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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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geglaubt.« Herrad kniff die Lippen zusammen. »Der Junge trägt ein dunkles Erbe in sich, und wir können es nicht riskieren, ihn auszubilden. Stell dir vor, es wäre die Schuld des Weißen Ordens, erneut einen Schwarzen Magier auf die Welt losgelassen zu haben!«
    Meister Wilber schüttelte den Kopf. »Korben ist ein guter Junge«, sagte er nachdrücklich. »Er weiß nur nicht, wohin mit sich und seinen Kräften. Herrad ... er spürt sie doch die ganze Zeit, er ahnt, welche Fähigkeiten er besitzt. Wir dürfen ihm die Ausbildung nicht länger vorenthalten, es wäre ein großes Unrecht.« Er beugte sich vor und sah sie eindringlich an. »Der Junge könnte ein wirklich großer Hexer werden. Er würde dem Orden, der ihn ausbildet, sicherlich nicht schaden wollen. Dankbarkeit ist ein starkes Gefühl.«
    Herrad schlug mit der Hand auf ihren Schenkel und stand auf. »Nein«, sagte sie laut. »Nein, Wilber, das kann ich nicht verantworten. Ich hege die Hoffnung, dass er eines Tages ruhiger, weniger unbeherrscht, kalkulierbarer für uns wird. Nimm ihn hart ran. Bläu ihm ein, was es bedeutet, erwachsen zu sein und eine Aufgabe zu haben. Vielleicht bildet sich sein Charakter im Lauf der Jahre so, dass wir es wagen können, ihn auszubilden. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich es nicht verantworten. Und das ist mein letztes Wort!«

~ 5 ~

    Korben wartete am Abend vergeblich auf Anna. Meister Wilber hatte sich nicht zu ihrem Fehlen während ihres Unterrichts äußern wollen, und da der Heiler sich in ungewöhnlich übler Laune befand, hatte Korben auch nicht weiter gefragt, nachdem auf seine Erkundigung nach ihrem Verbleib nur ein äußerst missgestimmtes Knurren als Antwort erfolgt war.
    Auch am nächsten und übernächsten Tag bekam er Anna nicht zu sehen. Sein Lehrmeister bequemte sich immerhin, ihm die Auskunft zu erteilen, sie sei plötzlich erkrankt und bedürfe der absoluten Ruhe und Schonung, aber das konnte Korben nicht beruhigen – nicht, nachdem er wusste, dass Anna sich an dem bewussten Abend einer fragwürdigen Prozedur, angeblich zu ihrer Heilung, hatte unterziehen müssen. Seine vorsichtigen Versuche, Meister Wilber dazu zu befragen, hatten wie erwartet nichts gefruchtet. Das alles gehe ihn nichts an und er solle gefälligst seine neugierige Nase lieber in seine Bücher stecken, hatte der Heiler geblafft. Das Unbehagen, das dabei von ihm ausgegangen war, war beinahe mit Händen zu greifen gewesen und hatte Korben noch zusätzliche Beunruhigung verschafft. Zweimal hatte er versucht, zu Annas Zimmer zu gelangen, war aber jedes Mal von einer resoluten Hexe abgefangen worden, die ihn sehr energisch darauf hingewiesen hatte, dass er sich in dem Teil des Wohntraktes aufhielt, dessen Betreten jungen Männern strikt verboten war. Einen dritten Versuch wollte er nicht riskieren, denn das hätte ihm mit Sicherheit einen offiziellen Verweis eingetragen und ansonsten weiter nichts. Also wartete er mit steigender Ungeduld darauf, dass Anna wieder zum Unterricht erscheinen würde.
    »Ich habe keine Ahnung, was sie mit ihr anstellen«, beklagte er sich am Abend des dritten Tages bei Mika. »Und, was das Schlimmste ist, Anna selbst weiß es auch nicht.«
    »Hmm«, machte der andere nur und fuhr mit konzentrierter Miene fort, aus einem Mörser feines grünliches Pulver in kleine pergamentene Tütchen zu füllen.
    Korben lehnte sich gegen die Theke und sah dem Freund eine Weile stumm bei seiner Tätigkeit zu.
    »Ist das die neue Lieferung Glimmergrün aus dem Hort?«, fragte er, als Mika den schweren Mörser kippte, um auch noch das letzte Stäubchen herauszuschütten.
    Mika nickte, stellte den Mörser ab und verschloss das Tütchen sorgfältig mit Wachs, bevor er sich die Hände abklopfte und mit einem feuchten Tuch die Theke abwusch.
    »Gute Ware?«, fragte Korben beharrlich weiter. Er kannte Mikas Wortkargheit, und gewöhnlich störte sie ihn nicht, aber heute wollte er sich unterhalten.
    »Recht gut«, erwiderte Mika und legte den Lappen fort. »Du kannst sie unbesorgt verkaufen, es wird sich niemand darüber beschweren.«
    Korben seufzte und zog sich an der Theke hoch, bis er darauf zu sitzen kam. Er griff nach den verschlossenen Tütchen und zählte sie. »Reicht gerade«, murmelte er. »Ich wollte eigentlich ein paar neue Kunden anwerben – unten im Hafen.«
    Mika zuckte mit den Achseln. »Mehr habe ich nicht bekommen. Möglich, dass mit der Ostwind noch etwas eintrifft, aber ich bin nicht sicher. Das ist nicht mein

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