Angstpartie - Thriller
und wieder machte er sich eine Notiz, während Sami Veshara erzählte, wie vor etwa fünf Jahren zwei Israelis in sein Londoner Büro gekommen waren. Wenn er ihnen nicht helfen würde, hatten sie gedroht, würden sie die britischen Behörden von seiner Nebentätigkeit in Kenntnis setzen. Das geschah ausgerechnet zu einer Zeit, in der er durch eine von ihm gegründete gemeinnützige Stiftung Kontakte zu einigen Ministern aus dem Kabinett geknüpft hatte und sogar darauf hoffen durfte, in den Adelsstand erhoben zu werden.
Die Männer kamen vom Mossad. Sie wussten von seinen regelmäßigen Besuchen im Libanon, von seinen Verbindungen dort, und dass er überall im Land Feigen und andere Produkte kaufte. Deshalb wäre er für sie ideal geeignet, hatten sie gesagt. Für diese Leute sollte er, wann immer sie ihm den Auftrag dazu gaben, in den südlichen Libanon reisen und dort eine spezielle Ausrüstung benutzen, die sie ihm zur Verfügung stellten. Diese sendete Signale, die den Israelis helfen würden, die Raketenstellungen der Hisbollah zu orten.
Er hatte getan, was sie wollten. In London hatte er die Männer nicht mehr gesehen, sie aber hin und wieder in Tel Aviv getroffen. Er beschrieb die beiden. Einer war gebaut wie eine zusammengedrückte Bowlingkugel, der andere schlank.
Als Charles nach Kontakten mit den Syrern fragte, winkte Sami ab. Er stand weder mit syrischen Geheimdienstleuten noch mit Regierungsvertretern in Verbindung. Soweit er wusste, hatte er nie jemanden aus diesem Personenkreis getroffen. Er war den Syrern nicht feindlich gesonnen, hegte aber auch keine freundschaftlichen Gefühle für sie. Was immer Charles fragte oder wonach er bohrte, Veshara blieb bei dieser Geschichte.
25
»Bemerkenswert«, hatte der behandelnde Arzt gesagt. »Sie hatten großes Glück, Miss Carlyle. Und Ihre Genesung macht wirklich beeindruckende Fortschritte.«
Während sie nun im Garten ihrer Mutter matt in einem Liegestuhl lag, wünschte Liz, sie würde sich auch so fühlen. Vor vier Tagen war sie aus dem Krankenhaus entlassen worden. Sie hatte geplant, sich noch ein paar Tage lang in ihrer Wohnung zu erholen, doch Susan Carlyle wollte nichts davon hören.
Liz ahnte nicht, dass sich Charles Wetherby in London mit Edward getroffen hatte. Die beiden Männer verstanden sich auf Anhieb, und Charles hatte Edward offen gesagt, dass er fürchtete, Liz könne noch immer in Gefahr schweben. Wer immer sie angegriffen hatte, würde seine Attacke vielleicht wiederholen. Edward hatte sich bereit erklärt, auf verdächtige Aktivitäten im Umkreis von Bowerbridge zu achten und Charles, falls er irgendeinen Grund zur Besorgnis sah, sofort davon in Kenntnis zu setzen. Nun saß Susan mit ihrem Strickzeug auf der Gartenbank und bewachte Liz wie eine argwöhnische Glucke.
Es war September geworden und der Baum am Ende der Rasenfläche trug bereits reifende Äpfel. Die großen weißen Blüten einer Rispenhortensie zogen schwerfällige Insekten an. Von einer Mauer wehte der schwere Duft einer Kletterrose herüber. Liz hatte zwei Wochen lang im Whittington Hospital gelegen, konnte sich an die ersten Tage allerdings nicht erinnern. Erstaunlicherweise hatte sie sich bei dem Unfall keinen einzigen Knochen gebrochen, war aber keinesfalls ungeschoren davongekommen. Ganz im Gegenteil: Sie hatte schwere innere Blutungen und einen Milzriss erlitten. Ein aufmerksamer Sanitäter hatte das erkannt, während sie halb ohnmächtig im Krankenwagen lag.
Anfangs war Liz im Krankenhaus von den Nachwirkungen der Narkose und den Schmerzmitteln auf Codeinbasis noch völlig benommen gewesen. Sie hatte die Gegenwart ihrer Mutter wahrgenommen und im Hintergrund einen Mann gesehen, den sie wie durch Nebelschleier als Edward Treglown erkannte. Einmal hätte sie sogar schwören können, dass Charles an ihrem Bett saß.
Nach einigen Tagen hatte sie wieder klarer sehen und denken können. Auch mit ihren Besuchern konnte sie sich nun unterhalten. Peggy Kinsolving hatte versucht, sich so optimistisch und fröhlich zu geben wie immer, dabei aber recht bedrückt gewirkt. Geoffrey Fane schickte ihr Blumen und Bruno Mackay - wie konnte es anders sein - eine Flasche Champagner. Auch von Miles Brookhaven kam ein Blumenstrauß, und Peggy bemerkte, er habe bereits zweimal angerufen und gefragt, wie es Liz ginge.
Liz hatte viel Zeit, über das, was ihr zugestoßen war, nachzudenken. Ihre Gedanken kehrten immer wieder zum Anblick des heranrasenden Wagens zurück - zu dem
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