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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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brütet ihr irgendetwas aus ...«
    Ihr sanftes Schelten verklang auf dem Weg zur Küche. Ida wischte sich übers Gesicht und schniefte jämmerlich. Dorkas hatte sicher Recht: Ihr Platz war hier und nirgends sonst. Was würden die Frauen der Gilde wohl zu einem Mädchen sagen, das bei dem bloßen Gedanken, ohne Abschied von zu Hause fortzugehen, in lautes Geheul ausbrach?
    Als Tante Ysabet, die dankenswerterweise vorerst auf den Brustwickel verzichtet hatte, ihr den Tee ans Bett brachte, hatte Ida sich wieder einigermaßen gefangen. Sie nahm den Becher entgegen und nippte an dem bitteren Gebräu.
    »Zieh nicht solch ein Gesicht«, schalt die Tante und setzte sich zu ihr auf die Bettkante. »Das hier wird dir gut tun, also trink es jetzt schnell aus.« Sie zog die Bettdecke glatt und strich Ida dann fast verlegen über den Kopf. »Du bist so erwachsen geworden. Ich vergesse immer wieder, dass deine Mutter nur wenig älter war als du, als sie und Joris geheiratet haben.«
    Ida schluckte den abscheulich bitteren Bodensatz aus dem Becher, schüttelte sich heftig und gab ihn ihrer Tante zurück. Dann lehnte sie ihren Kopf an die weiche Schulter und legte unbeholfen einen Arm um ihre rundliche Taille. »Tante Ysa, ich habe dir nie gesagt, wie lieb ich dich habe«, flüsterte Ida und drückte sie fest an sich.
    Ysabet erwiderte verwundert die ungewohnte Zärtlichkeit. »Du bist wirklich ein seltsames Kind«, sagte sie beinahe vorwurfsvoll. »Ich weiß es doch, jetzt hör schon auf. Du wirst mir doch nicht etwa ernsthaft krank werden?«
    »Nein, nein, es geht mir gut«, widersprach Ida und zwang sich zu einem Lächeln.
    »Na!«, erwiderte Ysabet misstrauisch. »Ruf mich, wenn du etwas brauchst. Ich bin in der Küche.«
    Sie schloss die Tür leise hinter sich. Ida wartete, bis ihre Schritte auf der Treppe verklangen. Dann schlüpfte sie aus dem Bett und schwang sich aus dem Fenster. Das Spalier hielt ihr Gewicht wunderbarerweise immer noch aus, obwohl es so laut knarrte, dass Ida befürchtete, das ganze Haus würde dadurch alarmiert.
    Sie huschte durch den dämmerigen Garten und hockte sich neben das dichte Feuerbohnengebüsch. »Fiamma, bist du da?«, rief sie leise und scharf. »Ich muss mit dir reden!«
    Nichts regte sich, kein Funke stob auf, keine dünne, klare Stimme antwortete ihr. Fiamma schien nicht bei ihrer Großmutter zu sein. Ida hockte da in der duftenden Dämmerung und stützte das Gesicht in die Hände. Sie musste einfach mit jemandem sprechen, aber wem außer ihrer winzigen Freundin konnte sie sich anzuvertrauen wagen?
    Das rückwärtige Gartentor knarrte, und sie fuhr auf. Ein schlanker, schmalgliedriger Jüngling schritt auf dem überwucherten Pfad auf das Haus zu, ohne sie zu bemerken.
    »Albi«, rief sie ihn leise an. Ohne ein Zeichen der Überraschung drehte er sich um und kam auf sie zu.
    »Was kniest du hier im Gebüsch?«, fragte er mit leisem Spott. »Hast du was verloren?«
    Ida zog ihn zu sich herunter und musterte sein ernsthaftes Gesicht voller Zuneigung. Ihr Bruder war immer noch kleiner als sie und wirkte schmächtig neben ihr. Auf seiner Lippe spross der erste helle Bartflaum, und sein schmales Gesicht hatte im letzten Jahr den letzten Rest von Kindlichkeit verloren. Er war zu einem gut aussehenden, wenn auch etwas hochmütig dreinblickenden jungen Mann herangewachsen, der sich seinen Studien bei dem Grauen Magister mit einer Ernsthaftigkeit widmete, die sogar seinen Vater immer häufiger zum Verstummen brachte, wenn die beiden sich wieder einmal darüber auseinander setzten.
    »Albi, ich gehe fort«, platzte Ida wider besseres Wissen heraus.
    Albuin zog eine Braue hoch. »Wie meinst du das?«, fragte er mit leiser Skepsis. »Wohin willst du gehen?«
    »Fort. Ich habe jemanden kennen gelernt, der mich mitnimmt nach ...«
    Ihre Stimme verklang zögernd, während ihre Gedanken rasten. Sollte sie wahrhaftig Albuin die Wahrheit anvertrauen, so wie sie es früher bedenkenlos mit ihren geheimsten Gedanken getan hatte? Ihr Bruder sah sie reglos und ein wenig herablassend an. Ida biss sich auf die Lippe.
    »Du brennst doch nicht etwa mit einem Geliebten durch, kleine Schwester?«, fragte er mit spöttischer Zuneigung. »Das hätte ich dir wirklich nicht zugetraut, Respekt.« Er grinste und kniff ein Auge zu, was ihm einen erstaunlich verwegenen Ausdruck verlieh. Ida musste lachen. »Wer ist es denn, kenne ich den Glücklichen? Vater wird ja der Schlag treffen, wenn er es erfährt.« Seine Stimme klang

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