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Angstpartie - Thriller

Titel: Angstpartie - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Moment lang. Er war entschlossen, sich von diesem sturköpfigen alten Haudegen nicht einfach abfertigen zu lassen. Vorsichtig sagte er: »Das Seltsame an der Sache ist, dass wir nicht wissen, ob die Person, die im Hintergrund die Fäden zieht, den Syrern schaden will oder einem anderen Land - oder beides. Einerseits sind wir nahezu sicher, dass wir es nicht mit einem Syrer zu tun haben. Andererseits haben die Motive dieser Person zweifellos etwas mit Syrien zu tun. Mich würde also interessieren, ob Kollek irgendeine Verbindung zu Ihrem Nachbarland hat. Ich weiß, das scheint weit hergeholt. Aber die Frage stellt sich.«
    Teitelbaum schwieg so lange, dass Miles bereits glaubte, er werde seine Frage nicht beantworten. Die Männer auf der anderen Seite des Platzes hantierten noch immer an dem Gitter. Ihre gemeinsamen Bemühungen waren beinahe komödiantisch.
    Teitelbaum schien eine Entscheidung zu treffen. Er musterte Miles mit undurchdringlichem Blick und sagte dann schlicht: »Lassen Sie mich Ihnen eine Geschichte erzählen.«

47
    Miles′ lakonische Prosa nahm Liz völlig gefangen. Es war, als säße sie selbst mit in dem Café in Tel Aviv und hörte, wie Teitelbaum mit rauer Stimme eine schlichte, aber bewegende Geschichte erzählte.
    Danny Kolleks Großvater Isaac war ein syrischer Jude gewesen, ein Kaufmann, der mit Teppichen, Gewürzen und mit allem handelte, was seinen Laden in der Altstadt von Aleppo über Wasser hielt. Nach dem Krieg blieb er in Syrien.
Er überlebte die blutigen Pogrome im Jahr 1947, bei denen Synagogen und jüdische Geschäfte brannten, darunter auch Isaacs.
    Nach und nach kehrte wieder so etwas wie Normalität ein. Isaac brachte es nie zu Reichtum, schaffte es aber, sich, seine Frau und sein einziges Kind - einen Sohn namens Benjamin - durchzubringen.
    Doch nach der Suezkrise änderte sich das Klima plötzlich erneut. Der inoffizielle Boykott durch seine muslimischen und christlichen Nachbarn traf Isaac ebenso schwer wie die Schikanen der Regierung. Bald war die Lage so angespannt, dass er das Schlimmste befürchtete. Er schickte seine Frau und seinen Sohn nach Israel, wo sie sich in Haifa niederließen und auf Isaac warteten. Er blieb noch in Syrien, weil er versuchte, sein Geschäft zu verkaufen, und auch - wie Teitelbaum einräumte - »um uns zu helfen«. Nach sechs Monaten, nur drei Wochen vor seiner geplanten Ausreise nach Israel, wurde Kollek verhaftet. Er wurde des Hochverrats angeklagt, schuldig gesprochen und sechs Tage später auf einem öffentlichen Platz vor einer stummen Zuschauermenge erhängt.
    Sein Sohn Benjamin, Danny Kolleks Vater, wuchs in Israel auf, handelte später mit Elektrogeräten und brachte es zu bescheidenem Wohlstand. Teitelbaum erinnerte sich an eine einzige Begegnung mit ihm, kurz nachdem der junge Danny - er hatte gerade seinen Universitätsabschluss gemacht und seinen Pflichtwehrdienst abgeleistet - vom Mossad angeworben worden war. In einer so überschaubaren Gemeinschaft blieb Dannys Beschäftigung nicht lange geheim. Sein Vater jedenfalls wusste davon. Er sagte Teitelbaum, der Tag, an dem Danny zum Mossad gegangen sei, sei der schönste in seinem Leben gewesen. Weil sein Sohn nun den bedrohten Staat, die Heimat der Juden verteidigte? Nein, ganz und gar nicht, antwortete Benjamin. Weil
sein Sohn jetzt endlich in einer Position war, in der er den Tod seines Großvaters rächen konnte.
    Als Teitelbaum seine Geschichte beendet hatte, blieb Miles für eine Weile schweigend sitzen. Dann sagte er leise: »Ich wünschte, wir hätten das schon früher gewusst.«
    Er war eher besorgt als verärgert, doch Teitelbaums Augen bohrten sich in seine. »Ich wünschte, auch Sie hätten uns ein paar Dinge gesagt. Ich glaube, Sie wissen viel mehr über Danny Kollek, als Sie zugeben.«
    »Wie kommen Sie darauf?« Miles spürte, dass er sich auf dünnem Eis befand. Tyrus Oakes hatte in seiner Anweisung explizit betont, er dürfe auf keinen Fall darüber sprechen, dass Kollek für Bokus gearbeitet hatte.
    »Ich glaube nicht an Zufälle. Vielleicht liegt das an dem Beruf, den wir beide ausüben.« Teitelbaum musterte Miles feindselig. »Sie und der britische Geheimdienst wollen auf Danny Kollek aufmerksam geworden sein, als Sie zwei Männer observierten, die angeblich eine Gefahr für Syrien darstellten? Diese Vorstellung erscheint mir, gelinde gesagt, ziemlich abwegig.«
    Miles hielt den Atem an. Er wagte nicht, zu sprechen. Um Teitelbaums Lippen spielte nun ein ironisches

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