Angsthauch
hineingeplatzt kam, während er arbeitete.
Gareth fuhr erschrocken zusammen, dann drehte er sich, die Hand an der Brust, um. Er sah Rose und lächelte.
»Du hast ein Paket bekommen«, sagte sie und zeigte aus dem Fenster, um ihm zu verstehen zu geben, dass es oben im Haus war.
Er hob den Daumen. »Ich komme gleich rauf.«
Rose stapfte zurück zum Haus und wartete.
»Ah, da ist ja das Monstrum!«, rief er, als er eine gute halbe Stunde später zur Hintertür hereinkam.
»Was ist denn drin?« Sie hatte es vor Neugier kaum noch ausgehalten.
»Schau dir das an, Rose.« Gareth riss den Karton auf, in dem sich eine teure Espressomaschine verbarg. »Das Neueste vom Neuesten, mit Wasserfilter und garantiert verstopfungsfreiem, selbstreinigendem Milchaufschäumer.« Er hob die Maschine aus der Verpackung und strich zärtlich über ihre schwarzen und chromblitzenden Kurven.
Rose fand seine Begeisterung rührend, und normalerweise hätte sie auch nichts gesagt, aber sie hatte den vierstelligen Betrag auf der Rechnung gesehen, die aus dem Paket gefallen war, als Gareth die Maschine herausgehoben hatte. In ihren Augen war es eine schreckliche Geldverschwendung.
»Ich verstehe nicht ganz, wozu wir eine zweite Kaffeemaschine brauchen, Gareth. Die, die wir haben, funktioniert doch einwandfrei.«
»Ja, sie ist spitze, aber die neue ist fürs Atelier. Dann muss ich nicht immer hochkommen, wenn ich Nachschub brauche.«
»So sparst du bestimmt jede Menge Zeit«, meinte sie, als er den Karton fürs Altpapier zusammenfaltete.
»Die Bohnen muss ich natürlich trotzdem noch hier mahlen. Es geht nichts über meine alte Mühle.«
»Ich weiß«, sagte Rose.
»Ich nehme sie mit, dann kann ich sie gleich einweihen.« Gareth küsste Rose auf die Wange und ging. Auf dem Weg nach draußen schnappte er sich noch die Dose mit dem Tagesvorrat an Kaffee, den er gleich nach dem Aufstehen gemahlen hatte. Die Maschine klemmte er sich unter den Arm und stützte sie auf der Hüfte ab, als trüge er ein besonders sperriges Kind.
Rose würde ihn vermissen, wenn er nicht einmal mehr zum Kaffeeholen ins Haus käme. Seit sie mit Flossie aus dem Krankenhaus zurückgekommen war, hatte er sich jeden Abend gleich nach dem Essen wieder in sein Atelier zurückgezogen und es ihr überlassen, die Kinder ins Bett zu bringen. Den restlichen Abend verbrachte sie dann allein mit einem Buch und einem Glas Wein. Inzwischen verschob sie die Schlafenszeit der älteren Kinder immer weiter nach hinten, um den Moment der Einsamkeit hinauszuzögern. Er fühlte sich für sie immer so an, als hätte sie versagt, auch wenn sie nicht sagen konnte, worin.
In manchen Nächten bekam sie von Gareth gar nichts mit. Er kam ins Bett, wenn sie und Flossie – die fürs Erste ins Elternbett umgezogen war – bereits tief und fest schliefen, und wenn sie morgens früh aufwachte, war er schon wieder verschwunden. Rose hatte die Vermutung, dass er die Nächte durcharbeitete, denn manchmal konnte sie am Morgen keine Anzeichen dafür erkennen, dass er überhaupt neben ihr im Bett gelegen hatte: Sein Kopfkissen war nicht zerknautscht, sein Geruch hing nicht in den Laken.
Die einzige Gelegenheit, sich mit ihm zu unterhalten, war beim Abendessen, wo jedoch der allgemeine Lärm und die Zankereien der Jungs nicht viel Raum für Gespräche ließen. Sie musste sich immer wieder daran erinnern, dass Gareth eine solche Phase nicht zum ersten Mal durchmachte. Bislang hatte es seiner Arbeit immer gutgetan – und damit letztlich der ganzen Familie. Trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, dass diesmal etwas anders war. Vielleicht lag es nur daran, dass das Atelier so nahe beim Haus lag? Sie konnte den Grund nicht benennen.
Pollys Konzert rückte näher. Natürlich wollten Anna, Nico und Yannis unbedingt mitkommen, aber an Wochentagen waren im Pub keine Kinder erlaubt, und abgesehen davon, hielt Rose es nicht für angemessen, wenn Nico so kurz nach dem Tod seines Vaters die Lieder hörte, die seine Mutter über ihn geschrieben hatte. Sie bezweifelte, dass die Songs für irgendjemanden angemessen waren, behielt diesen Gedanken aber für sich. In ihren Augen war alles gut, was Polly auf dem Weg zur Selbständigkeit einen Schritt voranbrachte.
Die Jungs wollten nicht einsehen, dass sie zu Hause bleiben mussten. In Griechenland, wandten sie ein, dürften sie überallhin mitkommen, egal, wie spät es sei. Und überhaupt könnten Kinder dort machen, wozu sie Lust hätten.
»Hier ist es leider
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