AnidA - Trilogie (komplett)
Luft. Albuin, dieser verschlagene, hinterlistige kleine Zauberlehrling, na dem würde sie die Meinung sagen ... »Aber wieso denn bloß?«, fragte sie kläglich. »Ich dachte, ihr versteht euch so gut!«
Simon zuckte mit den breiten Schultern und begann, seine Hemden zusammenzulegen. »Ich wurde ihm lästig. Ich bestand darauf, seine Unterweisung weiter durchzuführen, obwohl er seine Zeit lieber mit diesem Grauen Magister verbringen wollte. Aber immerhin werde ich für seine Erziehung von deinem Vater entlohnt – sehr gut entlohnt. Und einen kleinen Rest von Ehre und ritterlicher Auffassung habe ich immerhin noch bewahrt, auch wenn du das vielleicht nicht glauben magst, Prinzessin.«
Ida blickte in die kühlen grünlichen Augen und seufzte. »Was, wenn du sie heiraten würdest?«, fragte sie hoffnungsvoll.
Simon lachte bitter auf. »Glaubst du wirklich, dein Vater, der edle Lord von Sendra, würde seine Tochter einem namenlosen Habenichts wie mir zur Frau geben? Prinzessin, wirklich, du enttäuschst mich!«
Ida schüttelte ungeduldig den Kopf. »Das meinte ich doch nicht, Simon. Ich dachte, du könntest mit ihr fliehen, und ihr würdet dann heimlich heiraten. Sicher hast du genug gespart, um euch irgendwo ein Häuschen kaufen zu können, wo ihr dann lebt und glücklich seid ...« Sie begann sich für den Gedanken zu erwärmen. Das romantische Liebespaar, die Flucht, die Heirat nur mit ihr selbst als Zeugin, das versteckte Leben in einer rosenberankten Kate, bis schließlich ihr vor Kummer gebrechlich gewordener Vater von seinem Krankenlager nach der verschwundenen Lieblingstochter verlangen würde. Ida würde sie und Simon zu ihm führen, damit er ihnen vergeben konnte. Natürlich hätte Amali bis dahin ein oder zwei süße Kinder, die den wunderbar genesenen Großvater zu Freudentränen rührten ...
Ida seufzte vor Wonne. Dann wurde sie sich der verächtlichen Miene bewusst, mit der Simon seine letzten Habseligkeiten in den Reisesack warf und ihn zuschnürte. Ihr wurde es eiskalt ums Herz. »Du liebst sie gar nicht«, erkannte sie mit blitzartiger Ernüchterung. »Es ging dir nicht um Amali, sondern nur um ein weich gepolstertes Nest. Du wolltest erreichen, dass Vater dich als Eidam annimmt. Hast du gehofft, dass du sie rechtzeitig vor ihrer Vermählung schwängern würdest, damit Vater nicht anders kann, als dich zu akzeptieren?«
Sie verstummte erschrocken, als er zu ihr herumfuhr, unverhüllten Hass in seinem gut aussehenden dunklen Gesicht. Sie hatte es anscheinend nur zu gut getroffen.
»Du!«, zischte er und packte sie grob bei den Schultern. »Du verwöhntes, eingebildetes Balg, du und deine hochnäsigen Geschwister! Hast du auch nur einmal in deinem unnützen Leben darüber nachgedacht, was du wärst ohne deinen noblen Vater und seinen großartigen Titel? Enkelin des Hierarchen, pah!« Sein vor Hass und Neid verzerrtes Gesicht war dicht vor ihren schreckgeweiteten Augen. Seine großen Hände hielten ihre Schultern in einem schmerzhaften Griff.
»Bitte, Simon, du tust mir weh.« Sie zwang sich zu einem besänftigenden Ton, denn vor dem glosenden Zorn in seinen Augen wurde ihr angst und bange.
Er grub seine kräftigen Finger nur noch tiefer in ihre Schultern. »Wie ihr euch alle einbildet, mich herumkommandieren zu dürfen, nur weil euer Vater mich bezahlt. Ritter, dass ich nicht lache!« Er tat es, mit zurückgeworfenem Kopf. Die böse Bitterkeit in seiner Stimme schmerzte Ida noch mehr als der Griff seiner Hände. »Bezahlter Aufpasser und kleiner Schulmeister, das ist es, was ich bin. Einem dummen Jungen höfische Manieren beibringen, damit er seinem hochwohlgeborenen Vater keine Schande bereitet. Schönes, edles Rittertum, fürwahr!« Er brach ab und wandte sich heftig um.
Das Mädchen taumelte, plötzlich freigelassen, und rieb sich die Schlüsselbeine. Das gibt ekelhafte blaue Flecke, wie soll ich die nur Tante Ysa erklären?, dachte sie verloren. Der junge Ritter stand da, das Gesicht in den Händen vergraben.
»Simon«, begann Ida zaghaft. »Simon, ich habe nie darüber nachgedacht. Ich wollte nicht – hochmütig zu Euch sein, wirklich nicht. Ich habe nicht gewusst, wie demütigend das alles hier für Euch ist. Aber bitte, glaubt mir, keiner hier sieht Euch mit Geringschätzung an, das bildet Ihr Euch wirklich nur ein.« Simon ließ die Hände sinken und stand schweigend da, das Gesicht abgewandt. »Ich gehe dann jetzt«, murmelte Ida, den Tränen nahe. »Ich wünsche Euch alles Gute,
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