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Angstschrei: Thriller

Angstschrei: Thriller

Titel: Angstschrei: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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noch nie im Leben einen so gewaltigen Hass empfunden hatte wie jetzt in diesem Augenblick. Er überlegte, ob er sie erschießen sollte. Es wäre kein Problem gewesen. Sein Halfter mit der Pistole hing bloß ein paar Meter entfernt über dem Stuhl in der Ecke, dort, wo auch seine Kleider lagen. Dann verspürte er den unbändigen Drang, sie zu schlagen. Welche Befriedigung es ihm verschafft hätte, ihr die Faust mitten ins Gesicht zu rammen. Zu spüren, wie ihre vertrauten Formen nachgaben, ihre Nase brach, ihr Blut spritzte. Er machte die Augen zu. Schob all seine gewalttätigen Gedanken beiseite. Manchmal waren sie später, in seinen Träumen, zurückgekehrt, und dann hatte er ihnen freien Lauf gelassen. Aber in jener Nacht vor fünf Jahren in der Wohnung in der West Seventy-first Street hatte er es, vielleicht dank seiner großen Liebe zu Casey, geschafft, sie im Zaum zu halten.
    » Morgen früh, sobald Casey in der Schule ist, ziehe ich aus«, sagte sie, und ihre Stimme klang schon wieder vollkommen nüchtern.
    » Das glaube ich nicht«, erwiderte er mit gepresster, wütender Stimme.
    » Oh doch«, entgegnete sie und hob die Augenbrauen, um zu betonen, dass die Sache definitiv feststand. » Es ist alles arrangiert.«
    Er zog eine Boxershorts aus seiner Schublade und stellte sich vor ihre Frisierkommode. » Nein«, sagte er. » Das Einzige, was du als arrangiert betrachten kannst, ist, dass du exakt fünf Minuten hast, um dich anzuziehen und aus dieser Wohnung zu verschwinden.« Um das Gesagte noch zu unterstreichen, streckte er seinen Arm aus und fegte mit einer einzigen Bewegung sämtliche Lotionen und Cremes und Mascararöhrchen auf den Fußboden.
    In ihrem Gesicht spiegelten sich Zweifel und, vielleicht zum ersten Mal überhaupt, auch ein bisschen Angst.
    » Du solltest dich lieber beeilen«, sagte er. » Du hast noch viereinhalb Minuten. Wenn du dann immer noch hier bist, dann befördere ich deinen nackten Hintern auf die Straße, und du kannst, so wie du bist, zu Ingram laufen.«
    Sie schlüpfte in ein T-Shirt, eine Jeans und ein Paar Flipflops und schaffte es gerade noch rechtzeitig zum Fahrstuhl.

27
    Er hielt die Waffe ruhig in beiden Händen und zielte auf sein eigenes Spiegelbild. Eine alte Ruger Standard, Kaliber 22. Hatte Abbys Daddy gehört. Er hatte sie aus ihrem Haus gestohlen, wo sie geladen und schussbereit auf ihn gewartet hatte, an dem Abend, als er die Goff umgebracht hatte. An dem Abend, als ihm klar geworden war, dass er auch Abby umbringen musste.
    Er machte das Licht aus, ging zum Wohnzimmerfenster und blickte auf die Straße hinunter. Verlassen, bis auf eine einsame Frau mit Hund. Eine Fremde. Er zielte. Legte den Sicherungshebel um. Ließ den Finger über die sanfte Wölbung des Abzugs gleiten. Spürte einen Schauder der Erregung. Sein Atem ging schneller. Die Macht über Leben und Tod. Er hatte nie geahnt, wie berauschend sie sein konnte.
    Es war Zeit aufzubrechen. Er zog die Jalousien zu, steckte die Ruger in den Gürtel und stellte sich vor den Spiegel. Er setzte die Brille mit dem dicken schwarzen Gestell auf, lächelte und zwinkerte sich zu. Zuerst mit dem einen, dann mit dem anderen Auge. Dann trat er vor den Schrank und schlüpfte in den schweren Mantel mit der riesigen Kapuze. Er ging zur Tür hinaus zu seinem Auto.

28
    Obwohl sie die Decke über den Kopf gezogen und die Augen fest zugekniffen hatte, wusste Abby, dass der TOD nahe war. Sie konnte seine Gegenwart spüren. Riechen. Wie das Ozon in der sommerlichen Luft kurz vor einem Blitzschlag. Der kalte Knoten der Angst, mit dem sie seit Dienstag gelebt hatte, hatte sich gestern Abend aufgelöst, als Leanna ihre Arme ausgebreitet und Abby willkommen geheißen hatte. Aber jetzt war er wieder da, größer und fester als je zuvor. Abby streckte die Hand aus, suchte Trost an Leannas fülligem Körper, fand keinen, zog die Hand wieder zurück. Ihre Freundin wälzte sich in unruhigem Schlaf hin und her, ohne die Gefahr zu ahnen, die ganz in ihrer Nähe lauerte.
    Abby wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte, ja nicht einmal, wie lange sie eigentlich schon hier war. Sie wusste noch, dass der riesige Kerl mit dem Pick-up sie hier abgesetzt hatte. Das war wohl gestern Abend gewesen. Oder richtiger, früh am heutigen Morgen. Heute Morgen und nicht gestern oder vorgestern. Aber um ehrlich zu sein, wusste sie nicht genau, welcher Morgen jetzt gerade war.
    Sie konnte sich noch an das verlegene Grinsen des Hünen erinnern und an die

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