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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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haben?«
    Ida schlug verlegen die Augen nieder. »Ich habe meinem Bruder gesagt, dass ich durchbrenne. Aber er weiß nicht, mit wem und wohin ...«
    Dorkas lachte trocken auf. »Das dürfte allerdings ein unüberwindbares Hindernis für eine Verfolgung darstellen, da bin ich aber beruhigt«, erwiderte sie spöttisch. »Also sollten wir zusehen, dass wir in den Sattel kommen. Marisa, Liebes, ich gebe dir Bescheid, wenn wir angekommen sind.« Sie drückte der alten Frau einen Kuss auf die Wange und winkte Ida auffordernd zu.
    Erst, als sie eine gute Strecke vom Dorf entfernt waren, richtete Dorkas erstmals wieder das Wort an das Mädchen. Ida hatte starr auf die Ohren ihrer Stute gesehen und die gelegentlichen Blicke ihrer älteren Begleiterin nicht zu erwidern gewagt, weil sie befürchtete, beim kleinsten Schimmer von Mitleid oder Spott – sie wollte sich nicht ausmalen, was davon wohl schlimmer wäre – in Tränen auszubrechen und um ihre Umkehr zu betteln.
    »He, Kleine, schau nicht so trübselig drein«, sagte Dorkas erstaunlich sanft. »Du warst noch nie alleine von zu Hause fort, hm?«
    Ida hob den Kopf und blinzelte. »Ja, das stimmt«, sagte sie zögernd. »Ich habe ein wenig Angst davor.« Sie biss die Zähne zusammen, ärgerlich darüber, dass ihr dieses Geständnis herausgerutscht war.
    Dorkas lächelte sie an. »Du wirst dich daran gewöhnen, Ida. Es gewöhnen sich alle daran. Na ja, fast alle. Die anderen kehren mit eingezogenen Schwänzen nach Hause zurück.« Sie lachte herzlich, und Ida wurde es übel. Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht. Was, wenn ihr das Leben bei diesen Frauen so wenig zusagte, dass sie nicht dort bleiben wollte? Zurück nach Hause. Mit eingezogenem Schweif zurück nach Hause.
    »Wie – wie ist es in – da, wo du herkommst? In dem – Mutterhaus?«, fragte sie laut und verzweifelt. Dorkas ließ ihren Grauen langsamer laufen und lehnte sich auf den Sattelknauf.
    »Tel'krias«, sagte sie versonnen. »Es ist – zu Hause. Das einzige Zuhause, zu dem ich immer zurückkehren möchte.« Ihr grobes Gesicht wurde beinahe weich.
    »Tel'krias? Was bedeutet dieser Name? Ich dachte, es wäre die Stadt, aus der du stammst.«
    Dorkas lachte, leise und tief. »Nein, ich bin ein ganz gewöhnliches Bauernkind aus dem Norden von Beleam. Tel'krias ist ein Wort aus der Grennach-Sprache. Es ist nicht ganz einfach zu übersetzen.« Sie überlegte. »Was weißt du von den Grennach?«
    Ida hob die Schultern. »Nicht viel. Ich habe noch nie einen von ihnen zu Gesicht bekommen, aber ich kenne einige ihrer Arbeiten. Schmuck, schöne Gegenstände. Was man eben so kennt.«
    »Das ist allerdings nicht viel. Aber wir werden heute oder morgen noch eine Expertin treffen für alles, was die Grennach angeht. Sie wird dir sicherlich auch eine gute Übersetzung von Tel'krias geben können, eine bessere als ich. Es heißt so viel wie ›Nest der Mütter‹, aber die Bedeutung ist eine etwas andere, als der Begriff zuerst annehmen lässt.« Sie grinste breit, und die Narbe auf ihrer Wange kräuselte sich. »Ich jedenfalls fühle mich in dem Nest wohl, auch ohne eine Mutter zu sein. Aber bei den Grennach ist sowieso alles ganz anders.«
    Ida war erfolgreich von ihrem beginnenden Heimweh abgelenkt. Sie drängte Dorkas, mehr von der Gilde und dem Leben im Gildenhaus zu erzählen, und die stämmige Frau tat ihr den Gefallen.
    »He, das reicht jetzt«, sagte sie irgendwann. »Ich habe ja schon ganz ausgefranste Lippen, Ida. Du wirst das alles doch selbst sehen, in ein paar Tagen sind wir da.«
    Ida nickte und ließ ihre Stute wieder ein wenig zurückfallen. Das alte Mädchen hielt sich wacker, hatte die Ohren vergnügt gespitzt und schien den Ausflug sogar zu genießen. Ida tätschelte geistesabwesend ihren Hals und sortierte das, was sie von Dorkas erfahren hatte.
    Das Gildenhaus in Nortenne bestand jetzt seit beinahe siebzig Jahren, hatte die ältere Frau ihr berichtet. Nortenne war die größte Hafenstadt des Reiches, kaum kleiner als die Residenzstadt selbst.
    Ida schüttelte sich unwillkürlich ein wenig. Die einzige große Stadt, die sie kannte, war Weidenau im benachbarten Beleam. Dorthin hatte ihr Vater sie und ihre Geschwister zweimal mitgenommen, als Jahrmarkt war, und sie hatte es bei aller Faszination auch ein wenig schrecklich gefunden. So viele Menschen auf einem Fleck, der ohrenbetäubende Lärm, das unglaubliche Tempo, in dem alles vor sich zu gehen schien, das alles war so ganz anders als das

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