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Anidas Prophezeiung

Anidas Prophezeiung

Titel: Anidas Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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er das.«
    Marten brummte nachdenklich und schlug einladend die Decke beiseite. Er rückte, so weit es ihm möglich war, an die Wand, und Ida schlüpfte zu ihm. Es war eng, aber es würde gehen. Immerhin hatte er sich in der letzten Nacht anständig verhalten. Außerdem hielt sie ihr Messer in Reichweite, falls er sein Ehrenwort vergessen sollte.
    Marten deckte sie sorgsam zu und legte sich zurück. Er starrte an die Decke. »Ich war ein Idiot, Prinzessin«, murmelte er gedankenverloren. »Seit Jahren sucht Storn nach etwas, womit er mich unter Druck setzen kann. Ich dachte, ich ködere ihn mit meiner Trunksucht, aber das hat ihm aus irgendeinem Grund nicht gereicht. Und jetzt hast du mich überredet, dich mitzunehmen, und siehe da: Storn ist glücklich wie ein junger Hund, der einen saftigen Knochen ausgebuddelt hat.«
    Ida runzelte die Stirn. »Ich verstehe dich nicht«, sagte sie ehrlich. Marten lachte leise und tastete nach ihrer Hand, um sie sanft zu drücken. »Schlaf jetzt, Prinzessin. Morgen kannst du mir dann ausführlich erzählen, wie Storn mich erledigen will.« Er drehte sich auf die Seite und schloss die Augen. Ida grübelte noch eine Weile über seine Worte nach, aber dann überwältigte auch sie der Schlaf.

~ 13 ~

    Ida schlief tief und traumlos und erwachte erst, als Licht durch das Fenster blinzelte. Ihr Kopf lag wie am Morgen zuvor in einen kissengroßen Arm gebettet, und ihre Wange ruhte sanft an einer weich gepolsterten Brust. Sie öffnete träge ihre Augen und sah, wie Marten sie still über die fleischigen Falten hinweg betrachtete, die sein Hals und seine Kinne im Liegen bildeten. Ida rollte sich auf den Rücken und streckte sich. Marten zog schweigend seinen Arm unter ihr fort.
    »Ich hasse es, früh aufzustehen«, murmelte sie gähnend. »Es müsste ein Gesetz dagegen erlassen werden.«
    Marten lachte grollend und stützte sich auf die Ellbogen. »Ganz deiner Meinung, Prinzessin.« Er schob sich in eine sitzende Position und kratzte sich ausgiebig die breite, mit rötlichem Haar bedeckte Brust.
    Ida drehte sich auf die Seite und musterte ihn ungeniert. »Ich hätte nicht gedacht, dass du dich wirklich an dein Wort hältst«, sagte sie. Marten schoss ihr einen grün blitzenden Blick aus seinen schwerlidrigen Augen zu. Ida sah wieder einmal Simon vor sich sitzen, der ein kleines Mädchen wegen ihres Benehmens rügte.
    »Wie ist Simon gestorben?«, fragte sie leise.
    Marten holte tief Luft und stieß sie scharf wieder aus. »Er wurde in einem Kampf getötet.« Ida ließ ihn nicht aus den Augen. Er blickte sie nicht an, sondern sah auf seine dicken Hände hinunter, die reglos gefaltet auf seinem gewölbten Bauch ruhten.
    »Du warst dabei?«, fragte Ida weiter. Über Martens Miene schien ein schmerzlicher Schatten zu huschen, aber als er Ida nun sein Gesicht zuwandte, war es ausdruckslos wie zuvor. »Warum hast du ihm die Kette gegeben?«, fragte er zurück. »Hast du ihn geliebt?«
    Nun war es an ihr, den Blick abzuwenden. »Nein«, sagte sie ruhig. »Ich war noch ein Kind, und ich war in ihn verschossen, das ist alles. Ich glaube, dein Bruder hatte keinen allzu feinen Charakter, aber ich mochte ihn trotzdem. Er war immer freundlich zu mir, und ich glaube, er konnte mich auch ganz gut leiden.«
    Marten schnaufte amüsiert. »›Kein allzu feiner Charakter‹, das ist nett gesagt, Prinzessin. Simon war ein Monstrum, das kann ich dir nur bestätigen. Er hat jeden hintergangen und ausgenutzt, der sich mit ihm eingelassen hat. Und am allerschlimmsten hat er diejenigen verraten, die ihm vertrauten und die ihn geliebt haben.« Er verstummte, selbst erschreckt über den ungewollt heftigen Ausbruch.
    Ida kannte ihn inzwischen gut genug, um ihm ihr Mitgefühl nicht zu zeigen. »Er muss dich sehr verletzt haben«, sagte sie in neutralem Ton.
    Marten lachte böse und laut auf. »Verletzt. Das trifft es nicht ganz, Prinzessin.« Er verzog seinen fein geschwungenen Mund, und eine Sekunde lang sah es fast so aus, als würde er zu weinen beginnen. Dann räusperte er sich und sagte nüchtern: »Erzähl mir von eurer Unterredung. Ich muss wissen, was Storn vorhat.«
    Ida setzte sich ebenfalls auf, lehnte sich mit angezogenen Beinen gegen das Kopfende des Bettes und fasste kurz das Gespräch mit Storn zusammen. Marten lauschte schweigend und konzentriert. Als sie endete, schloss er die Augen. Er saß eine Weile brütend da, dann kicherte er vergnügt und patschte sich auf den Bauch.
    »Du bist wunderbar,

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