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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Schwester. Wir werden uns nie wieder sehen.«
    Die andere zögerte, und ihre zerfließenden Konturen verfestigten sich erneut. »Was bezweckst du damit?«, fragte sie unwillig. »Du bedeutest Ter'nyoss nichts. Lass uns gehen, Ida.«
    »Bleib«, sagte Ida fest. Sie schloss die Augen und fuhr hastig fort: »Du solltest den Anstand besitzen, meinen Tod abzuwarten. Das zumindest bist du mir schuldig, Ter'nyoss, Herz des Todes. Ich habe deine Schwestern gehütet, vergiß das nicht. Gibt mir das nicht das Recht, in deinen Armen zu sterben?«
    Eddy drehte sich widerstrebend zu ihr um. Idas innere Sicht zeigte ihr das wahre Gesicht des dunklen Wesens, in das ihre Schwester sich verwandelt hatte, und sie schauderte. Der Schmerz, der sie mit eisernen Klauen gepackt hielt, verstärkte sich erneut, und sie stöhnte unterdrückt auf.
    »Es dauert sicher nicht lange«, brachte sie zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen hervor. Ihre Muskeln versagten ihr den Dienst, und sie sank zu Boden. »Bleib bei mir, Ter'nyoss, und halte mich fest, dann wird es noch schneller gehen.«
    Die schlanke Gestalt ihrer Schwester kniete sich neben sie, und ihre kräftigen Arme legten sich mit steinerner Kälte um Idas Schultern. »Beeile dich«, sagte die gefühllose Stimme. »Die Zeremonie zur Erweckung Ter'terkrins kann nicht mehr lange aufgeschoben werden.«
    Ida stöhnte und krümmte sich zusammen. Ein dunkler Schatten flatterte hinter dem Rücken ihrer Schwester auf und begann über ihren Köpfen zu kreisen. Lautes Krächzen erklang. Ida hob das Gesicht empor und schloss erneut die Augen. »Sei gegrüßt, Sturmkrähe«, sagte sie schwach. »Bist du gekommen, um mich zu begleiten, Botin des Todes?«
    Eddy blickte hastig auf. Die große Krähe zog stumm ihre Kreise durch den düsteren Saal. Idas Brust hob sich in einem Ansturm des Schmerzes, und sie griff unwillkürlich nach der Hand ihrer Schwester. Die Silberringe berührten sich summend und gleißten blendend auf. »Nein«, rief Eddy und versuchte, den Griff zu lösen.
    Ida krallte ihre Hand um die kalten Finger und atmete scharf aus. »Ah«, sagte sie unwillkürlich. Ihre vor Schmerz weißen Lippen verzogen sich zu einem krampfhaften Lächeln. »Ah«, wiederholte sie staunend, und die seltsame Freude in ihrer Stimme ließ Eddy innehalten. Sie hörte auf, sich gegen den Griff zu wehren und blickte ihre Schwester verwirrt an.
    »Was ...«, begann sie und stockte. Der gleißend grüne Glanz der Ringe verstärkte sich immer mehr. Eddy schloss schmerzhaft geblendet die Augen. Ida lächelte und drängte sich enger an den widerstrebenden Körper ihrer Schwester. »Nein!« Eddy wehrte sich schwach und vergeblich. »Nein!«

    Der klägliche Schrei verhallte gespenstisch. Dunkel und still lag die Gestalt am Boden. Der grüne Glanz verblasste zu einem matten, sanft pulsierenden Schimmer. Das laute Schlagen der Krähenflügel war der einzige Laut in der Stille. Der große Vogel krächzte triumphierend und landete neben der reglosen Gestalt. Ein scharfer Schnabel pickte schmerzhaft in eine schlaffe Hand.
    Die Gestalt regte sich und wehrte schwach den Angriff der Krähe ab. »Nicht, Jinqx«, sagte eine matte Stimme. »Hör auf, ich bin wach.« Sie legte die Hände auf den aschebedeckten Boden und stemmte sich empor. Ihre Finger fuhren achtlos durch das bleiche Gesicht und hinterließen schwarze Streifen auf der Haut. »Ach«, sagte sie mit schwerer Zunge. Goldene Augen öffneten sich blinzelnd. Die Krähe krächzte auffordernd und hüpfte ein paar Schritte fort.
    »Ich komme ja«, murmelte die Frau und stand mühsam auf. Sie taumelte und griff Halt suchend nach dem Thronsessel. »Was ist nur mit mir?«
    Die Krähe lachte leise. »Such nach der Tür«, sagte sie. »Wir werden jeden Moment Besuch bekommen. Es wäre ratsam, den Ausgang zu kennen.«
    »Was ist das?« Ratlos blickte die große Frau auf ihre Hände nieder. Rot und blau und grün und braun blitzte es von ihren Handflächen.
    »Trödele nicht herum«, zischte die Krähe. Ihre Füße kratzten ungeduldig über den Stein. Sie hob die Schwingen und flatterte auf die Lehne des Throns. »Wo ist die Tür?«
    »Hier«, sagte eine weiche Stimme. »Hier ist die Tür, du fliegende Ratte! Du hast lange gebraucht, um in meine Festung einzudringen. Aber nun ist es zu spät. Hebe dich fort!«
    Die Krähe krächzte laut und flog auf. Ihre schwarze Gestalt verschwand in den tiefen Schatten des niedrigen Daches. Das unheilvolle Funkeln des Schwarzen Herzens

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