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Anidas Prophezeiung

Anidas Prophezeiung

Titel: Anidas Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Prinzessin. Deine Geschichte, wie wir uns kennen gelernt haben – ich hätte sie nicht besser erfinden können.« Seine Augen funkelten boshaft. »Er muss jetzt glauben, dass ich zu meinem Vergnügen kleine Jungs mit nach Hause nehme und vernasche. Wahrscheinlich hat er die ganze Nacht vor Aufregung nicht geschlafen. Es muss ihm wie Kohlen im Hintern brennen, der Khanÿ brühwarm Bericht zu erstatten, damit sie mich kastriert.« Er lachte laut auf. »Prinzessin, ich könnte dich küssen!«
    »Untersteh dich«, sagte Ida erschrocken. »Wieso bist du so scharf darauf, dass er dich in der Hand hat? Er bringt dich mit dem, was er zu wissen glaubt, doch in eine ausgesprochen gefährliche Lage.«
    Marten ließ sich wieder auf den Rücken sinken. Er verschränkte die massigen Arme hinter dem Kopf und schmunzelte selbstzufrieden. »Storn versucht, mich auszubooten, seit wir – seit die Khanÿ die Organisation übernommen hat. Er glaubt, dass ich sie irgendwie in der Hand habe, und versucht fieberhaft, ein Druckmittel gegen mich zu finden, um mich gegen sie auszuspielen. Er will zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, der gute Storn. Sein Ehrgeiz wird ihm allerdings früher oder später das Genick brechen.«
    »Also lieferst du ihm etwas, womit er dich erpressen kann, und er wird dich nicht mehr so aufmerksam beobachten, wie er es bisher getan hat. Dann hast du endlich freie Bahn, um ihn in aller Ruhe bei der Khanÿ in Misskredit bringen zu können. Ich verstehe. Ihr seid wirklich aus dem gleichen Holz geschnitzt, Storn und du.«
    Marten hatte den unverhohlenen Abscheu in ihrer Stimme schwerlich überhören können. Er wandte ihr langsam den Kopf zu und blickte sie spöttisch an. »Was ist, Prinzessin? Du bist doch nicht etwa enttäuscht? Denk daran, ich bin nicht der edle Ritter in unserer Familie. Du hast dich dummerweise mit dem schurkischen Bruder eingelassen.«
    Ida stand auf und begann sich anzukleiden. Marten sah ihr schweigend und immer noch mit einem süffisanten Lächeln um die Lippen zu. Als sie in ihre Stiefel schlüpfte, schlug er die Decke beiseite und stellte seine Füße auf den Boden.
    »Tu mir den Gefallen, bleib noch eine Weile hier oder halte dich zumindest aus der Küche fern. Ich muss Storn noch die Gelegenheit geben, mir ungestört das Messer an die Kehle zu setzen. Ich rufe dich zum Frühstück, wenn das erledigt ist.«
    »Du scheinst dir ja sehr sicher zu sein, dass eure Khanÿ zu dir halten wird.« Ida stand mit dem Rücken zum Fenster, die Arme verschränkt, und sah Marten mit hochgezogenen Brauen skeptisch an.
    Marten knöpfte mit seinen dicken, geschickten Fingern gelassen sein Hemd zu. »Sie ist ein gerissenes, herzloses altes Weib. Sie weiß, auf wen sie sich verlassen kann und auf wen nicht. Außerdem kennt sie mich länger und besser als Storn.«
    »So, das meinst du also.« Ida lächelte. »Seltsam nur, dass Storn ebenso sicher ist, dass sie nur auf eine Gelegenheit wartet, dich den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen. Er sagt, du seist schon lange nicht mehr ihre Nummer eins, weil du viel zu fett und bequem geworden bist. Du hättest das nur noch nicht gemerkt.«
    Marten schnaubte abfällig und ging hinaus, aber Ida hatte den kurzen Moment der Verunsicherung in seinen Augen gesehen. Sie setzte sich in das Fenster und blickte hinaus auf den Fluss, der in der Sonne glitzerte wie ein Edelstein. Das hier war nicht der düstere, bedrohliche Ort, als den sie sich den Nebelhort vorgestellt hatte, aber dennoch fühlte sie sich sehr weit von zu Hause entfernt. Was hatte sie nur geritten, sich mit diesem gemeinen, hinterhältigen Menschen zu verschwistern? Niemand würde es ihr verübeln, wenn sie die ohnehin wenig aussichtsreiche Suche nach ihrem Bruder abbräche und nach Hause zurückkehrte. Sie könnte ihren Eid ablegen und endlich wieder bei ihren Freundinnen im Gildenhaus leben. Dort gehörte sie hin, und nicht an die Seite dieses fetten Verbrechers.
    Sie seufzte leise und beugte sich aus dem Fenster, um tief Luft zu holen. Zu dumm, dass sie jetzt die Neugier gepackt hatte. Welche profitable Ware verschob diese Organisation in die Hierarchie? Und natürlich brannte sie darauf, die Anführerin dieser Bande kennen zu lernen. Eine Frau, von der gewissenlose und kaltblütige Männer wie Storn und Marten mit derart großem Respekt, ja sogar mit einiger Furcht sprachen, musste eine wirklich bemerkenswerte Persönlichkeit sein.
    »Stefan! Raus aus den Federn, du Faulpelz, das Frühstück ist fertig«, rief

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