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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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fragen.
    Ohne dass sie sich über ihr Ziel hätten verständigen müssen, wanderten sie hinaus zum Buchenhain, in dem sie sich schon am Abend zuvor getroffen hatten. Anna streckte sich am Fuß des größten Baumes im weichen Moos aus, während Mellis flink an dem glatten Stamm emporkletterte und in der Krone verschwand. Nach einer geraumen Weile, in der Anna in das dichte Laub hinaufträumte, tauchte die Grennach über ihrem Kopf auf und sprang geschmeidig neben ihr auf den federnden Grund. »Jetzt geht es mir besser«, sagte sie. »Wie haltet ihr Menschen es nur in euren Häusern aus? Je älter ich werde, desto schwerer fällt es mir, vom Wald und vom Großen Nest fort zu sein.«
    Anna sah sie mitfühlend an. »Wir sind eben keine Kletterer«, sagte sie. »Aber ich weiß, was du meinst.«
    Mellis hockte sich neben sie und rupfte einen verirrten Grashalm aus, den sie zwischen ihre scharfen Zähne steckte.
    »Ich habe noch nie mit einem Rufstein arbeiten dürfen«, sagte Anna. »Meine Lehrerinnen meinten, ich solle erst einmal die traditionelle Magie beherrschen, ehe ich mir mit neumodischen Zaubereien meine Handschrift verderbe.«
    Mellis schmunzelte. »Und außerdem ist das Grennach-Magie, die man zwar gern nutzt, der man aber trotzdem mit Misstrauen begegnet – richtig?«
    Anna lachte auf. »Das sagen sie zwar nicht, aber du hast Recht – so denken sie ganz gewiss.«
    Mellis wurde ernst. Knapp zusammengefasst unterrichtete sie Anna von ihrem Gespräch mit der Obersten Hexe und dem, was der Heiler gesagt hatte. »Du siehst, ich kann im Augenblick nicht mehr für dich tun«, schloss sie. »Aber du bist nicht allein, und wir werden einen Weg finden. Habe ich dir übrigens schon all die Grüße ausgerichtet, die ich aus dem Großen Nest für dich mitgebracht habe?«
    Eine ganze Weile war Anna nun auf das Angenehmste von allem abgelenkt, was sie bedrückte. »Ich muss dir noch etwas erzählen«, beendete sie schließlich die Plauderei und kam zu dem, was sie beschäftigte. Sie erzählte Mellis von ihrem Treffen mit der Krähe und dem Misstrauen, das sie dieser seltsamen Frau entgegenbrachte.
    Mellis lauschte schweigend, die Brauen verwundert zusammengezogen.
    »Wie heißt die Frau?«, fragte sie endlich, als Anna geendet hatte.
    Anna runzelte die Stirn. »Ich weiß es nicht«, erwiderte sie schließlich. »Jeder, mit dem ich gesprochen habe, nennt sie nur ›Krähe‹. Ich habe gar nicht darüber nachgedacht, dass das nicht ihr Name sein könnte.«
    Mellis nickte mit finster bewölkter Miene. Anna sah sie erstaunt an. Sie hatte nicht erwartet, dass Mellis so sonderbar auf ihre Worte reagieren würde. Die Grennach saß eine Weile da und zog gedankenverloren den Schweif durch ihre Finger. Dann stieß sie mit einem beinahe erheiterten Laut die Luft aus und lächelte Anna an. »Es gibt nur zwei Möglichkeiten«, sagte sie. »Entweder ist diese Frau eine dumme und gefährliche Hochstaplerin – und das denke ich – oder ...« Sie verstummte und senkte nachdenklich den Blick.
    »Oder?«, drängte Anna befremdet nach einer weiteren Weile des Schweigens.
    Mellis schüttelte den Kopf. »Die Krähe, die ich kenne, ist seit Jahren verschwunden, und unsere Ältesten sind der festen Überzeugung, dass sie tot sein muss, weil in unserer Welt nichts von ihrer Anwesenheit mehr zu spüren ist. Mein Volk hatte über einen sehr langen Zeitraum hinweg eine enge Verbindung zur Krähe und wusste immer, dass sie da war, auch wenn sie sich oft jahrelang nicht im Großen Nest blicken ließ. Nein, Anna ... Vielleicht ist es ja nur ein Zufall, dass sie diesen Namen gebraucht, aber ich an deiner Stelle würde mich von ihr fern halten.« Sie schnalzte erbittert mit der Zunge. »Ich kann sie mir nicht ansehen, ich muss heute noch abreisen. Das Schiff, mit dem ich gekommen bin, legt am Nachmittag wieder ab, und ich kann mir damit einen langen, ermüdenden Ritt quer über Land ersparen.« Sie ergriff Annas Hand. »Bleib von ihr weg. Du weißt nicht, was sie bezweckt, und du benötigst ihre zweifelhafte Hilfe nicht. Halte noch ein wenig aus, Anna, es wird sich alles finden. Du hast Freunde, die sich darum kümmern!«
    Anna nickte ohne große Überzeugung. »Wer ist die Krähe, die du kennst?«, fragte sie.
    »Sie hat lange Zeit eins der kleinen Herzen für mein Volk gehütet. Das war, bevor deine Großmutter und ihre Schwester die Herzen zusammengeführt haben.« Mellis zögerte. Dann beugte sie sich vor, als hätte sie Angst, ein Geheimnis laut

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