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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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nicht!

    Langsam schwand das letzte Licht aus dem Garten und ließ Gras, Bäume und Büsche in einem nebelhaften, ungewissen Grau zurück. Kleine Funken stoben durch die feuchte Luft. Ida, die ihren Beobachtungsposten unter einem der Holunderbüsche bezogen hatte, blickte ihnen nach und fragte sich, ob sie gerade Familie Feuerdorn beim Besuch ihrer Oma beobachtete oder ob es sich doch wieder nur um ordinäre Glühwürmchen handelte.
    Es raschelte in den Büschen. Eine helle Gestalt huschte dicht an Ida vorbei. Das Mädchen schüttelte verächtlich den Kopf. Das war typisch für ihre Schwester: Ein geheimes nächtliches Treffen vorbereiten und dann in ihrem gelben Kleid erscheinen, damit sie auch ja jeder sehen konnte, der nicht gerade stockblind war.
    Die Tür zur Laube knarrte. Jetzt wurde es spannend: Woher würde der Galan kommen? Ida schob einen Zweig, der ihr in die Stirn hing, beiseite und strengte ihre Augen und Ohren an. Laub rauschte leise. Die ersten Grillen begannen zu zirpen, und ganz in der Ferne, unten im Dorf, schlug ein Hund an. Die tanzenden Funken versammelten sich nach und nach um den Feuerbohnenbusch. Hinten am Haus ging eine Tür. Ida kroch etwas tiefer unter den Busch und grub aufgeregt ihre Hände in die würzig riechende, feuchte Erde. Leise Schritte näherten sich, und jemand ging so dicht an ihrem Versteck vorbei, dass sein Mantel ihre Wange streifte. Ida schob sich behutsam unter dem Busch hervor, als die Gestalt sich der Laube näherte, und bemühte sich, etwas zu erkennen. Aber wer auch immer da die Laube betrat und die Tür hinter sich schloss, war klüger als ihre Schwester: Ida konnte gerade erkennen, dass es ein hoch gewachsener, schwarz gekleideter Mensch war, mehr nicht.
    Sie verließ ihr Versteck und schlich sich an die Laube an, in der Hoffnung, einen Blick hineinwerfen zu können. Aber zu ihrer Enttäuschung hatte das Pärchen klugerweise darauf verzichtet, ein Licht zu entfachen, das sie hätte verraten können. So sehr sich Ida auch anstrengte und ihr Auge an die breiten Ritzen zwischen den Balken presste, sie konnte in dem finsteren Inneren nichts ausmachen. Ihren Ohren erging es nicht viel besser: Außer leisem Rascheln und Flüstern und ab und zu dem gedämpften Kichern Amalis war nichts Interessantes zu vernehmen. Ida knirschte ergrimmt mit den Zähnen. Dafür hatte sie wahrhaftig nicht den ganzen Abend in der Gesellschaft von Spinnen und Käfern in dem iovveverfluchten Fliederbusch herumgehockt!
    Sie wandte sich enttäuscht von der Laube ab und erstarrte. Vom Haus her näherten sich Lichter und kamen auf sie zu. Ihre Träger bewegten sich langsam und waren offensichtlich bemüht, wenig Lärm zu machen. Ida zerbiss ein Stöhnen zwischen den Zähnen. Albuin hatte einen Weg gefunden, sich an seiner Schwester zu rächen: Er hatte ihrem Vater von dem geheimnisvollen Treffen erzählt!
    Ida fuhr herum und pochte leise an die Tür der Laube. »Amali, ihr seid in Gefahr! Vater ist unterwegs, er wird euch entdecken. Schnell!«
    Drinnen ertönte ein leiser Aufschrei und etwas polterte zu Boden. »Ida, du kleines Biest!«, hörte sie Amali ausrufen. Kleider raschelten, und Stimmen flüsterten miteinander.
    »Macht schnell!« Ida trat vor Aufregung von einem Fuß auf den anderen. »Ihr müsst fort, Eiliko. Wenn sie nur Amali und mich finden, können sie nichts tun. Beeilt Euch doch!«
    Die Tür schwang auf, und eine männliche Gestalt trat hindurch. Eine Hand legte sich kurz und fest auf ihre Schulter. »Danke, Prinzessin. Ich schulde dir was«, flüsterte er, dann raschelte es im Fliedergebüsch, und der Mann war fort. Amali trat aus der Tür, als Ida noch wie erstarrt hinter ihm herblickte, und gab ihr einen festen Knuff.
    »Warum hast du das getan?« Sie kniff Ida in den Arm. »Das werde ich dir heimzahlen, du hässliches, eifersüchtiges ...«
    »Ach, halt doch den Mund! Überleg dir lieber, was du Vater erzählst. Ich verschwinde nämlich jetzt.« Ida fuhr auf dem Absatz herum und drückte sich in die Büsche. Hinter ihr erklangen laute, aufgebrachte Stimmen.
    »Ins Haus mit dir, kleines Fräulein! Nein, fang jetzt nicht an zu heulen, das wird dir auch nicht helfen. Ich will wissen, was du hier treibst, mitten in der Nacht und in diesem schamlosen Aufzug. Wenn dein Bruder nicht so vernünftig gewesen wäre ...«
    Joris' wütender Bass verklang in der Nacht. Ida warf sich bäuchlings auf das immer noch sonnenwarme Gras und drückte ihr Gesicht hinein. Wie hatte er das nur tun

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