Angstpartie - Thriller
fügte hinzu: »Vermutlich blieb Judas deshalb nicht zum Abendmahl.«
Liz lächelte. »Waren Sie drei während Ihres Aufenthaltes in Gleneagles immer zusammen?«, fragte sie Naomi.
Naomi dachte kurz nach. »Nicht ununterbrochen«, antwortete sie schließlich. »Ein paarmal ging Danny fort. Er wollte ein paar Dinge allein erledigen.«
»Wissen Sie, worum es sich dabei handelte?«
»Nein. Ich dachte, das ginge mich nichts an. Einmal sagte er, er wolle einen Spaziergang machen. Ein andermal war er einfach verschwunden.« Sie schien wieder angestrengt nachzudenken und Liz wartete geduldig. Plötzlich hob Naomi die Hand, als wolle sie jede Störung ihrer Gedankengänge verhindern. »Beim zweiten Mal fiel mir etwas Merkwürdiges auf. Am ersten Abend hatte ich in dem Haus gekocht, in dem wir untergebracht waren. Am zweiten Abend wollten wir im Hotel essen. Danny blieb aber sehr lange weg. Ich machte mir Gedanken wegen der Tischreservierung im Restaurant und fürchtete, unser Platz könnte anderweitig vergeben werden. Deshalb machten Oskar und ich uns auf den Weg zum Hotel. Wir nahmen an, dass wir Danny unterwegs treffen würden. Und so war es dann auch. Er spazierte am Straßenrand auf uns zu - es war ziemlich dunkel. Als wir näher kamen, sah ich ihn sein Haar kämmen. Das fiel mir auf, weil er normalerweise nicht zu den Männern gehört, die so etwas in der Öffentlichkeit tun. Im Hotel, wo es hell war, sah ich dann, dass sein Haar nass war. Fast so, als hätte er gerade geduscht. Aber das
konnte nicht sein, weil er nicht zum Haus zurückgekommen war.«
»Hat es geregnet?«
»Nein. Das Wetter war sogar recht freundlich.«
»Gibt es in Gleneagles einen Pool? Vielleicht ist er ein paar Runden geschwommen.«
»Das dachte ich zuerst auch. Aber er hatte weder eine Badehose noch ein Handtuch und auch keine Tasche dabei. Er trug nur seine ganz normale Kleidung.«
Eine Weile lang dachten sie still über Naomis seltsame Beobachtung nach.
Schließlich brach Liz das Schweigen. »Ich danke Ihnen.« Zwar hätte sie nicht sagen können, wofür, aber wenigstens wusste sie jetzt, was sie als Nächstes tun musste.
49
Liz war todmüde, als sie und Peggy endlich in dem Wagen saßen, der sie zum Battersea Heliport am anderen Ufer der Themse brachte. Es war bereits nach neun Uhr abends und sie hatte die Stunden seit ihrer Rückkehr von der israelischen Botschaft mit einer Flut von Telefonaten und Besprechungen verbracht. Während sie sich nun erschöpft in die Sitzpolster sinken ließ, hatte sie zumindest das tröstliche Gefühl, dass eine internationale Operation angelaufen war. Mit ihr sollte verhindert werden, dass es Kollek auf irgendeine Weise gelang, die Konferenz zu sabotieren.
Als Erstes hatte sie mit DG gesprochen, der ihre Auffassung voll und ganz teilte: Sie war diejenige, die Kollek gesehen hatte, und würde ihn, falls er irgendwo auftauchte,
am besten identifizieren können. Also sollte sie nach Gleneagles fliegen und zur Unterstützung Peggy mitnehmen. Weil Charles nicht im Büro war, wurde auf die Schnelle ein Team zusammengestellt, das den Einsatz vom Thames House aus koordinieren würde. Die Leitung hatte Michael Binding, der Direktor der Abteilung für Terrorbekämpfung. Aus Liz′ Sicht war er keine gute Wahl, sie hielt Binding für einen aufgeblasenen Chauvinisten. Aber das konnte sie DG kaum sagen.
Noch am Nachmittag hatte Binding die erste Teamsitzung einberufen und Liz hatte den Anwesenden erklärt, worum es ging. DG persönlich sprach mit dem Leiter des Mossad in Tel Aviv und ließ sich dessen Unterstützung zusichern.
Geoffrey Fane rief Tyrus Oakes an, der inzwischen wieder in Langley war. Oakes erklärte sich einverstanden, dass die Amerikaner im Team durch einen erfahrenen FBI-Mann aus der Botschaft repräsentiert wurden. »Sie haben meinen Segen, Andy aus dieser Sache rauszuhalten«, sagte Oakes. Alle bereits in Gleneagles stationierten Sicherheitskräfte wurden informiert, dass es eine potenzielle Bedrohung durch einen außer Kontrolle geratenen Mossad-Agenten gab. Die Fotos von Kollek, die die A4 im Kricketstadion gemacht hatte, wurden ebenso nach Schottland geschickt wie einige offizielle Aufnahmen der israelischen Botschaft, die Ari Block zur Verfügung stellte. Als Liz und Peggy nach Hause hetzten, um für die nächsten Tage ein paar Sachen zu packen, waren die Weichen zur Vereitelung von Kolleks Plänen gestellt.
Dabei wusste noch immer niemand, wie diese Pläne eigentlich aussahen. Während
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