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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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über seine Schulter.
    Ida grinste und musterte das dichte Schilf, das das Ufer bedeckte. Nichts bewegte sich darin, kein Vogel, kein kleines Getier, noch nicht einmal Insekten schwirrten durch die Luft. Es war, als sei die Umgebung der Zitadelle verpestet. Auch in dem tiefen, dunklen Wasser schien nichts zu leben. Ida schauderte bei dem Gedanken, das bösartige Auge des Sees schwimmend durchqueren zu müssen.
    »Prinzessin«, rief Marten und wies ins Schilf. Er zügelte sein Pferd und ließ seinen schweren Körper aus dem Sattel rutschen. Er verschwand im Dickicht, und Ida hörte das Schilf rauschen und unter seinen Füßen brechen. Marten stieß einen erfreuten Laut aus.
    »Was hast du gefunden?«, fragte Ida ungeduldig. Wahrscheinlich irgendetwas, das man in den Mund stecken und herunterschlucken kann, schoss es ihr durch den Kopf. Sie schalt sich für diesen ungerechten Gedanken und stieg ebenfalls ab.
    Vor ihr tauchte das gerötete Gesicht Martens aus dem dichten Gestrüpp auf. »Ein Boot, Prinzessin. Es scheint ein wenig undicht zu sein, aber es ist nicht völlig leckgeschlagen. Und die Ruder sind auch noch da.«
    Ida drängte sich an ihm vorbei und sah misstrauisch auf den morschen Kahn nieder, den Marten entdeckt hatte. »Der trägt uns beide nie im Leben«, sagte sie mit anzüglichem Blick auf Martens Wanst. »Was hältst du von einem Bad?«
    Er zog eine jämmerliche Miene. »Prinzessin«, sagte er flehend. »Tu mir das nicht an! Soll ich nicht zuerst hinüberrudern und mich ein wenig für dich umsehen?« Ida schüttelte unnachgiebig den Kopf. Martens Hilfe suchender Blick schweifte über das Ufer, und seine Augen weiteten sich. »Aber was ist das?«, rief er überrascht. »Der war doch eben noch nicht da?«
    Ida drehte sich um und stolperte beinahe über den zweiten Kahn, der halb verborgen im trockenen Schilf lag. »Nein, der war eben noch nicht da«, stimmte sie nachdenklich zu. »Anscheinend legt man großen Wert darauf, dass wir beide in die Zitadelle gelangen.«
    »Zauberei!« Marten verzog angewidert das Gesicht und hielt Ida fest. »Lass uns nachdenken, Prinzessin. Das ist eine verfluchte Falle. Wir sollten nicht blind hineintappen.«
    Ida schüttelte seine Hand ab. »Ich habe keine Wahl«, entgegnete sie knapp. »Du kannst hier bleiben und auf unsere Pferde aufpassen. Ich rudere hinüber.« Sie packte das erste Boot und mühte sich vergeblich, es ins Wasser zu schieben.
    Marten sah ihr einen Moment lang unschlüssig dabei zu, dann fluchte er und drängte sie beiseite. Mit einem kräftigen Ruck zerrte er den Kahn aus den Ranken, die ihn umschlungen hielten, und schob ihn ins Wasser. Dann wandte er sich dem zweiten Boot zu und befreite es ebenfalls aus dem Gestrüpp. »Du gehst auf keinen Fall alleine«, rief er drohend.
    »Spiel dich nicht so auf, edler Ritter.« Ida kletterte in den schwankenden Kahn und griff nach den Rudern. »Ich hoffe, du kannst schwimmen. Die Planken sind morsch, wahrscheinlich brechen sie durch, wenn sie dich nur sehen.«
    Marten knurrte gekränkt und stieg sehr vorsichtig in sein Boot. Ida hatte sich bereits vom Ufer abgestoßen und hielt mit einigen kräftigen Ruderschlägen auf die Mitte des Sees zu.
    »Warte auf mich!« Marten hängte seine Ruder ein und folgte ihr. Sein Kahn lag beängstigend tief im Wasser, und Ida hörte Marten schimpfen, weil er einen nassen Hintern bekam. Sie näherten sich der Zitadelle, und sie bedeutete Marten, still zu sein. Es war sicherlich sinnlos, denn ihre Ankunft konnte nicht unbemerkt geblieben sein. Die steil aufragenden schwarzen Mauern verursachten ihr ein Gefühl der Beklemmung.
    »Siehst du irgendwo einen Eingang?«, rief sie gedämpft.
    Marten, dem von der Anstrengung der Schweiß in Strömen über das hochrote Gesicht lief, schüttelte nur den Kopf. »Rückseite«, schnaufte er kurzatmig.
    Ida ließ sich an seine Seite zurückfallen. »Bleib hier und warte auf mich. Ruh dich aus. Du siehst aus, als träfe dich jeden Moment der Schlag. Ich sehe mich auf der anderen Seite um und komme dann zurück.«
    Marten wischte sich das Gesicht trocken und nickte dankbar. Ida legte sich in die Riemen und ruderte die schwarze Mauer entlang. Eine heftige Windböe aus heiterem Himmel ließ ihr Boot schwanken. Ida hielt grimmig die Ruder fest und wartete, bis das Wasser sich wieder beruhigte. Dann warf sie einen letzten Blick auf Marten in seinem tief liegenden Kahn und bog um die Ecke.
    Unerwartet geriet sie in eine dichte Nebelbank, die sie kaum

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