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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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sagte sie. Es war keine Frage.
    Das Elixier rann warm und besänftigend durch meine Glieder. Ich ließ mich wieder ins Gras sinken. Der Himmel über mir war sehr weit und von einer azurnen Klarheit, die mich melancholisch stimmte. »Ich gehe fort«, stimmte ich Fiamma zu. Es raschelte leise, als sie sich anders hinsetzte.
    »Ist es das, was ihr Großen ›sterben‹ nennt?«, fragte sie neugierig. Ich lachte. Die leise Benommenheit, die mich erfüllte, machte mich gesprächiger.
    »Sterbt ihr denn nicht, Fiamma?«, fragte ich scherzend. Auf diese Frage hatte ich weder von den Elfen noch von den Grennach jemals eine ernsthafte Antwort erhalten, und ich erwartete sie auch jetzt nicht. Doch Fiamma überraschte mich. Sie überlegte eine Weile und erwiderte dann: »Es ist anders als bei euch, glaube ich. Wir gehen nicht ganz so weit fort.«
    Ich nickte verblüfft und erheitert. »Ja, das glaube ich«, sagte ich versunken. Ihre Antwort erschien mir von blendender Logik. Ich griff wieder nach meiner lindernden Labsal.
    Fiamma kicherte leise und setzte spielerisch ein paar trockene Grashalme in Brand. »Aber du gehst weit fort, nicht wahr?«, sagte sie. »Ida wird traurig sein.«
    »Ach, sie wird es verschmerzen.« Es fiel mir schwer, mich zu konzentrieren. Ich schloss die Augen und dämmerte ein wenig ein. Neben mir erklang das leise, melodische Summen der Feuerelfe, das mich immer ein wenig an das Lied einer Zikade erinnerte.
    »Da seid ihr ja«, rief eine fröhliche Frauenstimme, die ich nicht gleich erkannte. »Fiamma, meine Süße, leistest du Eddy ein wenig Gesellschaft? Das ist lieb von dir.«
    Ich öffnete träge die Augen. Die sanfte Fülle meiner Schwester warf ihren weich gerundeten Schatten über mich. »Ida, mein Herz«, murmelte ich träge. Meine Zunge wollte mir nicht recht gehorchen.
    Ida kniete sich neben mich und blickte mich stirnrunzelnd an. »Was ist los mit dir?«, fragte sie besorgt. Ich wedelte unwillig mit der Hand und schloss ermattet wieder die Augen. Die Stimmen sangen so schön, ich wollte ihnen ungestört lauschen.

    Ida atmete scharf ein und stieß ein belustigt-empörtes Schnauben aus. »Bei den Schöpfern, Eddy, du bist doch nicht etwa betrunken?« Ich öffnete meine Augen und sah sie verwundert an.
    Sie reichte mir ihre Hand und zog mich in den Sitz. »Eddy, ich kann es nicht glauben«, lachte sie hilflos und missbilligend. »Wo hast du das Zeug herbekommen, verrate es mir bitte. Hast du es mitgebracht?«
    Ich blinzelte schwerfällig. »Jinqx«, sagte ich schleppend, während Ida mir auf die Beine half.
    Sie sah mich erstaunt an. »Was meinst du?«, fragte sie und zog meinen Arm um ihre Schultern. Sie fasste mich mit geübtem Griff unter und geleitete mich langsam zum Haus. Meine Beine kribbelten und waren schwer und taub. Ich stolperte neben ihr her und hatte Mühe, mein Gleichgewicht zu bewahren.
    »Jinqx«, wiederholte ich ungeduldig und müde. Es bereitete mir unendliche Mühen, meine Gedanken wieder in die kalte Gegenwart zurückzuholen. Warum verstand Ida mich nicht? Es war Jinqx, die mir ihre kostbare Flasche gegeben hatte. Eines Morgens, nachdem die ewige Qual mich eine ungezählte Reihe von Nächten nicht hatte zur Ruhe kommen lassen, hatte sie blinkend und mit Nektar gefüllt neben meinem Bett gelegen, und ich hatte sie dankbar angenommen. Jinqx hatte es damals gesagt, und ich empfand es jetzt am eigenen Leib: Die Linderung, die ihre Medizin mir brachte, war unschätzbar, unendlich kostbar, denn sie half mir, die endlosen Tage und Nächte zu überstehen.
    Ida fragte nicht weiter. Ihre Miene war umwölkt, während sie mich auf mein Zimmer brachte und mir half, mich auf mein Bett zu legen. Sie deckte mich zu und setzte sich dann zu mir. Ihre weiche Hand ruhte auf meiner Brust. »Ist es das, was Elaina meinte, als sie sagte, ich solle auf dich achten? Was treibt dich um, Eddy? Was quält dich nur so?«
    Ich knurrte und drehte mich von ihr fort. Sie verstand nicht, aber wie konnte sie das auch? Sie seufzte und beugte sich über mich, um mich zu küssen. »Schlaf«, sagte sie sanft. »Schlaf jetzt, Eddy. Wir reden morgen über alles.«

    Der Morgen des Erntefestes dämmerte hell und klar herauf. Die Schöpfer schienen uns mit einem weiteren warmen und sonnigen Tag beschenken zu wollen. Ich hatte kaum geschlafen in der Nacht, war nur in den Morgenstunden etwas eingedämmert und hatte dann nach dem ersten Krähen der Hähne lange wach gelegen, geraucht und gegen die Decke gestarrt,

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