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Angsthauch

Angsthauch

Titel: Angsthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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Schwestern an.
    »Ich komme wieder.« Damit drehte er sich um und ging.
    »Also!« Die Schwester, die vor ihm zurückgewichen war, stieß die Luft aus.
    »Entschuldigen Sie«, bat Rose und rieb sich die Augen. »Wir sind im Moment ein bisschen durch den Wind.«
    »Hauptsache, Sie lassen es ruhig angehen, in Ordnung?« Die zweite Schwester, eine rundliche junge Frau mit wohlklingendem Somerset-Dialekt, kam zu ihr und legte ihr den Arm um die Schulter. »Ihre Kleine braucht Sie.«
    *
    Es war Mittag, und Gareth war noch nicht zurückgekommen. Die rundliche Schwester kam und sagte Rose, sie solle aufstehen und sich etwas zu essen holen.
    »Ich bleibe solange hier bei Ihrem Baby«, fügte sie hinzu.
    Rose ging nach unten in die Cafeteria und holte sich Bohnen auf Toast und einen Tee. Sie wollte zum Essen nicht unten bleiben, also stellte sie alles auf ein Tablett und machte sich damit auf den Weg zurück nach oben. Im Treppenhaus stolperte sie und stürzte. Sie schlug sich das Schienbein auf, und das Mittagessen samt Tee ergoss sich über ihre Kleider und die Treppenstufen. Einmal am Boden, hatte sie nicht mehr die Kraft, aufzustehen. Sie ließ einfach den Kopf zwischen die Arme sinken und schloss die Augen. Die anderen Leute mussten um sie herumgehen.
    »Wo gehören Sie denn hin?« Irgendwann hockte sich ein freundlicher Pfleger neben sie. Er half ihr auf die Beine und führte sie zurück zu Flossie. Per Walkie-Talkie rief er jemanden herbei, der auf der Treppe saubermachte. »Schließlich wollen wir nicht noch einen Unfall haben«, meinte er lächelnd zu Rose.
    Die rundliche Schwester hatte Wort gehalten und war bei Flossie geblieben. Als sie sah, dass Rose, ohne etwas zu essen, zurückkam, machte sie ein missbilligendes Gesicht, aber nachdem der Pfleger ihr alles erklärt hatte, ließ sie Rose wieder neben Flossie Platz nehmen und verschwand. Kurze Zeit später kam sie mit einem großen KitKat-Riegel und einer Tasse Tee zurück.
    »Wir müssen doch dafür sorgen, dass die Mummy gut versorgt ist«, sagte sie. »Ich habe das schon so oft erlebt. Sie vergessen immer, auf sich selbst aufzupassen, aber wenn Sie umkippen, hat auch keiner was davon, nicht wahr?«
    Rose nickte bloß, sprechen konnte sie nicht. Die Schwester wies auf die dunklen Flecken auf ihrem T-Shirt, wo am Morgen die Milch ausgelaufen war.
    »Oje, stillen Sie etwa noch? Sie Arme, wenn Sie in der Pädiatrie wären, hätte man Ihnen schon längst eine Milchpumpe besorgt. Ich schaue mal, was sich machen lässt.«
    Nach etwa einer halben Stunde kam sie mit einer elektrischen Milchpumpe und einem Krankenhausnachthemd zurück.
    »So, da wären wir. Damit können Sie sich ein bisschen Erleichterung verschaffen, danach können Sie das hier anziehen. Ihr Mann kommt bestimmt bald und bringt Ihnen frische Sachen. Die Milch können Sie entweder wegschütten oder spenden.« Die Schwester redete unverdrossen, während sie einen Tisch neben Rose aufstellte, damit sie während des Pumpens den Arm ablegen konnte. »Leider haben wir hier unten keine Möglichkeit, Muttermilch aufzubewahren. Sobald Sie nach oben auf die Blaue Station verlegt werden, können Sie sie in die Kühlung geben, bis Ihr Mann kommt und sie zum Einfrieren mit nach Hause nimmt. Ihre Kleine wird sie ja die nächsten Tage über nicht brauchen.«
    »Gareth«, sagte Rose. »Er heißt Gareth.« Die Pumpe hatte sich an ihrer Brustwarze festgesaugt und surrte und ratterte. Trotz der würdelosen Situation war es eine enorme Erleichterung, als die Milch endlich aus der geschwollenen Brust in die sterile Flasche zu rinnen begann.
    »Und? Was wollen wir nun mit der Milch machen?« Die Schwester stand neben ihr, eine Hand in die stämmige Hüfte gestützt.
    »Jemand anderes kann sie bekommen«, murmelte Rose. »Es wäre schade, sie zu vergeuden.«
    Die Schwester verschwand hinter dem Vorhang und kam mit einer mehrere Seiten umfassenden Einverständniserklärung zurück, die Rose ausfüllen musste. Rose wünschte sich, sie hätte entschieden, die Milch wegzuschütten, aber um der Schwester einen Gefallen zu tun, füllte sie alle Unterlagen aus.
    »So, und jetzt hinein ins Nachthemd«, meinte die Schwester, als sie fertig war. »Überall geronnene Milch – das riecht, und hygienisch ist es auch nicht gerade, stimmt’s?«
    *
    Es war inzwischen später Nachmittag, und Gareth war immer noch nicht aufgetaucht. Rose und Flossie wurden endlich auf die Blaue Station verlegt, die voll war mit todkranken Babys. Die Station

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