AnidA - Trilogie (komplett)
die dunkelgrüne Tunika über der weiten Hose glatt. »Ich werde der Ältesten Euer Ansinnen vortragen«, sagte sie. »Aber rechnet nicht zu fest mit einer positiven Antwort. Meine Mutter hat sich recht deutlich ausgedrückt, was den Magischen Rat und seine weitere Unterstützung durch mein Volk angeht.«
Herrad beugte sich vor. »Und wie lautet Eure Meinung dazu?«, fragte sie in versöhnlichem Ton. »Wärt Ihr bereit, diese Aufgabe zu übernehmen, vielleicht sogar gegen den Wunsch Eurer Mutter? Ich habe Euch als eine vernünftige und kluge Frau schätzen gelernt, Mellis. Gerade Ihr solltet die Notwendigkeit erkennen, weiterhin mit uns zusammenzuarbeiten. Die Lage im Magischen Rat erfordert die Anwesenheit der Grennach mehr denn je zuvor – ich darf mit Euch zwar nicht über die Interna des Rates sprechen, aber seid versichert, dass der politische Druck, unter dem ich dort stehe, mehr als schädlich für unsere Sache und damit auch für das weitere Wohlergehen Annas ist!«
Mellis fuhr nachdenklich mit beiden Händen durch ihre fuchsrote Mähne. »Ich bin, was Anna betrifft, der gleichen Meinung wie meine Mutter. Möglicherweise würde ich mich persönlich dennoch anders entscheiden, wenn es um die Ratsmitgliedschaft geht. Aber diese Entscheidung kann ich allein nicht treffen – das obliegt den Ältesten meines Volkes. Immerhin – ich werde Euer Anliegen in Eurem Sinne vertreten. Das zumindest kann ich Euch zusagen.«
»Ich danke Euch«, erwiderte Herrad. »Und ich würde es begrüßen, im Rat mit Euch zusammenarbeiten zu können.«
Mellis nickte kurz. »Ich werde mich bemühen, mit guten Nachrichten zu Euch zurückzukehren.«
»Ihr seid mir jederzeit willkommen.« Herrad blickte der kindgroßen Gestalt nach, die mit langen Schritten zum Haus zurückkehrte, und murmelte: »Grennach!«
~ 7 ~
Korben ahnte, dass er sich ernsthaften Ärger eingehandelt hatte, als sich zwei muskelbepackte Männer wie Wachtürme rechts und links neben ihm aufbauten. Er warf einen schnellen Blick über die Schulter, aber wie erwartet stand dort ein dritter Hüne mit verschränkten Armen und blockierte den einzigen Ausgang der toten Gasse. Korbens Kunde, ein rundlicher, nicht mehr allzu junger Mann mit den scheckig bunten Händen eines Färbers, steckte hastig sein Päckchen mit Sonnenfeuer ein, warf die Münzen zu Boden, die er in der Hand hielt, und suchte das Weite. Der Mann, der den Ausgang versperrte, ließ ihn passieren und lehnte sich dann lässig gegen die Hauswand.
Korben hob das Geld auf, wischte den Schmutz der Gasse davon ab und steckte die Münzen in den Beutel, der an seinem Gürtel hing. Dann trat er einen vorsichtigen Schritt aus der Reichweite der beiden Riesen an seiner Seite und drehte sich um, damit er alle drei im Blick hatte.
»Kann ich etwas für Euch tun?«, fragte er höflich.
Der größere der beiden musterte ihn gelangweilt. »Du bist der Händler, den sie ›Ben‹ nennen?«
Korben räusperte sich. »Korben, Ben, ganz wie Ihr wollt. Womit kann ich Euch dienen?«
Der kleinere Mann schob das, worauf er die ganze Zeit herumkaute, in seine Backentasche und schloss seine Pranke um Korbens Arm. Der Griff bewies, dass ihm kein Schmerz zugefügt werden sollte, solange er sich nicht wehrte – was aber keine Gültigkeit mehr besäße, sollte Korben auch nur das mindeste Zeichen von Widerstand zeigen.
Korben seufzte und fügte sich um der Unversehrtheit seiner Knochen willen. Die Männer nahmen ihn in ihre Mitte und verließen die Gasse, wobei der dritte Mann sich ihnen anschloss.
»Wohin bringt Ihr mich?«, wagte Korben zu fragen, aber wie erwartet erhielt er keine Antwort. Die Männer nahmen keine Rücksicht auf sein lahmes Bein, und als er bei ihrem schnellen Tempo nicht mehr mithalten konnte, griff auch der größere Mann nach seinem Arm, und Korben wurde den Rest des Weges halb getragen, halb mitgeschleift.
Vor der Schenke Zum Blauen Drachen ließen die drei ihre unwillige Last endlich fallen und schoben ihn durch die Tür.
Korben schüttelte die verrenkten Arme aus und strich die Haare zurück, die ihm auf dem holperigen Transport durch das Viertel ins Gesicht gefallen waren. Dann sah er sich um. Die Schenke, in der sonst um diese Tageszeit der allergrößte Betrieb herrschte, sodass selbst die geübten Schankmädchen Mühe hatten, die vollen Humpen und Teller durch die Menge zu balancieren, schien auf den ersten Blick leer. Durch die trüben Fensterluken fiel nur wenig vom strahlenden Licht des
Weitere Kostenlose Bücher