Angstpartie - Thriller
jene Besucher, die man nicht in die eigentliche Zentrale vorlassen wollte.
Ari Block hielt offenbar wenig von höflichem Smalltalk. »Meine Kollegen aus Tel Aviv haben sich mit mir in Verbindung gesetzt.« Seine säuselnde Stimme war kaum lauter als ein Flüstern. »Ich kann mir also vorstellen, warum Sie hier sind.« Ein gequälter Ausdruck trat auf sein sanftes Gesicht. »Leider«, sagte er, »haben wir keine Ahnung, wo sich Danny Kollek aufhält.«
»Das bedeutet dann wohl, dass niemand es weiß«, stellte Liz fest. »Aber wir müssen ihn finden. Unbedingt. Sicher haben Sie von Ihren Kollegen in Israel erfahren, dass wir Grund zu der Annahme haben, Mr Kollek könne eine Störung
der Konferenz in Gleneagles planen. Wie diese Störung aussehen soll, wissen wir nicht. Im schlimmsten Fall müssen wir mit einem Desaster rechnen.«
Ari Block nickte. »Ich wurde angewiesen, sehr offen mit Ihnen zu sprechen, Miss Carlyle«, sagte er. »Aber ich muss gestehen, dass ich Kollek nicht gut kenne. Zwar gehört er formell zu meinen Leuten und erstattet mir Bericht, wenn er es für nötig hält, aber das ist eher selten der Fall. Kolleks direkte Vorgesetzte sitzen in Tel Aviv. Das ist ungewöhnlich und mir widerstrebt dieses Arrangement. Und zu allem Überfluss muss ich jetzt hören, dass es sich als verheerend erwiesen hat.«
»Sorgte diese Konstellation dafür, dass niemand genau wusste, was er tat?«
»Ja. Obwohl er mit den anderen Mitarbeitern meines Teams gut zurechtkommt, gibt es keinen Informationsaustausch. Enge Vertraute scheint er nicht zu haben. Er kann, wenn er will, sehr charmant sein. Doch meist verhält er sich sehr distanziert - man könnte fast sagen, kalt. Ich muss gestehen, dass ich nur ungern jemanden im Team habe, der mir nicht direkt unterstellt ist, doch in seinem Fall bin ich in gewisser Weise froh, dass die Verantwortung für ihn nicht bei mir liegt.«
»Unsere größte Sorge gilt im Augenblick der Friedenskonferenz, die nächste Woche stattfindet. Ist er irgendwie an den Vorbereitungen für Ihre Delegation beteiligt?«, fragte Liz.
Block sah sie an. Seine Wangen färbten sich plötzlich rot. »Beteiligt? Das kann man wohl sagen. Er trifft im Auftrag der Botschaft sämtliche Vorbereitungen für unsere Gesandten und für unser Begleitprogramm.«
Liz spürte, wie sich ihre Kiefermuskeln unwillkürlich anspannten. »Heißt das, er war bereits in Gleneagles?«
»Ja. Letzte Woche.«
»War er allein dort?«
»Nein. Es war jemand von der Botschaft und jemand aus meinem Team dabei. Augenblick, bitte«, unterbrach sich Block. »Ich sehe mal, ob ich die beiden finden kann.« Er griff zu dem Telefon auf dem Tisch und gab ein paar kurze Anweisungen auf Hebräisch.
Dann stellte Liz weitere Fragen. »Trifft er sich ab und an mit Mitarbeitern Ihres Dienstes oder der Botschaft?«
»Ich glaube nicht.«
»Wo wohnt er denn?«
»In East Dulwich.« Block hatte die Wohnung bereits durchsuchen lassen. Aber seine Leute hatten weder Kollek noch irgendetwas Verdächtiges gefunden.
Jemand klopfte an die Tür. Eine Frau trat ein. Sie war knochig, mittelgroß, etwas älter als Liz und hatte ein müdes, hageres Gesicht. Die Frau wirkte nervös und stellte sich als Naomi Goldstein vor. Ohne Umschweife sagte Ari Block, er wolle etwas über ihren Besuch in Gleneagles hören. Sie sah verwundert drein, stellte aber keine Fragen und begann mit einer detaillierten Schilderung der beiden Tage, die sie dort verbracht hatte.
Anscheinend hatte es viel Zeit in Anspruch genommen, alle Einzelheiten der Unterbringung zu klären. Außerdem hatten sie die gesamte Ferienanlage wegen möglicher Freizeitaktivitäten in Augenschein nehmen müssen. Falls für so etwas überhaupt Zeit blieb, warf Ari Block ein.
»Und dann«, fuhr Naomi fort, »mussten wir natürlich noch das Dinner planen.«
»Was denn für ein Dinner?«, fragte Liz.
»Oh«, hauchte Naomi, als hätte sie zu viel gesagt. Sie sah Ari Block an.
»Schon in Ordnung. Wir kooperieren voll und ganz mit Miss Carlyle«, erklärte er sanft. »Wir wollten nur kein großes Aufheben darum machen, damit es keinen Medienrummel
gibt.« Er wandte sich an Liz. »Wir haben beschlossen, am Vorabend der Konferenz ein Dinner für die syrische Delegation zu geben. Ich selbst werde auch dabei sein. Hinter dem gemeinsamen Essen steckt eine ganz simple Idee: Vielleicht wird man jemandem, mit dem man gerade das Brot gebrochen hat, hinterher nicht unbedingt die Knochen brechen wollen.« Block
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