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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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nach verdämmerte. Ida regte keinen Muskel, nur ihre Brust hob und senkte sich im langsamen Rhythmus ihres Atems. Die weiße Binde über ihren Augen glänzte gespenstisch im grauen Zwielicht, und der Ring an ihrer Hand sandte einen matten grünlichen Schein aus. Fiamma regte unbehaglich ihre erloschenen Flügel. Ein winziger Funke stob durch die Luft. Die weißen Federn der Eule schimmerten im Dämmerlicht wie frisch gefallener Schnee. Sie wandte den Kopf mit den riesigen Augen und öffnete den mächtigen, gekrümmten Schnabel, um einen leisen Warnlaut auszustoßen.
    Im tiefen Schatten hinter dem hohen Thronsessel regte sich etwas. Eine hoch gewachsene Gestalt trat aus der Schwärze und blieb schweigend auf der anderen Seite des Thrones stehen. Das graue Zwielicht schimmerte auf hell-dunklem Haar und verlieh dem Kopf eine matte Aureole, die das Gesicht im Dunkel ließ. Ida schloss langsam die Finger um die Kleinodien und hielt den Atem an.
    »Da bist du, Schwarze Hexe«, sagte sie gefasst. »Komm, zeig mir deine Macht, nimm mir meine Schützlinge, wenn du es kannst.«
    Die schweigende Gestalt bewegte sich, und ein schwacher silberner Schein ging von ihrer Hand aus. Ida lächelte freudlos. »Aber das kannst du nicht, nicht wahr?«, fuhr sie gedämpft fort. »Du kannst mir Ter'samas und Ter'garann nicht gegen meinen Willen nehmen.« Sie hob trotzig den Kopf und wandte ihre geblendeten Augen der dunklen Gestalt zu. »Lass mich gehen, Hexe. Lass Eddy und mich frei. Wir nützen dir nicht, aber wenn du uns unbeschadet gehen lässt, verspreche ich dir, dass wir dir auch nicht schaden werden.«
    Ein leises Geräusch ließ sie innehalten. Die Gestalt neben dem Thron hatte einen Schritt auf sie zugetan. Sie stand nun in dem schmalen Streifen Licht, der durch einen der Laubengänge fiel, und sah Ida an. Fiamma seufzte erschreckt und rief: »Ida, das ist nicht ...«
    Die kleine Feuerelfe konnte ihren Satz nicht vollenden, weil die hoch gewachsene Gestalt befehlend ihre Hand hob. Es blitzte grünlich und blendend, und die Elfe war fort. Nur ein kleiner Funkenschauer kennzeichnete die Stelle, an der sie gestanden hatte. Ida zuckte zurück und rief angstvoll nach ihrer Freundin, aber nur das Echo ihrer eigenen Stimme antwortete ihr. Die unheimliche Gestalt trat lautlos näher und legte eine kalte Hand um Idas Handgelenk. Ida schrie erschreckt auf und riss sich los. Die Schnee-Eule flog auf und ließ sich auf Idas Schulter nieder. Als die dunkle Frau Anstalten machte, Ida zu berühren, hackte die Eule nach ihr. Die Hexe lachte leise und zischelnd und hob erneut mit einer scharfen Geste die Hand. Wieder flammte der grünlich-blasse Blitz auf, und eine kleine Explosion ertönte. Weicher, kalter Schnee fiel auf Idas Schulter.
    Die Hexe lachte hässlich und deutete auf Ida, die wehrlos gegen den Zauber an ihrem Platz erstarrte. Die andere packte die Herzen mit ihren kalten Händen und nahm sie aus den kraftlosen Fingern. »Du hast dich geirrt«, sagte die Magierin sanft und höhnisch. »Die Herzen gehören allein der, die sie beherrschen kann. Deine Aufgabe ist nun erfüllt. Schlaf jetzt deinen letzten Schlaf, Ida.«
    Sie hob die linke Hand, an der ein schmaler Silberring grünlich schimmerte, und berührte Idas verbundene Augen. Die Binde glomm auf und verschwand. Hilflos stand Ida da und sah in die erbarmungslosen Augen der Magierin. Ihre Sicht verschwamm, und sie blinzelte die aufschießenden Tränen fort.
    »Bitte, gib mir die Herzen zurück«, flehte sie. »Es schmerzt so sehr. Bitte, Eddy. Ich werde sterben!«
    Ihre Schwester hob ablehnend den Kopf. Die goldfarbenen Augen schimmerten kalt. »Die Herzen gehören uns«, sagte sie mit einer Stimme, deren metallischer Klang von keinerlei Mitgefühl erweicht wurde. »Du hast dich geweigert, uns zu helfen. Ter'nyoss duldet keinen Widerstand, Ida.«
    Das leblose Gesicht vor Ida schien einer Fremden zu gehören. »Löse den Bann, der mich hält«, bat sie entmutigt. »Ich möchte nicht sterben wie eine Fliege im Bernstein. Das zumindest solltest du mir gewähren, Ter'nyoss.«
    Ihre Schwester zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Meinetwegen.« Sie hob befehlend die Linke. Ida seufzte erleichtert und rieb sich ihre Arme, die unangenehm prickelten. Eddy wandte sich grußlos ab, und ihre Gestalt begann seltsam zu verschwimmen.
    »Warte doch«, rief Ida erschreckt. Der ziehende, brennende Schmerz der Trennung begann, durch ihren Körper zu flammen. »Eddy, warte! Sag mir Lebewohl, meine

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