieder. Es war keine Einbildung. Es war da.
    Erschrocken griff sie nach einem Stück Holz und folgte den Geräuschen. Dem Spuk ein Ende zu machen, war ein schwieriges Unterfangen. Bisher war sie nicht gerade erfolgreich damit, aber ihr Entschluss stand fest. Sie musste selbst Hand anlegen, den Übeltäter zur Strecke bringen, denn von allein würde er niemals aufgeben. Als sie hinunter schaute, sah sie Füße in schwarzen Schuhen, die zur Haustür rannten. Mit Schwung fiel die Tür ins Schloss.
    Trixi eilte zu einem der Fenster, das in Richtung des Hauseingangs zeigte, um erkennen zu können, wer sich von ihrem Haus entfernte. Aber es war niemand zu sehen.
    Wie war das möglich? Direkt über der Haustür befand sich ein Schutzdach. Sollte er sich unter dem kleinen Dach verstecken? Oder war er noch im Haus? Hat er nur so getan, als hätte er die Tür von außen zugeworfen?
    Gänsehaut kroch ihr über den Nacken. Nun saß sie im Obergeschoss und wagte sich nicht mehr nach unten. Welche Ironie? Lange verharrte sie in ihrer Stellung am Fenster. Die Schneeflocken wurden immer

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