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Angsthauch

Angsthauch

Titel: Angsthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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konntest sie doch morgens abpassen.«
    »Sie ist morgens nicht gekommen. Und nachmittags auch nicht.«
    »Dann eben Gareth.«
    »Die Kinder waren allein, Rose.«
    »Sie sind ganz allein zur Schule gelaufen?«
    »Ja. Und soweit ich sehen konnte, hatten sie, wenn sie dann schließlich aufgetaucht sind, kein Frühstück gegessen.«
    Rose wurde schlecht. Sie sah sich um. Dort stand ein stabiler Papierkorb, in den sie sich falls nötig übergeben konnte.
    »Rose? Alles in Ordnung?«
    »Was?« Rose zwang sich dazu, in die Gegenwart zurückzukehren. Sie schluckte. »Hör zu, Janet, ich kann dir versichern, dass ab jetzt alles anders wird. Das mit Nico wird nicht so weitergehen. Ich bin jetzt wieder am Ruder. Keine Sorge. Die Dinge werden sich ganz schnell wieder normalisiert haben.«
    »Gut. Ich habe ja gewusst, dass ich bloß abwarten muss, bis du wieder da bist. Aber diese Miss Novak – ich weiß, dass sie gerade eine schwere Zeit durchmacht, aber mal ganz im Ernst. Es ist unprofessionell, so was zu sagen, aber eigentlich sehe ich in dir eher eine Kollegin als eine Mutter. Sie hat zwei Söhne. Sie muss ihre eigenen Interessen zurückstellen und anfangen, an ihre Kinder zu denken.«
    Rose öffnete den Mund, um etwas zu Pollys Verteidigung vorzubringen, aber es kam nichts. Sie stellte fest, dass sie exakt derselben Meinung war wie Janet. Sie fühlte sich geehrt, dass die Schulleiterin sie ins Vertrauen gezogen hatte. So groß war ihre Freude darüber, dass sie sogar einen kleinen Schauer der Erregung unterdrücken musste.
    *
    Während Rose über die Felder zurück nach Hause ging, dachte sie über das nach, was Janet gesagt hatte.
    »Dieses faule Stück«, sagte sie laut und trat nach dem vertrockneten Blütenstand eines Wiesenkerbels.
    Sie blieb stehen. Auf ihrer Bank saß ein Mann. Sollte sie umkehren und auf der Straße weitergehen? Dann stellte sie erleichtert fest, dass es bloß Simon war.
    »Hi«, sagte sie im Näherkommen. Simon saß vornübergebeugt, die Arme fest um den Oberkörper geschlungen, und rauchte eine Selbstgedrehte.
    »Rose!« Er stand auf, um sie auf die Wange zu küssen. »Und Floss. Gott sei Dank, dass ihr wieder da seid. Ihr habt mir gefehlt.«
    »Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, wieder zu Hause zu sein«, sagte Rose und setzte sich neben ihn.
    »Ich wollte euch besuchen kommen, aber als ich gesagt habe, dass ich nicht zur Familie gehöre, haben sie mich nicht zu euch gelassen«, erzählte er und streichelte Flossies Kopf.
    »Ich weiß. Vielen Dank für die Karte.«
    »Wie geht es ihr jetzt?«
    »Sie ist noch ein bisschen durch den Wind. Aber es wird schon wieder. Die Ärzte sagen, die Chancen stehen gut, dass alles wieder so wird, als wäre nie was passiert.«
    »Was ist denn eigentlich passiert, Rose?«, fragte Simon.
    »Es war ein Unfall.« Die Antwort kam, wie Rose feststellen musste, rein automatisch.
    »Wie kann ein Baby aus Versehen Pillen schlucken?« Simon sah ihr direkt ins Gesicht.
    »Sie steckt alles in den Mund.«
    »Und das glaubst du?«
    »Das will ich glauben. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht«, erwiderte Rose. Damit war das Thema beendet.
    Simon lehnte sich zurück und begann, eine neue Zigarette zu drehen. Er hielt Rose den Tabakbeutel hin.
    »Nein, danke. Nicht wenn ich Flossie dabeihabe.«
    Er zündete seine Zigarette an und blies den Rauch ins goldene Morgenlicht. »Kann ich dir was sagen?«
    »Von mir aus.«
    Simon schwieg. Eine Krähe, die aus dem Gras aufflog, zerriss die Stille.
    »Ich glaube, du weißt ja schon einiges von dem, was so gelaufen ist«, meinte er irgendwann. »Zwischen mir und ihr.«
    »Stimmt.«
    »Du erzählst es doch keinem weiter, oder? Miranda und ich sind in der Hinsicht ziemlich entspannt, aber, na ja, irgendwie ist das alles so wahnsinnig kompliziert geworden.«
    Rose war sich nicht sicher, ob sie hören wollte, was er zu sagen hatte. Es war, wie wenn man am Rand einer Klippe steht und den Drang spürt, in die Tiefe zu springen.
    »An dem Abend, als ich bei euch vorbeigekommen bin – du weißt, welchen Abend ich meine, ich habe gesehen, wie Gareth das Licht in der Küche ausgemacht hat, und ihr habt beide am Fenster gestanden … Sie hat mich mit zu sich nach oben genommen und, also …«
    »Ja?«
    »Wie sie drauf ist, Rose – das kannst du dir gar nicht vorstellen. Was sie von mir verlangt hat. Es ging weit über das hinaus, womit ich mich wohl fühle. Ich bin ein sanfter Typ – ich habe keinen Spaß daran, anderen weh zu

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