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Angstschrei: Thriller

Angstschrei: Thriller

Titel: Angstschrei: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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Anschließend nahm er sein Kristallglas vom Regal und schenkte sich ein paar Fingerbreit Macallan ein. Wieder zurück im Wohnzimmer hörte er seinen Anrufbeantworter ab. Die erste Nachricht war von Casey. » Hallo, Dad, ich bin’s. Wir sehen uns morgen. Der Schnee war toll. Snowboarden war toll. Der Whirlpool war toll. Um sechs bin ich zu Hause. Hab dich lieb.« Er drückte auf LÖSCHEN .
    Dann erklang Kyras Stimme. » Wollte mich nur melden und dir eine gute Nacht wünschen. Und dir sagen, dass ich dich liebe. Bis morgen.« Er hörte die Nachricht gleich noch einmal ab.
    Die dritte Nachricht war von Sandy. » McCabe, ich hab’s ein paarmal auf deinem Handy probiert, aber offensichtlich willst du gerade nicht mit mir reden. Ich nehme an, dass was auch immer du gestern Abend wolltest doch nicht so wichtig war. Aber es gibt da etwas, was wir besprechen müssen. Ich habe mich mit Peter unterhalten. Casey kommt ja nächstes Jahr in die zehnte Klasse, und Peter glaubt, dass sie größere Chancen auf einen Platz an einem erstklassigen College hätte, wenn sie nicht von der Portland High, sondern von einer wirklich guten Schule kommt. Peter sitzt im Kuratorium von Andover, und er geht davon aus, dass er Casey dort unterbringen könnte…«
    McCabe legte auf, noch bevor die Nachricht zu Ende war. Er wollte kein Wort mehr davon hören. Nicht genug damit, dass Sandy ihre Tochter verlassen und sich nicht mehr Gedanken darüber gemacht hatte als eine Schlange über ihre abgestreifte Haut. Jetzt wollte sie sie auch noch in irgendein Internat stecken und sie von ihrem Vater trennen. Wozu? Damit sie den anderen Banker-Frauen von ihrer wunderschönen Tochter erzählen konnte, die gerade zufällig nicht da war, weil sie irgendwo ein erstklassiges Internat besuchte? Wahrscheinlich. Aber dazu würde es nicht kommen. McCabe zog den Mantel aus und schleuderte ihn aufs Sofa, griff nach einer alten Aufnahme von Coltrane und Miles Davis, steckte sie in den CD -Spieler und ließ sich zusammen mit seinem Scotch in den großen Ledersessel im Wohnzimmer sinken. In den Papasessel, wie Casey immer sagte. Er nippte an seinem Whiskey und bedauerte, dass Kyra nicht da war. Er hätte sie jetzt so gern in seiner Nähe gehabt. Er wollte nicht an Sandy denken.
    Komisch eigentlich, dass seine Exfrau nie irgendetwas zu bereuen schien. Sicherlich keine ihrer außerehelichen Affären, und davon hatte es eine ganze Menge gegeben. Kyra hatte ihn einmal gefragt, wieso er sich nicht schon viel früher von Sandy getrennt hatte. Die Antwort war einfach. » Aus Angst, Casey zu verlieren«, hatte er ihr erklärt. » Meistens bekommen ja die Mütter das Sorgerecht, während die Väter ihre Kinder höchstens mal ab und zu besuchen dürfen. Und das wollte ich auf gar keinen Fall riskieren.«
    Er hatte Sandys ach so vernünftige Argumente im Ohr, ohne dass er sie hören wollte. Das Internat würde ihr guttun. Würde ihr helfen erwachsen zu werden. Würde ihr helfen, nach Harvard oder Yale oder auf sonst irgendeine Eliteuniversität zu kommen, wo Peter, der Mann, der nicht » die Kinder anderer Leute« aufziehen wollte, sein Examen gemacht hatte. Aber das Deprimierendste an der ganzen Sache war eigentlich, dass Sandy Casey nicht etwa deshalb auf eine Privatschule schicken wollte, weil sie sie gern bei sich gehabt hätte. Wäre das der Fall gewesen, dann hätte sie ja Brearley oder Dalton oder eine der anderen angesagten Schulen in Manhattan vorschlagen können. Nein, Sandy wollte keineswegs, dass ihre Tochter wieder bei ihr wohnte. Sie wollte nur, dass sie nicht mehr bei McCabe wohnte.
    Er nippte an seinem Scotch und ließ sich von der vertrauten Musik umhüllen. Da wurde ihm bewusst, dass er diese Platte zum letzten Mal an dem Abend gehört hatte, als ihre Ehe endgültig in die Brüche ging. An dem Abend, als Sandy gegangen war. Oder besser, an dem Abend, als er sie rausgeschmissen hatte. Der letzte Abend, an dem sie sich geliebt hatten, auch wenn das zu diesem Zeitpunkt schon lange nichts mehr mit Liebe zu tun gehabt hatte. Kein Akt der Vereinigung mehr, sondern nur noch eine reflexhafte Kopulation. Selbst in den letzten Tagen ihrer Ehe hatte Sandy gewusst, dass sie ihn jederzeit scharfmachen konnte, und sie hatte es geliebt, das unter Beweis zu stellen. Er hatte oft überlegt, ob sie damit ihr Ego aufplustern oder ihre Macht demonstrieren wollte oder ob sie einfach nur Spaß am Sex hatte.
    Mit einem bitteren Lächeln im Gesicht ließ er die Ereignisse jenes Abends

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