AnidA - Trilogie (komplett)
Eidschwester wird. Sie und Mellis«, murmelte sie und wischte sich die Augen. »Und jetzt hat sie es für meine Tochter getan.«
Elaina, die Ältere, legte ihr den Arm um die Schulter. »Wir haben dir auch noch eine Überraschung mitgebracht«, sagte sie ablenkend. »Allerdings haben wir sie unterwegs irgendwie verloren. Aber keine Sorge, sie wird sicher noch rechtzeitig hier eintreffen.«
Ida lachte und hakte ihre Töchter unter. »Kommt, ihr seid sicher hungrig. Merle hat bestimmt etwas Besonderes für euch auf dem Herd. Sie vermisst euch beide immer fast genauso wie ich.«
Nach dem Essen entführte ich Elaina zu einem kleinen Spaziergang. Ich hatte sie nicht mehr zu Gesicht bekommen, seit sie sich vor einigen Wochen zur Geburt ihres ersten Kindes auf den Hof ihres Mannes begeben hatte. Ich fragte sie, wann sie zum Orden zurückzukehren gedachte.
Sie schwieg lange und warf mir dann einen reservierten Blick zu. »Fragst du mich das als Oberste meines Ordens oder als meine Tante?«
Ich hob die Brauen und dachte nach. Gedankenlos fingerten meine Hände den kleinen Tabakbeutel heraus und drehten mir eine Zig. Erst, als sie unangezündet zwischen meinen Lippen steckte, bemerkte ich den professionell bekümmerten Blick meiner Nichte. Ich grinste ein wenig verlegen und steckte die Zig eilig in meine Tasche. Chloe fiepte protestierend. »Ihr Heilerinnen!«, murmelte ich.
Elaina lachte und hakte sich bei mir ein. »Du weißt, dass es dir schadet«, sagte sie vernünftig. »Wirklich, Tante, du solltest es bleiben lassen. Es gibt den jungen Schwestern ein schlechtes Beispiel.«
»Lenk nicht ab, Kleines. Also, was hindert dich daran, ins Ordenshaus zurückzukommen?« Meine Stimme klang schroffer, als ich beabsichtigt hatte.
Elaina ließ meinen Arm los und rückte ein wenig ab. »Entschuldigt, Älteste«, sagte sie förmlich. »Ich möchte Euch um Urlaub bitten, bis Anna drei ist.«
Ich blieb stehen und starrte sie verblüfft an. Ihre Miene war verschlossen. In solchen Momenten sah sie ihrem Vater erschreckend ähnlich. »Warum nicht gleich, bis Anna erwachsen ist?«, spottete ich. »Heiliger Kometenschweif, Elli, bring das Kind doch mit! Wir haben genügend Schwestern im Haus, die sich mit Wonne um einen Säugling kümmern würden.«
Elaina wandte mir ihr rundes, starrsinniges Gesicht zu. »Nein, Tante Eddy«, sagte sie mild, aber unbeirrt. »Ich beobachte das doch bei Mutter und Vater. Sie sehen sich, wenn es hochkommt, vier- oder fünfmal im Jahr, weil beide viel zu beschäftigt sind, sich um einander oder um ihre Familie zu kümmern. Das ist nicht das, was Stefan und ich wollen. Wir haben uns vorgenommen, mehr Zeit füreinander zu haben. Und für Anna ist es so auch besser. Wir haben unsere Eltern doch kaum zu Gesicht bekommen, als wir klein waren. Dorkas hat lange Zeit sogar geglaubt, die alte Merle wäre ihre Mutter!«
Ich schnaubte und zog die leicht zerdrückte Zig aus der Tasche. Der erste Zug brachte mich wie immer zum Husten. Ich ignorierte Elainas tadelnden Blick und sog wütend an dem Glimmstengel.
»Sei nicht böse«, bat Elaina leise und legte ihre weiche Hand auf meinen Arm. »Ich komme ja wieder zum Orden zurück, Tante. Aber nicht sofort. Versteh mich doch, Anadia ist mein erstes Kind, und ich möchte mich um sie kümmern.«
Ich warf den Zigstummel auf den Boden und stampfte ihn mit dem Absatz in die weiche Erde. »Und wenn inzwischen ein zweites Kind kommt? Wie lange wirst du dann brauchen?«
Sie blickte zu Boden. »Mach es mir doch nicht so schwer. Ich gehöre mit Leib und Seele dem Orden an, und ich liebe meine Arbeit, das weißt du. Ich möchte nur nicht mein ganzes Leben meiner Aufgabe unterordnen, so wie du und Mutter das getan habt.«
Ihre flehende Miene brachte meinen Zorn zum Verlöschen. Ich nahm sie in den Arm und hielt sie einen Moment lang fest. »Es ist in Ordnung, Kind. Aber du versprichst mir, zu uns zurückzukommen, tust du das?«
Sie nickte erleichtert. »Jemand muss ja aufpassen, dass du nicht zu viel rauchst«, zog sie mich auf. »Und regelmäßig isst und nicht zu viel ...« Sie unterbrach sich und wurde rot. »Mutter sieht blendend aus, findest du nicht auch?«, wechselte sie hastig das Thema. Ich unterdrückte ein Lachen und stimmte ihr sehr ernsthaft zu.
Wir kehrten zum Haus zurück und gesellten uns zu Ida, die gerade gebannt und mit geröteten Wangen ihrer jüngsten Tochter bei der Schilderung ihrer Dienstzeit im Gildenhaus von Nortenne lauschte.
Am nächsten und
Weitere Kostenlose Bücher