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Angsthauch

Angsthauch

Titel: Angsthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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Silberringen dagegen. Polly stand auf der Bühne, lächelte und legte die Hände zu einem Namaste zusammen, bevor sie die Gitarre an die hintere Wand lehnte, sich umdrehte und durchs Publikum zur Theke ging. Alle wollten sie anfassen.
    Rose versuchte, Pollys Weg durch die Menge mit der Kamera zu verfolgen, aber die meisten Gäste waren größer als sie. Polly, die von der Bühne aus jeden Winkel mit ihrer Energie ausgefüllt hatte, ging unter, sobald sie wieder auf dem Boden stand.
    Rose war gerade dabei, die Kamera einzupacken, als sie ein erschrecktes Luftholen aus der Menge hörte. Sie sah auf. Um Polly herum hatte sich ein Kreis gebildet, und ihr gegenüber stand eine große blonde Frau in hautengen Jeans und einer teuer aussehenden Bikerjacke aus Nappaleder. Sie hatte sich vor Polly aufgebaut wie die böse Hexe aus einem Disney-Film. Rose reckte den Hals, um besser sehen zu können.
    »Weißt du«, sagte die Blonde gerade, »dass dein Mann tot ist, ist auch so ziemlich das Einzige, was dich irgendwie interessant macht.«
    Polly sah zu ihr hoch, eine Hand in die Hüfte gestemmt, und versuchte, sie niederzustarren. Da holte die Frau plötzlich aus und schlug Polly ins Gesicht. Der Schlag kam aus heiterem Himmel, und der große Diamantring am Finger der Frau ritzte Polly die Wange auf.
    Polly fiel hin, und fünf Männer, unter ihnen Gareth, sprangen ihr zu Hilfe.
    Ein weiterer Mann, groß und dunkel mit schwarzen Haaren, die ihm über müde blaue Augen fielen, packte die Blonde, die, so viel war inzwischen ersichtlich, sturzbetrunken war.
    »Du hast gesagt, du benimmst dich, wenn wir hierherkommen!«, zischte er.
    »Während des Konzerts, hab ich gesagt. Während des Konzerts !«, fauchte sie zurück.
    Rose ärgerte sich, dass sie die Kamera bereits in der gepolsterten Reißverschlusstasche verstaut hatte.
    »Wie oft hab ich’s dir gesagt? Das ist Jahre her!«, brüllte der Mann.
    »Ich hab doch dein Gesicht gesehen!«, schoss sie zurück. »Erzähl mir ja nicht, dass du nicht immer noch geil auf sie bist, auf dieses dreckige, stinkende Stück Fisch!«
    Er fasste sie beim Arm und zerrte sie nach draußen. Rose sah auf Polly herunter, die immer noch, von Männern umringt, am Boden saß. Einer hatte ein Glas Wasser von der Theke geholt, und Gareth betupfte den zugegebenermaßen böse aussehenden Riss, den der Ring der Frau unter Pollys linkem Auge hinterlassen hatte, mit einer Serviette.
    »Geht’s dir gut?« Rose beugte sich vor.
    »Ja, alles in Ordnung.« Poly lächelte zu ihr auf, aber ihr Mund war verzerrt. »Am besten vergessen wir das Ganze, okay? Ich kenne sie von früher. Sie ist völlig durchgeknallt.«
    Gareth und ein anderer Gast – ein großer sonnengebräunter Bär von einem Mann – halfen ihr auf die Beine.
    »Jetzt brauche ich einen Drink«, verkündete sie mit einem Blick zu Gareth.
    »Eine Flasche Schampus für unseren Star, Charlie!«, rief dieser prompt, während er ihr den Weg zur Theke frei machte. Jemand rutschte von seinem Hocker und bot ihn Polly an.
    »Die geht aufs Haus«, verkündete Charlie, dann langte er unter den Tresen und zog einen Strauß roter Rosen hervor, den er Polly mit einer Verbeugung überreichte. Hätte Rose es nicht mit eigenen Augen gesehen, dann hätte sie niemals geglaubt, dass dieser raue Kerl mit seinem Bierbauch, seiner pockennarbigen Nase und seiner geäderten Haut zu einer solchen Geste überhaupt fähig gewesen wäre. Normalerweise war er weniger für seine romantische Ader bekannt als dafür, dass er Störenfriede eigenhändig am Hosenboden auf die Straße beförderte.
    Gareth schenkte Champagner aus und reichte Polly und Rose je ein Glas.
    »Das war toll, Polly«, sagte Rose.
    »Danke.«
    »War das nicht der Hammer?« Gareth legte Polly den Arm um die Schultern. »Du wirst garantiert keine Probleme haben, wieder ins Geschäft zu kommen.«
    Polly zuckte mit den Schultern. »Mal sehen.«
    »Entschuldigung?« Ein Mann mit Dreadlocks bis zur Taille schob sich zwischen sie und streckte Polly die Hand hin. »Du hast mich echt umgehauen.«
    »Vielen Dank.« Etwas in Polly, dem die Konfrontation mit der Blonden einen Dämpfer verpasst hatte, erwachte wieder zum Leben.
    »Jem Williams, Karma Records«, sagte der Mann.
    »Wow«, machte Gareth.
    »Cool.« Polly lächelte.
    Roses Blick wanderte durch das überfüllte Pub, bis er an jemandem hängenblieb, der neben der Tür an der Wand stand, ein Bierglas in der Hand hielt und genau in ihre Richtung sah. Es war

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