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Anidas Prophezeiung

Anidas Prophezeiung

Titel: Anidas Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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ich ihr einen Nachfolger für ihn präsentieren könnte, der unsere Geschäftsverbindungen in der Hierarchie an seiner Stelle betreut, dann würde sie mit Sicherheit nicht nein sagen. Was denkt Ihr, Stefan? Glaubt Ihr, Ihr könntet unter meiner Anleitung Martens Platz bei uns einnehmen?«
    Ida sah ihn nachdenklich an. Es war leicht zu erkennen, was Storn sich von diesem unerwarteten Angebot versprach. Sie war in seinen Augen ein blutjunger, unerfahrener Bursche, der leicht zu lenken und beeinflussen sein musste, eine willfährige Marionette des »zweiten Mannes« dieser Organisation. Es würde sie nicht wundern, wenn Storn beabsichtigte, der Khanÿ, von der er mit echtem Respekt sprach, ebenfalls den Platz streitig zu machen.
    »Das ist ein reizvolles Angebot«, sagte sie zögernd. Sie hielt es für angebracht, nicht zu viel Begeisterung zu zeigen. »Wenn Ihr es mir wirklich zutraut ...«
    Storn lächelte sie beinahe väterlich an. »Natürlich nicht sofort, mein guter Junge. Zunächst müssen wir uns darum kümmern, Martens Verbindungen in der Hierarchie auszukundschaften. Das wird deine Aufgabe sein, Stefan. Ich werde dich persönlich ausbilden. Du wirst sehen, wir werden großartig zusammenarbeiten.«
    Ida registrierte belustigt, dass er kommentarlos zu einer vertraulicheren Anrede übergegangen war. »Ich werde mein Bestes geben«, versprach sie. »Ich bin froh, dass ich Euch begegnet bin, Storn. Meine Gefühle für Marten waren niemals sehr stark, aber ich war ihm dankbar für das, was er für mich getan hat, deshalb habe ich ihn noch nicht verlassen. Euer Angebot erleichtert mir den Entschluss.«
    Storn drückte herzlich ihre Hand. »Du hast meine Unterstützung, Stefan. Sei versichert, dass ich dich unserer Chefin empfehlen werde. Aber ich bitte dich, geh behutsam vor mit Marten, lass es ihn nicht spüren. Er mag fett und bequem geworden sein, aber er ist immer noch ein gefährlicher Gegner, wenn man ihn reizt. Geh jetzt zu ihm, versöhne dich mit ihm. Er sollte besser keinen Verdacht schöpfen.« Ida nickte gehorsam und erhob sich. Storn klopfte ihr auf die Schulter und schob sie zur Tür.
    »Eins noch«, sagte er beiläufig, während Ida zur Treppe ging. »Morgen, wenn unser zweiter Transport eintrifft, werde ich dir unsere Ware zeigen. Sie wird dir gefallen: Wir erwirtschaften einen guten Profit damit, und sie verursacht wenig Probleme, wenn man sich die Behörden vom Halse hält. Unsere Organisation ist inzwischen dank der Khanÿ groß und einflussreich genug, dass uns das kaum noch Sorgen bereiten muss. Wir sind mächtig, Stefan. Wir haben unsere Hände inzwischen fast überall im Hort im Spiel. Wäre es nicht eine lohnende Aufgabe, uns auch in der Hierarchie zu etablieren? Wenn wir beide den alten Marty erst einmal in den Ruhestand geschickt haben, steht dem nichts mehr im Weg, mein junger Freund.«
    Er zwinkerte Ida zu, die ernst den Kopf senkte und dann leise die Treppe hinaufging. Sie war sich bewusst, dass er ihr nachsah. Es blieb ihr keine Wahl, sie musste die Nacht bei Marten verbringen, denn Storn würde sie gut im Auge behalten. Trotz seiner Beteuerungen, wie sehr er ihr vertraute, gab sie sich keinen Illusionen hin. Sie war ein Werkzeug, dessen Nützlichkeit sich erst noch erweisen musste. Für Storn war sie ein Mittel, Marten bei der Khanÿ in Misskredit zu bringen und ihn letztlich kaltzustellen. Ob sie darüber hinaus für den skrupellosen Storn von Wert sein würde, war fraglich. Gut, dass sie nicht beabsichtigte, sich wirklich in seine Hände zu begeben.
    Behutsam öffnete sie die Tür zu Martens Kammer. Durch ein kleines Fenster fiel schwaches Mondlicht und erleichterte ihr die Orientierung. Martens massige Umrisse waren auf dem Bett zu erkennen, und Ida hörte ihn ruhig atmen. Sonst war die Kammer leer bis auf einen Stuhl und eine kleine Truhe. Ida stieß einen leisen Fluch aus und machte sich auf eine kalte, ungemütliche Nacht auf dem nackten Dielenboden gefasst.
    Marten grunzte leise und wälzte sich herum. »Wollen wir das erst wieder stundenlang diskutieren, Prinzessin, oder legst du dich gleich zu mir?«
    Sie sah das Funkeln seiner Augen und schnaubte resigniert. »Meinetwegen. Falls Storn auf den Gedanken kommen sollte, uns zu besuchen.« Sie setzte sich auf den Stuhl und zog ihre Stiefel aus.
    Marten hatte sich auf die Seite gedreht und sah sie an. »Und?«, fragte er.
    »Er will dich abservieren, und ich soll ihm dabei helfen. Die Khanÿ hat er auf seiner Seite, zumindest glaubt

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