AnidA - Trilogie (komplett)
Herr Simon. Es tut mir leid, dass alles so ... so hässlich ...« Ihre Stimme versagte, und sie wandte sich hastig zur Tür.
»Prinzessin«, sagte Simon heiser. »Prinzessin, bitte, verzeih mir. Ich wollte nicht – du warst mir immer eine gute Freundin, ich wollte dich nicht beleidigen. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Bitte, sag mir, dass du mir vergibst.«
Ida wandte sich zögernd um und blickte in das bekümmerte Gesicht des jungen Mannes. Wie ehrlich mag er das jetzt wohl meinen?, flüsterte ein boshaftes Stimmchen in ihrem Kopf, aber sie brachte es zum Schweigen.
»Bitte, Ida«, flehte der Ritter und streckte seine Hand aus. »Sei gut. Du weißt, dass ich es nicht so gemeint habe. Du warst nie hochnäsig oder eingebildet mir gegenüber. Im Gegenteil ...« Seine grünlichen Augen bettelten, und Ida seufzte. Sie legte ihre Hand in seine riesige Pranke und nickte wortlos. Er strahlte auf. »Vergeben?«
»Und vergessen«, flüsterte sie. Er nahm sie voller Überschwang in die Arme und drückte einen Kuss mitten auf ihren erstaunten Mund.
»Ach, Prinzessin, ich bin so ein kurzsichtiger Esel«, murmelte er zärtlich und strich ihr das zerzauste Haar aus der Stirn. »Ich hätte Geduld haben sollen und noch ein oder zwei Jahre warten, bis du alt genug für mich bist. Aber deine Schwester hat mir derart den Kopf verdreht ...« Sein Mund näherte sich wieder ihrem Gesicht, und Ida schob ihn heftig fort.
»Geh jetzt, Simon, bitte. Ich glaube nicht, dass Amali lange durchhält, Vater kann jeden Moment die Wahrheit erfahren. Er schlägt dich tot, du weißt doch, wie jähzornig er ist!«
Simon atmete tief und hoffnungslos aus und nickte dann resigniert. Er nahm seinen Mantel vom Haken an der Tür, warf ihn sich um die Schulter und griff nach seinem Reisesack. Ida öffnete vorsichtig die Tür und spähte hinaus. »Der Weg ist frei«, hauchte sie. »Ich gehe voran, Simon.«
Ohne behelligt zu werden, gelangten sie zu den Ställen, wo Simons knochiger alter Rappe neben den prachtvollen Pferden des Gutes in seiner Box stand. Simon holte sein Zaumzeug und begann das Pferd zu satteln.
»Warte auf mich«, befahl Ida sehr bestimmt und huschte davon.
Als sie wiederkehrte, hockte Simon auf einem Strohballen und blickte ausgesprochen trübsinnig drein. »Hier, das wirst du brauchen.« Ida drückte ihm einen eingewickelten Packen in die Hand. Simon starrte verdutzt darauf nieder. »Proviant«, erklärte das Mädchen. »Und ein Schlauch von Vaters bestem Wein.« Sie errötete, als Simon ihr überschwenglich dankte. Er befestigte den Packen an seinem Sattel und griff nach den Zügeln des Pferdes, um es aus dem Stall zu führen. Ida schritt schweigend neben ihm her zum Hoftor. Draußen schwang sich Simon in den Sattel und beugte sich noch einmal zu ihr nieder.
»Willst du auf mich warten?«, fragte er eindringlich. Seine Augen unter den schweren Lidern durchforschten ihr Gesicht. Ida blinzelte überwältigt. Dann nestelte sie an ihrem Ausschnitt herum und zog eine fein gearbeitete silberne Kette hervor, die um ihren schmalen Nacken hing. Ida öffnete mit zittrigen Fingern ihren Verschluss und drückte Simon die Halskette in die Hand.
»Sie gehörte einmal meiner Mutter«, sagte sie verlegen. »Wenn du es wirklich ernst meinst, nimm sie als ein Pfand, Simon. Ich werde auf dich warten.« Er schloss schweigend seine Faust um die Kette und neigte sich über den Hals seines Pferdes, um sie noch einmal zu küssen.
»Ich komme zurück, sobald du alt genug bist, dass ich um deine Hand anhalten kann«, schwor er.
Und sobald genug Gras über die andere Sache gewachsen ist, bemerkte das zynische Stimmchen hinter Idas Stirn. Sie nickte nur schweigend und hob ihre Hand zum Gruß.
Er warf ihr eine Kusshand zu und trieb sein Pferd an. »Leb wohl, Prinzessin«, rief er leise und ritt davon, ohne sich noch einmal umzusehen.
Ida stand da, zitternd in der kühlen Nachtluft, und lauschte dem Klang der sich entfernenden Hufschläge. In ihren Wimpern hingen Tränen, die sie entschlossen fortblinzelte.
»Auf Wiedersehen, edler Ritter«, sagte sie traurig. Dann wandte sie sich ab und schloss leise das Hoftor hinter sich .
~ 4 ~
Ysabet, die Schwester des Lords von Sendra, hielt durchaus nichts davon, die Hände in den Schoß zu legen und die Bediensteten alle Arbeit tun zu lassen.
»Das mag ja in Ordnung sein für Stadtleute und Hofvolk«, pflegte sie zu dozieren, während ihre großen, roten Hände unablässig damit beschäftigt
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