Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
Zeichen, und wieder ertönte ein leises, hohes Singen. Funken sprühten, und Ida fuhr mit einem Aufschrei zurück. Marten taumelte und ließ sie los.
    »Was machst du?« schimpfte er. »Bist du verrückt geworden?« Er rieb sich die Schulter. Ida rappelte sich auf und deutete sprachlos auf den Pfeiler. Ein breiter Spalt hatte sich darin aufgetan, hinter dem eine gewundene Treppe in die Tiefe führte.
    »Heiliger Strohsack«, entfuhr es dem dicken Wirt. Er griff Halt suchend nach seinem Schwert. »Du willst doch nicht etwa dort hinunter?«
    Ida starrte ihn an. »Was ist los mit dir, Marty? So kenne ich dich gar nicht.«
    Er wischte sich über den Mund. »Ich habe Angst«, gab er widerstrebend zu. »Das hier ist ein übler Ort, Prinzessin. Jeder Stein hier atmet Bosheit und Zauberei.«
    Ida klopfte ihm auf den Arm. »Ich gehe alleine, mein dicker Ritter. Bleib du hier und bewache den Eingang.« Sie wandte sich der Öffnung im Pfeiler zu.
    »Nein«, schrie der Wirt und stürzte ihr nach. »Ich bleibe nicht alleine zurück. Warte auf mich!«
    Sie betraten die steile Wendeltreppe, die Stufen waren glatt und ausgetreten. Ida hielt sich an der rauen, etwas feuchten Wand fest und tastete sich in die Dunkelheit vor. Die Luft war abgestanden und schmeckte nach Fäulnis und Verwesung. Ida hörte hinter sich den schweren Atem Martens und seine polternden Schritte.
    »Hast du deinen Glühstein bei dir, Marty?«, fragte sie keuchend und versuchte vergebens, in der tiefen Dunkelheit etwas zu erkennen.
    »Nein, der ist in meiner Satteltasche«, knurrte der Wirt. »Verflucht finster hier, was?«
    Ida seufzte und kletterte weiter. Sie mussten inzwischen tief unter der Oberfläche des Sees sein. Der Gedanke machte sie frösteln. Ihre Beine wurden immer schwerer, sie musste sich zu jedem Schritt neu zwingen. Ihr eigener keuchender Atem klang in ihren Ohren und vermischte sich mit dem lauten Schnaufen Martens. Sie trieb sich weiter vorwärts, abwärts. Gerade, als sie dachte, keinen weiteren Schritt mehr tun zu können, ihre schweren Glieder einfach auf dieser verfluchten, endlos langen Treppe niedersinken zu lassen und dort zu schlafen bis ans Ende der Zeiten, traf ihr Fuß, der nach der nächsten Stufe tastete, hart auf ebenen Boden.
    »Wir sind unten«, keuchte sie und hockte sich auf die letzte Stufe, um zu verschnaufen. Marten, der weit zurückgeblieben war, erreichte schließlich auch den Fuß der Treppe und ließ sich ächzend neben sie fallen. Sie lehnte sich an seinen schweren, warmen Körper, und er legte seinen Arm um ihre Schultern.
    »Ich bin tot«, prustete er. »Prinzessin, bei dem Gedanken, dass wir da wieder rauf müssen, wird mir ganz elend!«
    »Mir auch, edler Ritter. Aber jetzt brauchen wir dringend Licht. Zu dumm, dass wir nicht an Glühsteine gedacht haben.«
    Vogelschwingen rauschten. »Ah«, hauchte es an ihr Ohr. Ida wandte sich heftig um, aber da war nichts.
    »Hast du das auch gehört, Marty?«
    »Was denn?«
    Ida fuhr mit den Händen durch die Luft. »Diese Stimme«, sagte sie laut. »Da war eine Stimme!«
    Leises, spöttisches Krächzen klingelte in ihren Ohren, und eine weiche Vogelschwinge strich über ihre Wange. Es rauschte leise, ein sanfter Luftzug berührte ihr Gesicht. »Lass uns weitergehen«, sagte Ida und sprang auf.
    »Wie sollen wir die Treppe jemals wieder finden? Es ist stockfinster hier.«
    Kaum hatte er ausgeredet, glomm ein geisterhafter Schimmer auf und tauchte ihre Umgebung in ein kränkliches graues Licht. Sie standen in einem endlosen Gewölbe. Rundum bot sich ihnen der gleiche Anblick: kalter, unregelmäßiger Steinboden und dicke Säulen, die ein niedriges, gewölbtes Dach stützten.
    »O je«, sagte Ida entmutigt und vergaß den geheimnisvollen Vogel. »Das ist ja noch riesiger als die Halle oben. Wie sollen wir Albi hier nur finden?«
    Marten sah sich um. »Hier ist weit und breit nichts«, knurrte er. »Siehst du irgendein Anzeichen dafür, dass hier jemand lebt?«
    Ida schüttelte den Kopf. »Lass uns ein Stück gehen«, schlug sie vor. Marten schnaufte zwar unwillig, aber er folgte ihr.
    Sie gingen lange geradeaus. »Irgendwo muss doch eine Mauer kommen«, sagte Ida verzweifelt. »Wir können doch nicht bis in alle Ewigkeit so weitergehen!«
    Als hätte jemand ihre Worte gehört, tauchte hinter der nächsten Säule, die sie passierten, eine Mauer mit einem niedrigen Durchlass auf. Ida spähte misstrauisch hinein. »Ein Gang«, sagte sie ein wenig enttäuscht. »Rechts oder links,

Weitere Kostenlose Bücher