AnidA - Trilogie (komplett)
Küche und blickte leer auf das Brot und den kalten Braten, die Ida auf dem Tisch bereitgestellt hatte. Er ging zum Schrank und holte einen Krug mit geharztem Wein heraus.
»Marty«, sagte Ida sanft. »Willst du nicht zuerst etwas essen?«
Der dicke Mann schüttelte den Kopf und ging zur Tür. Dann zögerte er. Er hob ungelenk die breiten Schultern und sah sich um, als sei der Raum ihm plötzlich fremd geworden. Er stellte den Krug behutsam nieder und ließ sich auf die Bank sinken. Ida rückte an seine Seite und nahm seine Hand, die er ihr teilnahmslos überließ.
»Ich habe jetzt niemanden mehr«, sagte er tonlos. »Amos war mein letzter lebender Verwandter. Sie sind alle tot, Prinzessin.« Sein Gesicht verzerrte sich. Ida nahm ihn wortlos in den Arm, und er legte seinen Kopf an ihre Schulter.
Als sein trockenes Schluchzen sich zu beruhigen begann, griff Ida nach dem Weinkrug und füllte einen Becher. Sie drückte ihn Marten in die Hand und nahm sich dann selbst von dem schweren Wein. Stumm trank sie Marten zu. Er wischte sich das Gesicht trocken und trank den Becher mit einem einzigen Zug leer. Ida füllte nach. Er griff danach und zögerte.
»Trink, mein Ritter«, befahl Ida. »Nichts kann Amos wieder lebendig machen, aber wir werden uns immer an ihn erinnern. Und ich schwöre dir, ich werde seine Mörder finden und zur Rechenschaft ziehen, selbst wenn es ein Leben lang dauern sollte!« Ihre Augen blitzten bernsteinhell, und Martens trüber, verstörter Blick belebte sich. Er hob mit einem winzigen Lächeln den Becher und prostete Ida zu.
»Auf Amos«, sagte er heiser. »Und auf dich, Prinzessin.«
»Auf Amos und auf uns«, erwiderte sie leise und sehr bestimmt.
Sie brachte ihn auf seine Kammer. Er hatte nicht viel gesprochen, während er sich betrank, und Ida hatte ihn auch nicht dazu ermuntert. Sie sah zu, wie er schwer auf sein Bett fiel und die Augen schloss. Sie schob seine Beine ganz auf das Bett und zog ihm die Stiefel aus. Dann schnürte sie ihm die Tunika auf und brachte ihn durch geduldiges Zureden dazu, sie sich über den Kopf ziehen zu lassen. Sie deckte ihn zu, dämpfte das Licht des Glühsteins und ging gähnend zur Tür.
»Geh nicht weg«, murmelte Marten kläglich.
»Du solltest jetzt einfach schlafen«, erwiderte Ida müde. »Du brauchst ein wenig Ruhe, mein Ritter.«
»Bitte, Ida«, wiederholte er.
Es klang so jämmerlich, dass Ida kapitulierte. Sie kehrte zum Bett zurück und hockte sich auf die Kante. »Aber nur, bis du schläfst«, sagte sie streng, als sei der dicke Mann ein quengeliger kleiner Junge. Er nickte gehorsam und tastete nach ihrer Hand. Ida nahm seine riesige Pranke zwischen ihre Hände und seufzte unhörbar. Seine Augen waren weit geöffnet und bittend auf sie gerichtet, und auf seinen Wangen glänzte Feuchtigkeit. Ida unterdrückte einen resignierten Fluch. »Komm, rück ein Stück.« Sie schälte sich aus ihren Kleidern. Er gehorchte stumm, und Ida schlüpfte unter die Decke. Marten legte behutsam seinen Arm um sie, Ida streckte ihren langgliedrigen Körper aus und gähnte. Martens Bauch hob und senkte sich mit seinem schweren Atem.
»Ich habe ihn getötet«, sagte er nach einer Weile verloren. Ida wandte den Kopf und sah ihn verdutzt an, ehe sie begriff, dass er nicht von dem alten Mann sprach.
»Wen?«, fragte sie sacht. Marten atmete heftig ein und wieder aus. Sie spürte, wie er zu zittern begann. Ida legte tröstend ihre Hand auf seine Brust und nach einigen schnellen Atemzügen beruhigte sich Marten wieder.
»Simon hat mich mit seiner verfluchten Arroganz unerträglich gereizt. Er hat geglaubt, alles müsste sich immer nur um ihn drehen, und wo er sei, wäre der Mittelpunkt der Welt. Ich habe mich bemüht, ihn auf den Boden zu holen, und manchmal ist es mir sogar für kurze Zeit gelungen, aber selbst das hat er mir verübelt. Ich konnte sein hochmütiges, ekelhaftes Gehabe nicht mehr ertragen. Ich wusste, dass Simon bis auf die Knochen verdorben und verrottet war, ein widerliches Stück Dreck. Ehrenkodex, ritterliche Tugenden, pah! Ich habe schließlich alles an ihm gehasst ...« Seine Stimme versagte.
»Und dann hast du ihn getötet«, sagte Ida leise. Marten schwieg. Ida legte ihren Arm um seinen Nacken und verbarg ihr Gesicht an seinem Hals. Sie weinte um den jungen Ritter, dessen Leben einen solch fatalen Verlauf genommen hatte, und Marten hielt sie fest, als sei sie diejenige von ihnen beiden, die dringender des Trostes bedurfte.
Endlich richtete
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