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Angsthauch

Angsthauch

Titel: Angsthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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einen Schrank öffnete oder unter die Sofas schaute, offenbarte sich das Chaos. Alles war einfach nur hastig beiseitegeschoben worden, irgendwohin, wo man es nicht sehen konnte. Jede Menge Arbeit wartete auf sie. Sie verbrachte den Tag damit, Töpfe und Pfannen an ihre angestammten Plätze zu räumen, Teller korrekt zu stapeln und den Inhalt der Besteckschublade zu sortieren. Sie bereitete das Abendessen zu, und zwischendurch saß sie lange am Tisch, stillte Flossie und sah aus dem Fenster.
    Sie war viel zu beschäftigt, als dass sie Zeit gefunden hätte, Polly oder Gareth auf die Vorkommnisse während ihrer Abwesenheit anzusprechen. Außerdem hatte sie im Laufe des Tages den Entschluss gefasst, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Sie war weg gewesen, und der Haushalt war im Chaos versunken. Es war eine Ausnahmesituation gewesen. Eigentlich hätte sie nichts anderes erwarten dürfen.
    Den ganzen Tag über bekam sie keinen der beiden zu Gesicht. Gareth hatte sich in sein Atelier zurückgezogen und kam nicht einmal zum Mittagessen ins Haus. Polly zupfte im Nebengebäude auf ihrer Gitarre herum. Hin und wieder wehte der Wind einen Akkord durchs offene Küchenfenster. Rose schaltete das Radio ein, um den Klang zu übertönen.
    Um eins kamen die Männer, die das Rohr säubern sollten. Sie parkten einen großen, stinkenden Lieferwagen rückwärts in der Einfahrt, dann ließen sie eine Kamera in den betroffenen Hausanschlusskanal hinab. Ein großer Mann mit schorfigen Wangen – offensichtlich der Chef – sog pfeifend die Luft ein und brummelte etwas von kleinen Mistviechern, dann spritzten seine Mitarbeiter einen Abflus s hinterm Haus mit einem furchteinflößenden Wasserstrahl aus. Unter lautem Rülpsen und Gurgeln löste sich der Rückstau, das Wasser begann wieder zu fließen, und der Gestank verflüchtigte sich. Der Schorfige präsentierte Rose die Rechnung, die sich auf mehr als fünfhundert Pfund belief.
    »Was um alles in der Welt hat denn daran so viel Geld gekostet?«, wollte sie wissen.
    Der Mann zuckte mit den Schultern und zeigte auf die Kamera, die Schläuche und die vier Männer, die sie bedient hatten.
    »Und was hat die Verstopfung verursacht?«, fragte sie.
    »Das wollen Sie gar nicht so genau wissen, Madam.« Er zwinkerte ihr zu. »Zahlbar innerhalb von sieben Tagen, wenn ich bitten darf, die Adresse steht auf der Rechnung.«
    Rose stand in der Einfahrt und sah mit offenem Mund zu, wie die Männer in den Wagen sprangen und davonfuhren.
    *
    Rose saß mit den Kindern am Küchentisch und beaufsichtigte sie beim Hausaufgabenmachen. Sie versuchte, Nico bei seinen Matheaufgaben zu helfen. Es war nicht gerade sein bestes Fach, und er hatte Mühe, sich für längere Zeit zu konzentrieren.
    »Also, die Lösung ist?«, fragte sie.
    Aber Nico war viel mehr daran interessiert, Anna zu provozieren, die nach dem Vorfall vom Morgen immer noch etwas dünnhäutig war.
    »Es war doch bloß ein Vogel, Anna«, sagte er und verdrehte die Augen.
    Anna funkelte ihn über ihr Buch hinweg an, als wolle sie ihn umbringen. Einen solchen Blick hatte Rose bei ihrer Tochter noch nie gesehen. Nicos Kaltschnäuzigkeit machte ihr ernsthaft Sorgen, außerdem fragte sie sich, ob er bei dem Tod des Vögelchens nicht vielleicht seine Hand im Spiel gehabt hatte. Sie wollte nicht glauben, dass er das Tier absichtlich getötet hatte, allerdings hielt sie es durchaus für möglich, dass er es vielleicht zu grob angefasst und ihm dabei aus Versehen das Genick gebrochen hatte.
    »Rose«, meinte Yannis und sah von der Zeichnung auf, die er gerade anfertigte. Sie war sehr detailgenau und stellte eine ägyptische Mumie dar, der das Gehirn durch die Nase herausgezogen wird.
    »Ja, Yannis?«
    »Bitte, bitte, können wir wieder hier im großen Haus wohnen? Bitte.«
    Anna hob alarmiert den Kopf.
    »Mama hat sich drüben überall breitgemacht, und sie spielt die ganze Nacht Gitarre und raucht, und ich will wieder in meinem richtigen Zimmer schlafen.«
    Rose warf einen Blick zu Anna, die sie flehentlich ansah. Dann schaute sie zu den Jungs, die genau dasselbe taten. Sie kam sich vor wie in der Stand-off-Szene von Reservoir Dogs , in der jeder seine Waffe gezogen hat und niemand schießen kann. Aber so ist es nicht, rief sie sich ins Gedächtnis. In diesem Fall lagen die Dinge vollkommen anders. Sie hatte die Entscheidung in der Hand.
    »Natürlich dürft ihr das«, sagte sie zu den Jungs.
    »Nein!«, flüsterte Anna.
    »Jippie!«, schrien die

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