Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
hielt sie fest und beugte sich schwerfällig nieder, um Ida zu küssen. Ida legte ihre Arme um ihn und zog ihn ganz zu sich herab. Er lag schwer und weich auf ihr, sein Atem strich über ihre Wange, und seine Lippen, seine Zunge, sein Mund genossen sie wie einen wunderbaren Leckerbissen.
    Endlich ließ er von ihr ab und schob sich in die Höhe, um das Tablett zu holen. Ida sah ihm auf die Ellbogen gestützt zu, das Gesicht gerötet und mit lachend blitzenden Augen, die von einem strahlenden Goldton waren. Marten stellte das Tablett vorsichtig neben sie auf das Bett und schlüpfte hinein, wobei er beinahe die Teekanne umgestoßen hätte. Ida fing sie mit einer behänden Bewegung auf und goss den Tee in die bereitstehenden Becher. Marten schnitt Brot ab, bestrich es fingerdick mit Butter und süßem Nussmus, zerteilte es und steckte Ida ein Stück davon in den Mund, bevor er sich wieder über sie neigte und sie küsste.
    Sie verschluckte sich und protestierte undeutlich, als er ihr den nächsten Bissen zwischen die Lippen steckte: »Marty, nun gib es schon zu! Ich bin dir immer noch zu mager, sonst würdest du mich jetzt nicht zu mästen versuchen. Iss du selbst erst etwas, mein Dicker, du musst doch beinahe verhungert sein.«
    Marten lachte und steckte sich ein gekochtes Ei ganz in den Mund. Ida nippte von ihrem Tee und seufzte zufrieden. Dann hob sie die Hand und ließ die Kette vor Martens Nase baumeln, ehe sie sie auf das Tablett niederrieseln ließ. Er starrte darauf herab, ein Stück Brot reglos vor seinem Mund in der Luft.
    »Du hast sie länger in deinem Besitz gehabt als ich. Ich möchte, dass du sie behältst.«
    Marten griff danach und hielt die Kette einen Moment lang zwischen seinen dicken Fingern. »Warum?«, fragte er tonlos, ohne Ida anzusehen.
    »Ich bin die Frau, die dir den zweiten Blick gönnt«, erwiderte sie lächelnd. »Oder auch den dritten, wenn man es genau nimmt. Behalte sie, mein Ritter. Du hast sie dir verdient.«
    Martens Lippen zuckten. Wortlos legte er die Kette um seinen Nacken, wo sie beinahe vollständig zwischen den fleischigen Wülsten verschwand. Ida lehnte sich mit einem zufriedenen Brummen an ihn und biss herzhaft in ein krümeliges Stück Nusskuchen. Marten aß schweigend und ohne die gewohnte Konzentration. Ida schob ihre Hand unter seinen Arm und fragte: »Du denkst an Amos?«
    Marten hob entschuldigend die Schultern. »Ich frage mich, was sie von dir wollen«, sagte er nachdenklich. »Was ist das Wertvolle in deinem Besitz, das sie unbedingt haben wollen?« Ida schwieg. Marten sah sie kurz an und senkte dann den Blick in seinen Becher. Ida biss sich grübelnd auf die Lippe. Ihre Brauen waren finster zusammengezogen und ihre Miene so verschlossen wie eine Felswand. Unwillkürlich griff sie nach dem kleinen Lederbeutel, der zwischen ihren Brüsten hing, und tastete mit ihren Fingern über die filigranen Erhebungen und Vertiefungen der darin verborgenen Herzen.
    »Ist es das?«, fragte Marten. Ida wandte langsam den Kopf und sah ihn an. Ihre Augen hatten sich zu einem kühlen Rauchgrau verdunkelt und sagten: »Bis hierhin und nicht weiter.«
    Das Gesicht des dicken Mannes wurde ausdruckslos. Seine schweren Lider senkten sich über die grünlich funkelnden Augen. Ida erkannte, dass er zutiefst verletzt war. Sie umarmte ihn, ohne auf das gefährlich ins Rutschen geratende Tablett zu achten. »Sei nicht böse, mein Ritter. Das ist etwas, was ich niemandem zeigen kann, auch dir nicht. Es hat nichts damit zu tun, dass ich dir nicht vertrauen würde, glaube mir.«
    Martens Hände ruhten reglos auf seinem Bauch, er machte keine Anstalten, die Umarmung zu erwidern. Ida seufzte und ließ ihn los. Sie schlug die Decke zurück und griff nach ihren Kleidern. Marten sah ihr stumm zu, wie sie sich anzog. Dann schob er das Tablett zur Seite und stand ebenfalls auf. »Ich gehe jetzt und erledige den Auftrag für die Khanÿ«, sagte er in neutralem Tonfall.
    Ida schüttelte sich unwillkürlich. »Tu das, Marten«, erwiderte sie freundlich. »Ich bereite inzwischen alles für unsere Abreise vor. Soll ich den Proviant zusammenstellen oder übernimmst du das lieber selbst?«
    Marten lächelte schwach, wobei seine Augen ernst blieben. »Du kannst ja ruhig schon mal damit anfangen.«

    Marten kehrte erst gegen Abend wieder. Er wirkte bedrückt und äußerte sich noch nicht einmal zu dem, was Ida ihnen vorsetzte, obwohl sie selbst der Meinung war, dass ihr dieser Kochversuch sogar noch gründlicher

Weitere Kostenlose Bücher