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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Tages, und die Luft roch abgestanden und schal nach vergossenem Bier und kaltem Rauch.
    Korben trat zögernd einige Schritte in den Raum. Unter seinen Füßen raschelte das Sägemehl, mit dem der Boden bestreut war.
    In der hintersten Ecke, an einem der Tische neben dem riesigen Kamin, saß ein hagerer Mann vor einem üppig gefüllten Teller. Er hielt ein Messer mit einem aufgespießten Stück Braten in der Linken und nahm gerade einen tüchtigen Zug aus dem Humpen in seiner rechten Hand.
    Korben rutschte das Herz in die Hose, als er den Mann erkannte. Er hatte noch nie persönlich mit ihm zu tun gehabt, aber jeder in der Unterstadt kannte Samhel, den Meister der Händlergilde.
    Samhel ließ sich nicht stören. Seine kleinen dunklen Augen starrten Korben an, während er mit den Zähnen große Stücke von dem Fleisch abriss und kaute. Endlich beendete er sein Mahl, goss den letzten Rest Bier aus seinem Humpen hinterher, rülpste laut und wischte sich den Mund mit einem fleckigen Tuch ab, das in seinem Gürtel steckte. Er reinigte sein Messer, hobelte damit einen Span von der Tischkante, den er sorgfältig anspitzte, und reinigte sich damit die Zähne. Korben, der leise zu schwitzen angefangen hatte, wischte die Hände an seiner Hose ab und verlagerte das Gewicht von seinem schmerzenden Fuß.
    »Du bist Ben«, quetschte der Gildenmeister endlich undeutlich an dem Span vorbei, der in seinem Mund steckte. Korben nickte unbehaglich.
    »Du weißt, wer ich bin«, fuhr der Mann fort. »Ich sorge dafür, dass hier in der Stadt Ordnung herrscht, dass nicht jeder macht, was er will, und auf diese Weise Unruhe stiftet.« Er musterte Korben kalt, während er aus einem Krug seinen Humpen nachfüllte. Weder der Wirt noch Schankpersonal ließen sich sehen, und Korben war mit dem Gildenmeister und seinen beiden Leibwächtern allein.
    Samhel spuckte den Span aus und trank seinen Humpen in einem Zug halb leer. Korben schluckte trocken. Sein Mund war so ausgedörrt, dass ihm die Zunge am Gaumen klebte.
    »Du und dein Freund – Mika? –, ihr stiftet Unruhe«, fuhr der Mann fort.
    »Mika bezahlt seine Abgaben an die Gilde«, wagte Korben einzuwenden.
    Samhel starrte ihn an. »Du solltest mich nicht unterbrechen«, sagte er. »Ich werde dir schon mitteilen, wenn ich eine Äußerung von dir erwarte.« Er lehnte sich zurück und spielte mit dem Messer in seiner Hand. »Ich beobachte dich schon eine ganze Weile. Du handelst mit Waren, für die du keine Lizenz von mir erhalten hast, in einem Gebiet, das dir nicht zugeteilt wurde. Ich habe das laufen lassen, solange du keine nennenswerten Umsätze gemacht hast – aber jetzt häufen sich die Beschwerden der Gildemitglieder gegen dich. Du störst unsere Geschäfte.«
    Er fuhr nachdenklich mit dem Daumennagel über seine Nase. »Was mache ich jetzt mit dir? Wenn du älter wärst, hätte ich dich meinen Männern überlassen«, er nickte zu den beiden Männern an der Tür hin, »aber du bist ein junger Kerl, und ich bin bereit, dir deine Unerfahrenheit zugute zu halten und dir dein Vergehen zu verzeihen.«
    Korben hatte die Luft angehalten und atmete nun erleichtert aus. Samhel ließ ihn nicht aus den Augen.
    »Du wirst für mich arbeiten«, fuhr er fort. »Du wirst einen Teil deiner Einnahmen bei mir abliefern; dafür bekommst du Ware, an die dein Freund und du nicht ohne weiteres herankommt.« Er grinste humorlos. »Außerdem erwarte ich, dass du Augen und Ohren offen hältst und mir alles berichtest, was dir auffällt. Du wirst regelmäßig hierher gerufen werden und mir oder meinen Hauptleuten Rapport erstatten. Dann bekommst du deine Ware, und wir rechnen ab. Hast du verstanden?«
    Korben starrte ihn mit offenem Mund an. Ganz offensichtlich zog Samhel es nicht im Mindesten in Betracht, dass er sich weigern könnte. »Aber ...«, hob er an, doch Samhel ignorierte seinen zaghaften Protest. Er erhob sich, schob das Messer in den Gürtel und hakte einen kleinen Beutel los, den er Korben hinwarf.
    »Sieh zu, dass du das Zeug etwas unauffälliger verkaufst als deinen üblichen Plunder. Wenn die Wache dich damit erwischt, landest du oben.« Sein Kopf deutete die Richtung an, in der die Festung mit ihren Kerkern lag.
    Korben griff zögernd nach dem Beutel und öffnete ihn. Sanft blau glühende Kristalle leuchteten aus dem Dunkel hervor. Er keuchte und zurrte hastig die Lederbänder zusammen, ehe er den Beutel auf den Tisch warf, als enthielte er glühende Kohlen.
    »Das mache ich nicht«, rief er.

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