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Angsthauch

Angsthauch

Titel: Angsthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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leid …«, begann sie, aber er sagte nur »Schhh«, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben sie. Sein Blick ruhte auf Flossie.
    »Fühl mal. Sie ist ruhiger und nicht mehr so schlaff«, flüsterte Rose und lenkte Gareths Hand durch das Loch im Kasten. Flossies Faust schloss sich leicht um seinen kräftigen, von der Arbeit rauen Finger.
    »Sie wird wieder gesund«, fügte sie hinzu. »Glauben sie zumindest.«
    »Aber sie wissen es noch nicht mit Sicherheit, oder? Kate hat gesagt, es könnte ein Leberschaden zurückbleiben oder ein Hirnschaden. Sie wissen es nicht, Rose, und es wird noch Jahre dauern, bis wir Gewissheit haben.«
    Rose ließ sich gegen ihn sinken und schloss die Augen. Es war alles wie ein schrecklicher Traum. Immer wieder musste sie an die Familie im verunglückten Minivan denken, und sie empfand eine Art von Verwandtschaft, als wäre sie eine von ihnen.
    »Ich habe Anna zur Schule gebracht«, sagte Gareth. »Ich will nicht, dass diese Frau noch mal in die Nähe meiner Kinder kommt. Ich habe ihr gesagt, bis zum Wochenende muss sie verschwunden sein.«
    Rose nickte. »Ja.«
    Gareth schüttelte den Kopf. »Irgendwas stimmt nicht mit der Frau. Die Jungs ziehen noch heute zurück ins Nebengebäude, und damit hat es sich. Dann sind wir die ganze Bande los.«
    Rose spürte einen dicken Kloß im Hals.
    »Die Jungs …« Sie hatte ganz vergessen, dass sie zu Polly gehörten.
    »Ich weiß, aber wenn sie geht, können sie ja schlecht bleiben.«
    Bei der Vorstellung, die Jungs könnten abreisen, hatte Rose das Gefühl, als hätte jemand den letzten Faden durchgeschnitten, der sie noch aufrecht hielt. Jetzt alles zu verlieren, nachdem es fast vollkommen gewesen war – das war zu viel. Ihr fiel das Versprechen wieder ein, das sie Yannis im Jabberwocky gegeben hatte: dass sie ihn niemals im Stich lassen würde. Angst lag auf ihr wie eine schwere Last, und sie konnte kaum noch atmen. Sie sackte gegen Gareth und weinte, bis ihr der Rotz aus der Nase lief und sie auch die letzte Träne aus ihrem Körper gepresst hatte. Er hielt sie fest im Arm, bis in ihr nichts mehr übrig war, womit sie ihrer Trauer hätte Ausdruck verleihen können.
    »Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass sie weggehen«, flüsterte sie an seiner Schulter. »Ich will nicht, dass Nico und Yannis die Leidtragenden sind.«
    »Sie hätte um ein Haar unsere Tochter umgebracht«, sagte Gareth, und seine Stimme war wie Eis.
    Rose sah zu ihm auf. »Aber es geht ihr nicht gut, Gareth. Es war ein Unfall.«
    »Ach ja?«, fragte er und sah ihr geradewegs in die Augen. »Weißt du.« Er stand auf, ging um den Kasten herum ans Kopfende und zeigte auf Flossies reglosen Körper. »Weißt du, ich bin mir da gar nicht so sicher. Ich bin mir nicht sicher, dass sie Flossie diese Scheißpillen nicht eigenhändig in den Mund gesteckt hat!« Er beugte sich vor, packte den Plastikkasten an beiden Seiten mit den Händen und brüllte: »Wer weiß, ob Polly Novak nicht nur aus einem einzigen Grund zu uns gekommen ist, nämlich um unser Leben kaputtzumachen!«
    »Ist alles in Ordnung?« Zwei Schwestern kamen herbeigeeilt und bezogen rechts und links von Rose Aufstellung, wie um sie vor Gareth zu beschützen.
    Er hob die Hände. »Alles gut«, versicherte er. »Alles gut.«
    »Ich weiß, dass Sie sich Sorgen machen, aber könnten Sie bitte ein bisschen leiser sein, Mr Cunningham?«, sagte eine der Schwestern zu Gareth. »Wir haben Patienten hier, denen es sehr schlechtgeht.«
    »Wie zum Beispiel meiner Tochter, verdammte Scheiße noch mal!«, spie Gareth, woraufhin die Schwester unwillkürlich einen Schritt zurück machte und die Schultern bis zu den Ohren hochzog.
    Rose fasste ihn am Arm. »Gareth, bitte. Sie können doch nichts dafür. Niemand kann was dafür. Wieso sollte Polly Flossie was antun wollen? Bitte.« Rose wusste nicht, was sie glauben sollte, aber ihre größte Sorge galt im Augenblick den Jungs. Sie wollte sie bei sich behalten. Sie sollten eine Chance haben. »Bitte, Gareth, tu es für mich. Bitte. Für Flossie, für die Jungs. Bitte geh und hol Polly. Bring sie her. Ich muss sie sehen.«
    Die Schwestern traten von einem Fuß auf den anderen und warfen sich unsichere Blicke zu.
    Gareth sah sie an. »Du weißt, was du mir versprochen hast, bevor sie zu uns gekommen sind, Rose. Du hast gesagt, du würdest nicht versuchen, mich umzustimmen.«
    »Ich weiß, aber das ist jetzt wichtiger. Bitte. Bring sie her.«
    Gareth funkelte erst Rose, dann die

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