Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
misslungen war als die meisten früheren. Marten löffelte die ungenießbare Brühe, ohne auch nur die Miene zu verziehen, und knurrte nur einen abwesenden Dank, als sie ihm ein weiteres Mal den Teller füllen wollte.
    Ida hockte sich neben ihn und begann, seine fleischigen Schultern zu massieren. »War es schlimm?«, fragte sie leise.
    Er wiegte seinen schweren Schädel und fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht. »Nicht schlimmer als sonst«, erwiderte er nach einer Weile. »Ich hasse es, das tun zu müssen. Nicht, dass ich Storn besonders vermissen werde ...« Er zog eine Grimasse und verstummte. Seine Finger drehten rastlos den Becher Wein, den Ida ihm hingestellt hatte und von dem er bisher kaum getrunken hatte.
    Ida ließ ihre Hände auf seinen Schultern ruhen und beugte sich vor, um ihn zu küssen. Er wandte sich ein wenig mühsam um, damit er sie um die Taille fassen konnte und zog sie auf seinen Schoß. Ida nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände und streichelte es zärtlich. Sie strich mit dem Zeigefinger über die steile Falte zwischen seinen Brauen, bis sie sich glättete. Marten sah sie lange und ein wenig unglücklich an.
    »Was hast du?«, fragte Ida besorgt.
    Er schüttelte unwillig den Kopf und legte seine riesigen Hände zärtlich um ihren Hals. Er küsste sie mit erschreckendem Ungestüm und murmelte: »Verzeih mir, Ida.« Seine dicken Finger drückten geschickt zu und schnürten ihr das Blut ab. Ihr wurde schwarz vor Augen, und sie hob in dem schwachen, vergeblichen Versuch die Hände, den erbarmungslosen Griff um ihren Hals zu lösen. Noch ehe sie das Bewusstsein verlor, spürte sie, wie er sie auffing und hörte seine unglückliche Stimme: »Es tut mir so leid, Prinzessin.«

    Sie erwachte in einem Albtraum aus Tönen, Gerüchen und feurigen Blitzen, die selbst bei fest geschlossenen Lidern grell in ihre schmerzenden Augen stachen. Jedes noch so leise Geräusch explodierte scheinbar direkt in ihrem Kopf, und als sie versuchte, sich in eine sitzende Position zu bringen, überschwemmte sie eine solche Welle von Übelkeit erregenden Empfindungen, dass sie schon nach wenigen schwachen Versuchen, von krampfartigem Brechreiz geschüttelt, aufgeben musste. Sie schien auf einem Bett zu liegen, soweit sie das trotz der flammenden und zerrenden Pein in ihrem Körper erkennen konnte. Wie gegen einen tonnenschweren Widerstand hob sie eine Hand und tastete über ihren Hals und ihre Brust. Die Berührung ließ den allgegenwärtigen Schmerz höher aufflammen. Ihr Hemd stand bis zur Taille offen, und ihre Fingerspitzen waren wie glühend kaltes Metall, das ihr die ungeschützte Haut versengte. Sie zwang sich, tastend und zittrig weiterzusuchen, obwohl sie dabei vor Schmerzen stöhnte.
    Der Lederbeutel mit den Herzen war fort. Ida öffnete ihre Augen einen Spalt breit und bemühte sich, ihre Umgebung zu erkennen. Blitze und zerspringende Funken von einer falschen, grässlichen Farbe machten es ihr beinahe unmöglich, sich zu orientieren. Der Versuch, die Augen geöffnet zu halten, steigerte den scharfen, schneidenden Schmerz in ihren Schläfen ins Unerträgliche. Sie sank zurück und bemühte sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen. Die Luft, die sie einsog, schmeckte und roch gleichzeitig brandig und verfault und stach in ihre Lungen. Jeder Nerv ihres Körpers revoltierte.
    Ida zwang sich, vollkommen reglos zu liegen, weil jede Bewegung diese Empfindung noch verschlimmerte. Ihre Gedanken ließen sich kaum sammeln, ihr Gehirn stand in blutigen Flammen. Sie drehte sich auf die Seite und ließ die Beine aus dem Bett rutschen. Nach und nach schob sie sich vom Bett, bis sie auf dem Boden hockte, schluchzend vor Qual. Sie kroch zur Tür und zog an dem alten Holz, das unter ihrem schwachen Griff keinen Deut nachgeben wollte. Sie bohrte ihre Fingernägel in den Türspalt und zerrte mit aller Kraft daran, die ihr geblieben war. Die Nägel splitterten und brachen ab, und ungeachtet ihrer blutenden Finger machte sie weiter, bis sie endlich begriff, dass diese Tür sich zur anderen Seite öffnen ließ. Sie sank mit ihrem ganzen Gewicht gegen das Türblatt und fiel in den Gang.
    Dort lag sie eine peinvolle Ewigkeit, ohne sich erinnern zu können, wer sie war, warum sie hier auf dem kühlen Holzboden lag und wo sie eigentlich hinwollte. Keuchend vor Schmerzen schob sie sich zur Treppe vor. Etwas Mächtiges zog sie unbarmherzig hinunter, hinaus. An den alten Treppenstufen riss sie sich die Haut ihres bloßen Oberkörpers auf,

Weitere Kostenlose Bücher