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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Hochmeister schien sich nicht allzu wohl zu fühlen. Er tigerte in dem Gewölbe auf und ab und trat dabei ein ums andere Mal gegen ein Stuhlbein, was die Oberste Hexe langsam, aber sicher zur Weißglut brachte.
    »Bei den Schöpfern, Rafiel, setzt Euch hin! «, fauchte sie den Ritter schließlich an. »Ihr bringt uns mit dem Herumgerenne noch um den Verstand!«
    Der Hochmeister knurrte aufgebracht, blieb aber stehen und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen eine Wand. Seine Fußspitze klopfte auf den Boden, was ihm einen weiteren wütenden Blick der Obersten Hexe eintrug, den er schlichtweg zu ignorieren geruhte.
    Eine Weile herrschte Schweigen. Endlich räusperte sich der Erzmagus und murmelte: »Es kann doch nicht angehen, dass wir hier herumsitzen wie Bittsteller, die auf eine Audienz warten!«
    Hochmeister Rafiel sah ihn an, als hätte er in etwas Saures gebissen. Aber ehe jemand sich zu Rumolds Worten äußern konnte, schwang ohne Ankündigung die Tür auf. Herrad fuhr herum, um die unachtsame Schwester oder Bedienstete zur Ordnung zu rufen, aber die Rüge blieb ihr auf der Zunge liegen, als sie die dunkel gewandete Gestalt auf der Schwelle stehen sah, auf die sie alle mit so großer Unruhe gewartet hatten.
    »Ah«, sagte die Oberste Hexe gepresst. »Ihr habt den Weg ohne Hilfe gefunden, wie mir scheint. Tretet ein.«
    Der verhüllte Kopf neigte sich zum Gruß, und die Gestalt schloss leise die Tür hinter sich, ehe sie ohne zu zögern zu dem Leeren Sitz ging und dahinter stehen blieb. Eine schmucklose Hand legte sich auf die Lehne. Herrad ertappte sich dabei, wie sie die erstaunlich kräftigen Finger betrachtete, und räusperte sich energisch.
    »Bevor wir Euren Anspruch auf diesen Sitz überprüfen, möchte ich Euch bitten, Euer Gesicht zu zeigen und uns Euren Namen zu nennen. Wir wüssten gern, mit wem wir es zu tun haben.«
    »Mein Name ...«, sagte die Person langsam. »Ich habe viele Namen getragen in der langen Zeit der Verbannung. Keiner von ihnen würde Euch etwas sagen. Nennt mich ›Krähe‹, wie es alle tun, die mich jetzt kennen.«
    »Nun – Krähe«, fuhr Herrad fort und warf Rafiel einen fragenden Blick zu. Mann oder Frau? Rafiel zuckte mit den Achseln. Es war nicht nur die Kapuze, die den Blick auf das Gesicht ihres Gastes behinderte, sondern allem Anschein nach wirkte auch noch ein verhüllender Zauber, der ihnen jede Sicht auf das Gesicht unmöglich machte.
    »Seid für heute in unserem Kreis willkommen«, fuhr Herrad fort. »Und ich bitte Euch noch einmal: Zeigt uns Euer Antlitz, wie es die Höflichkeit erfordert.«
    Die Gestalt, die sich »Krähe« nannte, schüttelte leise den Kopf, warf aber die Kapuze in den Nacken. Das Gesicht, das sich nun zeigte, erschien völlig nichts sagend, war wohl weiblich, aber von unbestimmtem Alter und ohne jedes charakteristische Merkmal, das ein Antlitz in irgendeiner Weise bemerkenswert machte. Herrad sah fort und blickte auf den Tisch und das verhüllte Kästchen. »Ich danke Euch, Krähe. So wollen wir uns mit Eurem Anspruch auf den Leeren Sitz befassen.«
    Sie runzelte die Stirn. Ein unbestimmtes Unbehagen nagte an ihr. Sie sah den Erzmagus und Magister Fulke an und bemerkte, dass auch diese beiden ihre Blicke von dem Gast abgewendet hatten und etwas anderes betrachteten: den Tisch, ihre Hände, die bereitstehenden Becher ...
    »Bei den Schöpfern«, entfuhr es Herrad. »Ihr lenkt uns mit einem Zauber von Euch ab – das ist ein übler Taschenspielertrick! Und dies ist auch nicht Euer wahres Gesicht!« Sie zwang sich, erneut hinzusehen. Ein schwaches Lächeln glitt über das nichts sagende Antlitz der Krähe, und Herrad musste ihren ganzen Willen aufbieten, um Augen und Aufmerksamkeit auf das Gesicht der Frau gerichtet zu halten und nicht wieder abschweifen zu lassen.
    »Unterlasst diesen Zauber«, verlangte die Oberste Hexe. »Spielt mit offenen Karten, das können wir mit Fug und Recht von Euch verlangen. Immerhin erlauben wir Euch als Mitglied eines verbotenen Ordens, hier vor uns zu sprechen!«
    »Seid versichert, dass ich diesen Umstand zu schätzen weiß«, erwiderte die klangvolle Stimme. Herrads Augen begannen zu tränen, und sie musste blinzeln. »Aber ich kann es nicht wagen, Euch mein wahres Aussehen zu enthüllen. Mein Orden ist zu lange und zu unbarmherzig verfolgt worden – und ich wage nicht, Euch zu trauen. Noch nicht. Seht mir für heute meine Vorsicht nach, und erlaubt mir, mein Gesicht erneut zu verhüllen. Es kostet mich Kraft,

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