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Anidas Prophezeiung

Anidas Prophezeiung

Titel: Anidas Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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und ließ sie zur Ruhe kommen.
    »Er kann ein ekelhafter Kerl sein, wenn er getrunken hat, unser Marty«, sagte er leise. »Wir kennen uns zwar kaum, Stefan, aber Ihr könnt Euch mir beruhigt anvertrauen. Ihr seid mir außerordentlich sympathisch. Ich halte Euch für einen sehr viel versprechenden jungen Mann. Und ich muss Euch sagen: Bei allen Vorbehalten, die ich Marten gegenüber sonst auch hege, schätze ich immerhin seine Menschenkenntnis. Er hätte Euch wohl kaum hierher zu unserem Treffen mitgebracht, wenn er Euch nicht für vertrauenswürdig hielte.«
    Er schwieg und sah sie an. Ida rückte unruhig auf der Bank herum. Sein lächelndes Gesicht zeigte nichts als Anteilnahme und die Bereitschaft, ihr zuzuhören, aber sie wusste nicht, wie sie vorgehen sollte.
    Storn schob die Krümel auf dem Tisch zu einem ordentlichen Häufchen zusammen. Er sah sie nicht an, während er fragte: »Wie habt Ihr und Marty euch eigentlich kennen gelernt, Stefan? Er hat mir nie von Euch erzählt.«
    Ida räusperte sich nervös. Das war eine der Fragen, die sie befürchtet hatte. »Es war in Nortenne. Er hat mich dabei erwischt, dass ich versucht habe, ihm die Taschen auszuräumen. Ich war acht oder neun Jahre alt damals. Er hat mich bei sich aufgenommen und sich um mich gekümmert. Ich – ich bin ihm immer noch sehr dankbar.« Sie verstummte unsicher. Storn sah sie mit einem schwer deutbaren Gesichtsausdruck an.
    »So«, sagte er leise. »Ein Taschendieb. Das erklärt manches. Marten hatte immer eine seltsame Vorliebe für kleine Gauner. Ich wusste allerdings bis heute nicht, wie weit er darin geht.« Er grinste anzüglich, und Ida wich unangenehm berührt seinem Blick aus. »Ihr teilt also seitdem Tisch und Bett miteinander, und dennoch wisst Ihr nicht, wie Marten sein Geld verdient?«, fragte Storn mit deutlicher Skepsis in der Stimme.
    Ida verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte ihn zornig an. »Natürlich weiß ich, wie er seinen Lebensunterhalt verdient, ich bin doch kein kompletter Idiot, Storn! Aber er weiht mich nicht wirklich ein, die wichtigsten Sachen verschweigt er mir. Ich weiß so gut wie nichts über eure Organisation. Ich habe keine Ahnung, woraus die Lieferung bestand, die er heute Abend kontrolliert hat, und ich bin nicht viel schlauer, was seine Abnehmer angeht. Süßer Iovve, Ihr müsst ihn doch kennen! Er würde seiner eigenen Mutter nichts anvertrauen, selbst wenn sie im Sterben läge!«
    Storn schien durch ihren Ausbruch etwas von seiner Anspannung verloren zu haben. Er lehnte sich bequem zurück und griff nach dem Weinkrug, in dem immer noch ein kleiner Rest übrig war. »Ihr seid interessiert daran, Euch unserer Organisation anzuschließen, habe ich das richtig verstanden? Und Marten steht Euch dabei ein wenig im Weg, nicht wahr?« Er lächelte und trank. Es schien ihn zu freuen. Ida wagte, sich etwas zu entspannen.
    »Nun«, fuhr er bedächtig fort, »ich bin froh, dass Ihr Euch mir anvertraut, mein lieber Stefan. Und Ihr habt Glück, denn ich bin der zweite Mann in unserer nicht gerade kleinen Organisation. Ich bin die rechte Hand der Khanÿ. Marten mag glauben, dass er derjenige ist, der ihr Ohr hat, aber das ist schon lange nicht mehr der Fall.« Er zwinkerte Ida zu, wobei sein blindes Auge sie starr und gefühllos anzublicken schien.
    »Marten war einmal ein guter Mann, der beste. Aber er trinkt zu viel, das macht ihn unzuverlässig. Ich persönlich glaube, dass er seinen Instinkt, seinen Biss verloren hat. Er ist bequem geworden, faul und unbeweglich. Es ist in unserem Metier gefährlich, zu viel Gewicht anzusetzen, wenn Ihr versteht, was ich meine.«
    Ida verstand ihn nur zu gut. »Er interessiert sich in letzter Zeit nur noch dafür, was bei der nächsten Mahlzeit auf den Tisch kommt, da habt ihr wohl Recht«, stimmte sie ihm vorsichtig zu. Storn lachte auf.
    »Darf ich Euch einen Vorschlag machen?«, begann er. Ida beugte sich etwas vor. »Ich könnte Euch einführen. Das mag Euch zwar auf den ersten Blick als ein Verrat an Marten erscheinen, aber ich versichere Euch, wenn Ihr es wirklich zu etwas bringen wollt in Eurem Leben, steht er Euch nur im Weg. Ich gebe mich mit dem, was ich jetzt sage, ganz in Eure Hände, Stefan, und ich hoffe, Ihr enttäuscht mich nicht.« Er beugte sich ihr vertraulich entgegen. »Marten hält sich für unersetzlich, und lange Zeit konnte er das auch unserer verehrten Chefin weismachen. Aber das ist endgültig vorbei. Die Khanÿ vertraut ihm nicht mehr. Wenn

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