AnidA - Trilogie (komplett)
– so schrecklich ernst wie ihr Menschen.« Sie schüttelte sich. »Wenn ich einen Elf heiraten sollte, den ich nicht einmal kenne – oh, ich würde ihn ansengen, das sage ich dir!« Ihre Augen sprühten Funken vor Empörung. Ida musste lachen, und die Elfe stimmte ein.
Das letzte Gespräch mit Lord Joris war wirklich sehr unerfreulich verlaufen, und wenn sie über Fiammas Fähigkeiten verfügt hätte, hätte sie ihren Vater sicherlich mehr als nur ein bisschen angesengt. Ida zog die Brauen zusammen, als sie daran zurückdachte.
»Was soll das heißen, du willst Reinald nicht heiraten?«, hatte Joris gebrüllt. Er hatte vor ihr gestanden, den ergrauten Kopf grimmig zwischen die bulligen Schultern gezogen und erregt die Fäuste geballt.
»Bitte, Vater«, hatte Ida besänftigend gesagt. »Reg dich nicht so schrecklich auf, du weißt, dass es dir nicht bekommt. Ich habe es dir doch schon einmal erklärt: Ich bin verlobt, schon seit zwei Jahren.«
»Ach Papperlapapp«, hatte der Lord gebrüllt. Sein Gesicht war dunkelrot vor Zorn. »Du willst mir doch jetzt nicht schon wieder mit diesem windigen Ritter kommen, mein Fräulein! Wo ist er denn, dein Verlobter, he? Warum hat er noch nicht bei mir um deine Hand angehalten, wie es sich gehört, was? Das sollte er auch wagen, nach all dem, was er hier verbrochen hat!«
Ida hatte die Lippen zusammengepresst und nichts darauf zu erwidern gewusst. Natürlich würde Simon nicht plötzlich angeritten kommen und um ihre Hand anhalten, das wusste sie ebenso gut wie ihr Vater. Aber ganz im Geheimen, sogar vor sich selbst meist gut verborgen, nährte sie immer noch ein winziges Flämmchen der Hoffnung, das sich selbst in solchen Momenten weigerte, ganz zu verlöschen.
»Aber, meine Kleine, sei doch vernünftig«, hatte Joris sanfter hinzugesetzt, als er ihr unglückliches Gesicht sah. »Reinald ist ein sehr ordentlicher junger Mann, ich kenne seinen Vater gut. Du wirst mit ihm eine recht anständige Partie machen, Kind. Glaube mir, es ist nicht einfach für mich gewesen, das zu arrangieren.«
Ida nickte halbherzig. Es leuchtete ihr vollkommen ein, dass es wenige heiratswillige Kandidaten geben würde, die sich um eine derart groß gewachsene, nicht sonderlich hübsche Frau schlagen würden. Joris hatte ihr eine ansehnliche Mitgift ausgesetzt, das gab wahrscheinlich den Ausschlag für Reinalds Zustimmung, beziehungsweise die seines Vaters. Sicherlich war der Jüngling genauso wenig zu der Angelegenheit befragt worden wie sie selbst.
Sie hatte den Streit nicht weitergeführt, weil es ohnehin zwecklos war. Lord Joris würde auf dieser Vermählung bestehen, das war ihr nur zu klar. Und weil sie das wusste, hatte sie sich an ihre Tante Ylenia gewandt, mit der Bitte, ihr zu helfen. Sie tastete nach dem Brief, den sie wieder in ihrer Schürzentasche verstaut hatte, und seufzte. Es blieb ihr keine andere Wahl, als den Rat ihrer Tante zu befolgen, aber für ihre Familie wäre dieser Schritt kaum zu verzeihen, so viel zumindest war sicher.
»Was sagt Albi dazu?«, fragte Fiamma, die aus Idas Mienenspiel erkannt hatte, worum sich ihre Gedanken drehten. Ida machte ein unbestimmtes Geräusch und rupfte einen Grashalm aus, den sie sich zwischen die Lippen steckte. Fiamma flatterte auf und blieb über Idas Gesicht in der Luft stehen. Ida blinzelte zu ihr hoch und kaute verbissen auf dem Halm herum. Als die Feuerelfe auf ihre riesige Freundin herabblickte, zeigte sie Neugierde und gleichzeitig Besorgnis.
»Sag bloß, er weiß es auch nicht?« Fiamma schlug die Hände zusammen. Winzige Funken sprühten auf Idas scheckiges Haar nieder und erloschen.
»Nein, ich habe es nicht gewagt.« Ida spuckte den zerkauten Halm aus. »Ich bin nicht sicher, ob er es nicht Vater erzählt, bloß, weil er sich wegen irgendeiner Lappalie über mich ärgert.«
»Du nimmst ihm immer noch übel, dass er deinen Ritter verraten hat.« Fiamma landete auf dem Korb mit Idas Ernte und wühlte wählerisch in den roten Früchten herum. Ida nahm sich eine Hand voll Beeren und fing an, sie von ihren winzigen Stielen zu zupfen und in den Mund zu stecken.
»Nein, ich trage es ihm nicht nach«, sagte sie nachdenklich und zerdrückte die Beeren mit der Zunge. »Aber ich habe dadurch etwas begriffen, was mir vorher nicht so klar war: Albuin kann sehr rücksichtslos sein, wenn er glaubt, dass ihm jemand im Weg steht. Und er ist so unnahbar geworden in den letzten Jahren. Du weißt, dass ich ihn wirklich lieb habe, aber ich
Weitere Kostenlose Bücher