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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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alten Hebamme.
    »Ich wusste nicht, dass du auch zur Grünen Gilde gehörst«, sagte sie und sah Marisa mit neuem Respekt an. Marisa und Dorkas wechselten einen schnellen Blick, der Ida nicht entging.
    »Es ist nicht ratsam, das herumzuerzählen«, sagte Marisa zögernd. »Ich habe mich entschieden, das Mutterhaus zu verlassen und in Sendra zu bleiben, weil hier keine Heilerin außer mir lebte. Aber viele Männer – und auch Frauen – haben immer noch Bedenken, sich einer Gildenfrau anzuvertrauen. Unser Ruf ist zu zweifelhaft, und deshalb verzichten viele meiner Schwestern, die sich entschieden haben, nicht im Mutterhaus zu leben, lieber darauf, sich öffentlich dazu zu bekennen.« Sie seufzte und tauschte wieder einen beinahe bedrückt zu nennenden Blick mit der grimmig dreinschauenden Dorkas. »Ich weiß, dass du es missbilligst, Liebes. Aber ich konnte nicht anders handeln, es war damals noch schwerer, als es heute ist. Die jungen Dinger, die heute zu uns stoßen, werden es wahrscheinlich leichter haben als wir ...«
    »Was nicht dein Verdienst ist«, unterbrach Dorkas schroff. Marisa hob die Schultern und erwiderte nichts. Ida begriff, dass dies ein alter Streit zwischen den beiden Frauen war. Sie nahm einen Schluck Tee und überdachte das, was sie gehört hatte. Auch die beiden älteren Frauen schwiegen einige Minuten lang, aber es lag kein Groll in der Luft. Dorkas nippte an ihrem Tee und blickte Ida nachdenklich an, Marisa hatte sich zurückgelehnt und schien ihren Erinnerungen nachzuhängen.
    »Deine Tante hat mir gesagt, dass du von deiner Familie fort und dich der Gilde anschließen willst?«, eröffnete Dorkas schließlich unvermittelt das Gespräch. Sie hatte ihre dunklen Brauen zusammengezogen und blickte Ida scharf und ein wenig misstrauisch an. Auch der Ton ihrer Stimme war alles andere als freundlich zu nennen. Ida zuckte ein wenig zusammen. Marisa regte sich leise, als hätte sie sich erschreckt.
    »Ja, das heißt ...«, stammelte Ida. Dorkas Miene wurde noch etwas finsterer.
    »Das heißt?«, stieß sie schroff nach. »Du bist dir nicht sicher, oder, Kind? Du weißt nicht viel über die Gilde. Du glaubst, dass wir jedes Mädchen aufnehmen, dem zu Hause irgendwas nicht mehr in den Kram passt. Was denkst du, was du uns dafür zurückgeben kannst, wenn wir dich aufnehmen, dich ernähren, dich kleiden, dich ausbilden und dir Schutz bieten? Denk gut nach, was du antwortest. Auf solche verzogenen Gören wie dich haben wir nämlich gerade gewartet ...«
    »Dorkas!«, murmelte die Hebamme mahnend. Die jüngere Frau warf ihr einen grimmigen Blick zu. Marisa sank wieder in ihren Stuhl zurück. Ihre dunklen Augen ruhten beinahe mitleidig auf Idas rot überhauchtem Gesicht.
    »Ich mag verzogen sein, obwohl ich selbst das nicht glaube«, antwortete Ida leise und den Tränen nahe. »Und es stimmt sicher, dass ich so gut wie nichts über die Gilde weiß. Ich besitze nicht die Fähigkeiten, um den Weißen Schwestern beizutreten – ehrlich gesagt, wäre das auch niemals mein Wunsch gewesen –, und ich verspüre keinerlei Neigung, diesen Mann zu heiraten, den mein Vater für mich ausgesucht hat, oder mein Leben als unverheiratete Verwandte im Haus meines Schwagers zu beenden. Ich weiß nicht, ob ich euch in irgendeiner Weise nützlich sein kann, aber ich kann versprechen, dass ich mich anstrengen werde. Ich bin kräftig, ich kann arbeiten, dafür hat meine Tante Ysabet gesorgt, und ich scheue nicht davor zurück, auch schwere und schmutzige Arbeiten zu verrichten. Wenn ich mir damit bei euch eine Schlafstelle und mein Essen verdienen kann, dann will ich es gerne tun.«
    Dorkas unbarmherzige Miene wurde um keinen Deut weicher. »Du könntest dich jederzeit als Dienstmagd verdingen, wenn du ernst meinst, was du gerade gesagt hast. Warum solltest du dich ausgerechnet der Gilde anschließen wollen? Jeder Herr hier in Sendra wäre froh über eine tüchtige Dienerin wie dich.«
    Ida schwieg und starrte auf ihre Hände hinab, die sie so fest ineinander verschränkt hatte, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Wenn das wirklich die einzigen Möglichkeiten sind, die einem Mädchen bleiben – zu heiraten und irgendeines Herren Dienstmagd zu sein –, dann wünschte ich, Marisa hätte mich niemals auf die Welt geholt!«, sagte sie leise und heftig. Sie hob den Kopf und sah Dorkas aus glühenden Augen an, die vor unterdrücktem Zorn den Ton von geschmolzenem Gold angenommen hatten. Dorkas bemühte sich weiter um ihre

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