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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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verlagerte sich. Wanderte zu ihren Schultern, bis sie es kaum noch schaffte, aufrecht sitzen zu bleiben. Sank tiefer, bohrte sich in ihr Inneres, höhlte sie aus, füllte die leere Hülle mit kochendem Blei, ließ den Schmerz eine Ewigkeit lang in ihr wachsen und verschwand. Vollkommen und spurlos. Anna blinzelte und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Ihre Hände lagen leer in ihrem Schoß, und die Herzen waren fort.

    Spät in der Nacht lag sie in ihrer Kammer, die Hände unter dem Kopf, und starrte ins Dunkel. An ihren Rückweg durch die Unterstadt, den Hügel hinauf und durch das Tor des Ordenshauses konnte sie sich kaum erinnern. Sie hatte noch eine Weile in Jinqx' Küche gesessen. Die Magierin hatte ihr einen Napf Suppe mit einem großen Kanten Brot serviert, und sie hatte wohl alles brav aufgegessen, obwohl ihr Selbst weit von dieser Küche mit der duftenden Suppe und der vom Herdfeuer ausgehenden wohligen Wärme entfernt war. Die Krähe hatte nichts gefragt, hatte nur schweigend und ihre Pfeife paffend neben ihr gesessen, und erst, als Anna sich angeschickt hatte zu gehen, leise gesagt, sie erwarte sie am nächsten Tag.
    Die Nacht war dunkel und still. Anna fröstelte. Das beständige Singen der Stimmen, das sie so lange begleitet hatte, war verstummt. Vorsichtig tauchte sie tief in ihr Inneres, aber sie fand dort nichts, was auf die Existenz der Herzen hingedeutet hätte. Sie waren wirklich fort, und langsam begann sie sich zu fragen, was das für Folgen haben mochte. Das Verschwinden der Herzen würde alsbald bemerkt werden, das blieb nicht aus. Die Oberste Hexe würde sie mit Sicherheit befragen. Was sollte sie sagen? Sie hatte die Herzen nicht. Sie wusste auch nicht, wo sie sich verbargen. Vielleicht war das alles gut so, aber es machte ihr Angst. Und Korben – Jinqx hatte gesagt, sie benötige ihre Hilfe und die Macht der Herzen, um ihn zu befreien. Aber sie hatte keine Macht, und die Herzen waren verschwunden ...
    Anna fing an zu weinen.

~ 12 ~

    Es bedeutete kein einfaches Stück magischer Arbeit, das Kästchen wieder zu öffnen. Der Zauber, der es verschlossen hatte, sorgte gleichzeitig dafür, dass jeder Versuch der Manipulation mit einer äußerst schmerzhaften und heftigen Reaktion beantwortet wurde. Herrad und die Hexen, die ihr gewöhnlich bei schwierigen Aufgaben zur Seite standen, hatten schließlich entmutigt aufgegeben, und die Oberste Hexe musste in den sauren Apfel beißen, ihre Grauen Kollegen um Hilfe zu bitten.
    Erzmagus Rumold konnte einen gewissen Triumph nicht verhehlen, aber er gab sich alle Mühe, sie das nicht zu sehr spüren zu lassen. Sein jüngerer Ordensbruder nickte der Obersten Hexe nur gleichmütig zu und nahm dann Platz, um mit Herrad und dem Erzmagus gemeinsam den Zauber zu lösen, der über dem Kästchen lag.
    Es war Abend, als sie mit ihrem Werk begannen. Sie gönnten sich nur kurze Pausen, in denen sie eine Kleinigkeit zu sich nahmen und ihren Durst löschten, um dann wieder an die Arbeit zu gehen. Die Sonne war bereits aufgegangen, und vom Turm hatte es zum Unterrichtsbeginn geläutet, als Herrad, bleich und mit schweißnassem Haar, tief aufseufzte und sich in ihren Sitz zurückfallen ließ. Der Erzmagus sank schwer auf seine auf dem Tisch aufgestützten Hände, und sein Ordensbruder stützte ihn, damit er sich hinsetzen konnte. Auch Magister Fulke, der Jüngste der drei, war sichtlich von den Strapazen gezeichnet, und er verschüttete zittrig einige Tropfen, als er nach dem Wasserkrug griff und seinen Becher füllte.
    »Meine Herren, das war gute Arbeit«, sagte Herrad nach einer Weile erschöpften Schweigens. »Ich danke Euch.« Sie richtete sich auf und griff nach dem Kästchen. »Bevor wir es erneut versiegeln, möchte ich kurz kontrollieren, ob alles seine Ordnung hat.«
    Der Erzmagus winkte bestätigend mit der Hand und schloss die Augen.
    Herrad hob den Deckel des Kästchens, schlug den Stoff beiseite, der den Inhalt verhüllte, und starrte dann sprachlos in das Innere des Behältnisses, bevor sie hektisch den Stoff herauszerrte und das Kästchen recht unzeremoniell umdrehte und schüttelte. »Sie sind fort«, sagte sie und sah die beiden Grauen Magier fassungslos an.
    »Diese verfluchte Schwarze Hexe«, ächzte der Erzmagus und nahm ihr das leere Kästchen aus der Hand, um sich selbst davon zu überzeugen. »Sie hat uns alle getäuscht.«
    Herrad schüttelte den Kopf. »Die Herzen waren hier«, widersprach sie. »Sie hatte keine Gelegenheit,

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