AnidA - Trilogie (komplett)
schimmerte im Schatten des Throns. Die weiß gekleidete Frau schritt vor und ließ sich geschmeidig in den Sitz gleiten. Ihre schmalen Hände glitten liebkosend über die strengen Lehnen und blieben entspannt darauf liegen. »Das hast du sehr gut gemacht, meine Kleine«, sagte die Hexe sanft. Ihre Augen glitzerten im Schatten und spiegelten das vielfarbige Funkeln der Herzen. »Gib sie mir jetzt. Ter'nyoss wartet schon ungeduldig auf die Zeremonie.«
Die Jüngere rührte sich nicht. Versunken sah sie auf die vier Herzen in ihren Händen nieder, ein seltsames Strahlen in ihren wandelbaren Augen.
»Was ist?«, fragte die alte Hexe ungeduldig. »Eddy, gib mir die Herzen!«
Die junge Frau hob den Kopf und sah die Ältere mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen an. »AnidA«, sagte sie sanft. »Ich bin AnidA.«
Die schwarze Hexe lehnte entspannt im Thronsessel, die Finger nachdenklich vor dem Mund gefaltet. »Das ist erstaunlich«, sagte sie milde belustigt. »Damit habe ich allerdings nicht gerechnet, meine Enkelin.« Ein glucksendes Lachen kam von ihren Lippen. Dann streckte sie fordernd die Hand aus. »Gib mir die Herzen«, sagte sie scharf. »Vergiß nicht: Ich bin die Herrin von Ter'nyoss. Ich befehle dem Tode!«
Die junge Frau schüttelte sacht den Kopf. »Du irrst dich, Großmutter. Du hast Ter'nyoss ihrer rechtmäßigen Hüterin gestohlen, und nun lässt sie dich glauben, sie zu beherrschen. Aber sie ist schon zu lange bei dir und lenkt deine Schritte. Das Herz des Todes verschlingt alle, die sich ihm zu nähern wagen. Auch du wirst nicht verschont werden. Ter'nyoss wird die Herzen und dich vernichten.«
Die alte Frau legte den Kopf in den Nacken und lachte böse. »Dummes Kind«, zischte sie und stand auf. »Du glaubst, uns widerstehen zu können? Gib uns, was uns gehört!«
AnidA trat einen Schritt zurück und hob die Hände. Die Herzen strahlten auf. Der gleißende, vielfarbige Feuerball in ihren Händen wuchs und wurde heller. Seine Farben wirbelten umeinander, glänzten und sprühten. Farbige Reflexe tanzten über die Wände des Saales und ließen die Schatten erschimmern. Heller und größer wurde der feurige Ball, umschloss die Arme der Frau, wuchs weiter, blähte sich auf, sog die Gestalt seiner Trägerin in sich auf. Die wirbelnde Feuersäule streckte sich bis zur Decke des Saales und erstrahlte endlich in einem blendenden Weiß.
Die schwarze Magierin schrie vor Wut und griff nach dem Amulett auf ihrer Brust. Ter'nyoss sprang in ihre Hand und explodierte zu tödlichem Schwarz. Grünlich schimmernde dunkle Tentakel streckten sich aus und umschlangen die Hexe. Schwarz und bedrohlich wuchs das sich schlängelnde Gewirr empor und glitt auf die tanzende, wirbelnde Feuersäule zu. Finstere Schatten krochen an dem strahlenden Weiß empor und versuchten es zu ersticken und zu verschlingen. Die Feuersäule wand sich und dehnte sich noch weiter aus, bis die dunklen Tentakel haltlos von ihr abfielen und die schwarze Masse sich zu einem festen Ball zusammenzog. Dunkelheit und Licht belauerten sich reglos.
Das strahlende Feuer sank zusammen und formte eine menschliche Gestalt. Wie zur Antwort dehnte der schwarze Ball sich aus und imitierte spöttisch die feurige Gestalt.
Das Licht wurde dunkler, weniger strahlend, weniger heiß. Farben kehrten zurück, malten dreifarbiges Haar und helle Haut. Wechselhafte Augen öffneten sich, und eine Hand streckte sich aus. Weißes Licht strahlte von dem Herzen der Welt in ihrer Handfläche, blendete den weit offenen Blick und spiegelte sich in den Pupillen.
Die dunkle Gestalt lachte laut und triumphierend. Weiße Gewänder schimmerten, und das schwarz-grünlich schillernde Amulett blitzte höhnisch. »Ter'terkrin, endlich!«, rief die Schwarze Magierin und streckte gierig die Hand nach dem Herzen der Welt aus, das klar und funkelnd in der Handfläche der jungen Frau lag. Ein lautloser Blitz blendete auf und ließ die Hexe zurückfahren.
»Du wählst den Kampf?«, zischte Elaina erbost. »Hüte dich, Ter'terkrin. Deine Schwester ist weit mächtiger als du, und ich bin ihre Meisterin. Ergib dich uns, Herz der Welt. Die armselige, schwache Kreatur, die dich hütet, kann uns nicht widerstehen!«
AnidA lächelte sanft. Wieder rauschten starke Flügel, und die große Krähe landete weich auf ihrer Schulter. Spöttische schwarze Augen musterten die alte Magierin. Die Krähe öffnete den scharfen Schnabel und krächzte boshaft.
Elaina hob die Hand, die Ter'nyoss hielt.
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