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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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können! Es war ungeheuerlich, ganz und gar unritterlich und schrecklich niedrig und gemein. Sie richtete sich auf und wischte Erde und Tränen von ihrem Gesicht. Wenn ihr Vater jemals die Wahrheit erfuhr, würde ein Unglück geschehen, so viel war sicher. Ob Amali in der Lage sein würde, ihren Mund zu halten? So wie Ida ihre Schwester kannte, reichte wahrscheinlich schon die Androhung, dass ihr künftig der Nachtisch gestrichen werden würde, damit sie ihren Liebhaber verriet. Sie musste ihn warnen, er musste von hier verschwinden, noch in dieser Nacht.
    Ida huschte zum Haus hinüber. Im Zimmer ihres Vaters brannte Licht, dort fand sicher gerade das Verhör statt. Ida blickte grimmig auf das erleuchtete Fenster. Um über die Treppe zu den Schlafkammern zu gelangen, musste sie an diesem Zimmer vorüber. Die Gefahr, dabei entdeckt zu werden, schien ihr zu groß.
    Sie bog um die Hausecke und blickte an dem Spalier empor. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie auf diesem Weg das Haus betrat oder verließ, allerdings pflegte sie diese Kletterpartie normalerweise nicht ausgerechnet in einem Kleid zu absolvieren. Seufzend schürzte sie Rock und Unterrock und knotete sie hoch. Die Zipfel verstaute sie in ihrem Rockbund, den sie sicherheitshalber noch etwas enger schnürte. Dann holte sie tief Luft und machte sich an den Aufstieg. Das Spalier knarrte bedenklich unter ihrem Gewicht. Sie sandte stille Stoßgebete zu den Schöpfern, dass das alte Holz sie wenigstens dieses eine Mal noch bis zu ihrem Ziel tragen möge.
    Einige schweißtreibende Minuten später ertasteten ihre Finger das raue Fenstersims. Erleichtert ausatmend schwang sie sich hinauf. Das Fenster war geschlossen und die dicken Vorhänge vorgezogen. Sie trommelte leise mit den Fingern gegen das Glas. Die Geräusche, die sie von drinnen vernahm, hörten auf. Einige Sekunden lang herrschte Stille. Sie klopfte wieder, nun etwas ungeduldiger, und hörte, wie sich Schritte näherten. Der Vorhang wurde beiseite geschoben, und das Fenster schwang auf. Sie schlüpfte in die Stube und klopfte sich nachlässig die schmutzigen Hände ab, ehe sie ihre Röcke wieder züchtig auf ihre Waden herabließ.
    Simon stand ihr gegenüber, die Hände reglos an den Seiten baumelnd, und sah sie mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck an. In der Kammer herrschte einige Unordnung: Auf dem Bett lagen allerlei Kleidungsstücke herum, der Kasten stand offen, und mitten in der Stube lag ein halb gepackter Reisesack.
    »Sehr klug von Euch, edler Ritter«, bemerkte Ida spöttisch, mit einem flüchtigen Blick das Zimmer musternd. »Ich sehe, Ihr habt niemanden nötig, um Euch zum Aufbruch zu raten.«
    Simon fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. »Setz dich irgendwohin, Prinzessin«, sagte er dumpf. »Entschuldige, wenn ich weiterpacke. Habe ich dir eigentlich schon gedankt?« Ida schob einige Hemden beiseite und hockte sich auf die Bettkante. Simon faltete sorgfältig ein Paar dunkler Hosen zusammen und legte sie in den Reisesack.
    »Ja, Simon, das hast du«, sagte sie nachdenklich. Ihre Augen wanderten durch das mit bescheidenem Luxus behaglich eingerichtete Zimmer. Der junge Ritter hatte es in den Jahren, die er in Lord Joris' Diensten gestanden hatte, zu erstaunlichem Wohlstand gebracht, wenn man die strengen Regeln seines Ordens bedachte, der seinen Rittern jeden Luxus strikt untersagte. Aber dass Simon dem Wohlleben durchaus nicht abgeneigt war, wusste sie genauso gut wie alle anderen Angehörigen von Joris' Hausstand.
    »Eigentlich bin ich schuld daran, dass man euch entdeckt hat«, gestand sie. »Ich habe den Fehler begangen, es Albuin zu erzählen, und er hat Vater auf euch gehetzt. Ich bin sicher, dass er es sich überlegt hätte, wenn er gewusst hätte, dass du es bist, der sich dort mit Amali trifft. Aber wir waren sicher, es wäre Eiliko ...« Sie verstummte, als ein kühl amüsierter Blick aus hellen Augen sie traf.
    »Du bist manchmal doch nicht ganz so klug, wie du denkst, Prinzessin.« Simon stopfte eine Hand voll feiner Wäsche in den Sack und setzte sich dann neben sie. Sie sah ihn fragend und ein wenig verletzt an. Er griff nach ihrer Hand und betrachtete sie, als sähe er sie zum ersten Mal. Ohne den Blick von ihren schmalen Fingern zu wenden, fuhr er leise fort: »Dein Bruder war sich sehr wohl bewusst, dass ich es sein würde, den man dort findet. Er weiß von mir und Amali, seit er uns im Winter einmal in meiner Kammer überrascht hat.«
    Ida schnappte sprachlos nach

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