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Angsthauch

Angsthauch

Titel: Angsthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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Chutney und Pickles, die einst eine ganze Regalwand eingenommen hatten, war nichts mehr übrig bis auf einige wenige Gläser auf einem Bord, das zu hoch war, um es ohne Leiter erreichen zu können.
    Es war bizarr. Sie konnten doch unmöglich alles aufgegessen haben? Nicht bei den winzigen Portionen, die Polly zubereitete. Es war, als wäre Roses Einfluss aus der Küche getilgt worden. Zuerst hatte man die Form zerstört – ihre ganz spezielle Ordnung –, und jetzt war auch der Inhalt vernichtet worden. In einer leisen Panik lief sie zum Topfschrank und Messerblock, konnte jedoch erleichtert aufatmen: Ihre Töpfe von Le Creuset und die Messer von Henckels waren allesamt noch da.
    Sie nahm ihr Lieblingsmesser in die Hand. Es hatte eine dreißig Zentimeter lange gebogene Klinge und ein schwarzes genietetes Heft. Sie hielt es fest in der Rechten und fuhr mit der Spitze ihres linken Zeigefingers an der Schneide entlang. Mit tiefer Genugtuung sah sie zu, wie die Hautränder an der winzigen Schnittstelle auseinandersprangen und ein Blutstropfen hervorquoll.
    Manche Dinge konnte man eben nicht einfach beiseiteschaffen.
    Sie wischte das Messer an ihrer Schürze ab und hängte es wieder zu den anderen, bevor sie sich mit einem Notizblock und Stift an den Tisch setzte, um eine Einkaufsliste für den Dorfladen zu schreiben. Sie saß da und schaute durchs Fenster in den Regen hinaus, der sich von der Nacht, seinem üblichen Revier, auf den Tag ausgebreitet hatte und die Vorhersagen eines frühen, heißen Sommers Lügen strafte. Rose hatte Mühe, sich zu konzentrieren. Während sie dasaß und geistesabwesend auf dem Block herumkritzelte, hörte sie plötzlich ein Klackern aus dem Wohnzimmer. Sie schlich durch die Küche und lehnte sich heimlich gegen die halbgeöffnete Wohnzimmertür, um zu sehen, was nebenan vor sich ging.
    Polly saß auf dem Sofa. Sie hatte sich Roses Lammfellhausschuhe von den Füßen gestreift und die Beine untergeschlagen. Auf der Armlehne des Sofas stand eine leere Kaffeetasse und neben Polly die Schachtel Loukoumi, die Rose zwei Jahre zuvor aus Karpathos mitgebracht und nie angebrochen hatte. Jetzt war sie offen – und halb leer.
    Polly kaute, den Blick auf den Bildschirm eines Laptops gerichtet, den sie auf ihren Knien stehen hatte. Der Laptop sah aus wie Gareths 17 -Zoll-MacBook-Pro, was Rose verwunderte. Normalerweise behielt er ihn immer im Atelier.
    Pollys Haare umrahmten ihr Gesicht und ihre Schultern wie ein Vorhang aus Seegras, und sie trug ein wunderschönes langes schwarzes Samtkleid mit Blumenmuster, das sich um ihren Körper schmiegte. Sie sah aus wie ein zuchtloses Kind.
    »Hey, G. Wie geht’s Ihrer Gnaden denn so?« Polly sprach, ohne den Blick vom Bildschirm zu heben, und nahm sich gleichzeitig ein neues Stück Loukoumi aus der Schachtel.
    Rose gab der Tür einen Schubs. Sie schwang mit einem leisen Knarren auf und gab den Blick auf sie frei.
    Polly sah auf. »Oh!«, machte sie.
    »Mir geht’s bestens, danke«, sagte Rose. »Schau her, ich bin aufgestanden. Damit hast du nicht gerechnet, was?«
    »Wie geht’s Anna?«, fragte Polly und klappte das MacBook zu.
    »Vorsicht mit dem Ding«, sagte Rose.
    »Wo ist Gareth?«
    »Er ist oben bei ihr. Sie wird wieder gesund. Scheißkatze.«
    »Es war nicht die Schuld der Katze. Sie hat Monkey zu nah am Gesicht gehalten.«
    »Was machst du da?« Rose ging zum Sofa, setzte sich neben Polly, nahm ihr den Laptop weg und öffnete ihn. Polly zog ihn zurück auf ihren Schoß, und noch ehe der Bildschirm aus dem Ruhezustand erwacht war, tippte sie eine Tastenkombination ein, um die Fenster zu schließen. Alles, was Rose noch zu sehen bekam, bevor der von Gareth bevorzugte schlichtblaue Schreibtischhintergrund erschien, waren ein Stück nackte Haut und Leder.
    »Und ich dachte, du weißt nicht mal, wie man einen Computer anschaltet, Polly.«
    »Ich hab’s mir zeigen lassen.«
    »Aha.«
    »Ich hab für unseren Ausflug nach Brighton recherchiert. Wollte mal sehen, was da so los ist. Am Samstag haben wir wahrscheinlich Gelegenheit, ohne die Kinder loszuziehen. Lucy hat einen Babysitter organisiert.«
    Brighton. Das hatte Rose völlig vergessen.
    »Ganz ehrlich, ich finde es nicht gut, die Kinder aus der Schule zu nehmen.«
    »Ach, Details, Details.« Polly wedelte mit der Hand durch die Luft. »Wir melden sie krank. Schau«, sagte sie und berührte den Bildschirm mit der Fingerspitze. »Fusion: House, R&B und Indie-Nacht im Honey Club. Erinnerst du dich

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